Wir schlugen den Rückweg ein und während Isa und Juliette ihre Pferde noch abspritzen
wollten, ging ich hoch aufs Zimmer um mich umziehen.
Ich hüpfte noch schnell unter die Dusche bevor ich mir ein niedliches blaues Sommerkleid anzog und meine Haare trocken föhnte.
Ich steckte mir gerade eine silberne Haarspange in meinen Dutt als Juliette durch die Ketten ins Bad schlüpfte.
»Hi!«, sagte sie und stellte ihre Kosmetiktasche ab.
»Hey, alles gut?«, erwiderte ich lächelnd und betupfte meine Wangen sachte mit etwas
Puder.
»Ja, alles fit! Ich zieh mich nur schnell um!«, antwortete sie und verschwand aus dem Bad.
Ein paar Minuten später kam sie in Freizeitbekleidung wieder und öffnete ihre
Kosmetiktasche.
»Hast, du zufällig einen Lippenstift?«, fragte ich.
»Ja, welche Farbe hättest du denn gerne?«
»Äh, rot!«, sagte ich und pflückte Juliettes Lippenstift aus ihrer Hand den sie mir etwas gedankenverloren hinhielt.
»Danke!«
»Aber, du willst doch so wohl nicht zur Schülerparty!«
»Wieso? Sehe ich doof aus?«, fragte ich erschrocken und Juliette verdrehte amüsiert die Augen. »Ne, aber vielleicht ein bisschen zu übertrieben schön für das Abendessen! Lass deine Haare offen! Das steht dir echt viel besser!«, meinte sie und lachte.
»Dein Ernst? Du hast mich doch noch nie mit offenen Haaren gesehen!«, ich lachte ebenfalls.
»Stimmt, aber ich kann mir das bei dir sehr gut vorstellen!«, sie grinste.
»Ja, ganz sicher!«, erwiderte ich grinsend und löste die Spange aus meinem Haar, dass mir jetzt lang über die Schultern viel.
»Sieht schon viel besser aus! Und jetzt nimm noch diesen Nagellack!«, meinte Juliette und hielte mir einen Rose farbenen Nagelack hin.
»Wie lange soll das den bitte trocknen?«, ich sah sie entsetzt an.
»Eine viertel Stunde!«, erwiderte sie ungerührt.
»So lang?«
»Tay, das ist Nagellack und kein Essen«
»Na gut«, ich griff skeptisch nach dem Fläschchen und öffnete es.
»Die Farbe ist ganz schön krass«, sagte ich und beobachtete die Flüssigkeit im Licht.
»Aufgetragen sieht sie unverbesserlich aus. Oder du nimmst den weißen. Der fällt mehr auf. Außerdem ist weißer attraktiver«
»Gut, dass ich nicht vor habe atraktiv zu sein«, ich rieb mir übers Gesicht.
»Dein Charakter macht es«
»Wie rührend von dir. Jetzt fühle ich mich echt geschmeichelt«, stichelte ich.
Juliette trug Mascara auf, während dessen schaute sie zu mir und kicherte.
»Aber ja doch meine liebste. Das nennt man wahre Liebe«
Ich stieß sie leicht mit meinem Ellebogen an und sie lachte worauf hin ihr Mascara abrutschte.
Ein breiter schwarzer Strich zog sich nun über ihre Wange.
»Jetzt hast du mein Herz gestohlen«, lachend sackte sie auf die Knie.
»Wird das jetzt ein Heiratsantrag?«, ich ging neben ihr in die Hocke.
»Ich kriege gleich einen mentalen Anfall«, sie legte sich auf den Rücken und lachte weiter. »Zwei Mädchen erschienen nicht zur Party. Schuld daran war ein mental Breakdown« ich lacht bis mir die Tränen kamen und hatte das Gefühl, als würde ich Juliette schon ewig kennen.
»Ich sehe bestimmt aus wie Winnetous Schwester«
»Ja, schon«, stimmte ich Juliette lachend zu.
Juliette stand auf und griff nach der Body Lotion. Die neben dem Wasserhahn lehnte.
Nach ein paar Sekunden rubbeln war der Strich weg und ihre Wange rot.
»Noch etwas Rusch auf die andere Seite und es fällt nicht auf«, kicherte ich.
»Sehr witzig«, Sie griff erneut nach ihrem Make up.
»Make up oder Concealer?«, fragte sie mich.
»Stell dich nicht so an, das wird in ein paar Minuten weg sein«
»Ja, aber das Make up ist an der Stelle weg«
»Tatsache«
»Ich dachte ich kriege hier psychiche Unterstützung von dir aber nein, du machst mich fertig. Hoffentlich kommt Isa bald zu meiner Rettung«
»Ja, hoffentlich. Bis dahin gibt es nur Wasser und Brot«
Ich verließ grinsend das Bad und setzte mich auf die Fensterbank.
Das Zimmer hatte einen wirklich tollen Ausblick. Man sah die Reitplätze und unter sich den Sandweg. Unser Zimmer lag direkt über den Hallen aber zum glück bekam man nichts von den Stunden mit, es sei den, unser Fenster und das der Reithalle stand offen.
Ich mochte auch die Lage unseres Zimmers, denn es befand sich auf Eck, so dass wir zwei Fenster in unseren Zimmern hatten. Eins im Wohn und eins im Schlafbereich.
Ich schrieb eine kurze Mail an meine Mum mit einem Foto von Rocky. Sie hatte mir Fotos von dem neuen Pferd geschickt. Goldon Kiss hieß er.
Es Klopfte an die Tür und Isa kam herein.
»Sorry, dass ich mir noch so viel Zeit gelassen habe. Seid ihr schon so weit?«, fragte sie und strich sich nervös durchs Haar.
»Beeil dich, wir warten hier«, Juliette kam zu mir und ließ sich auf ein Kissen am Boden sinken.
»Gib mir eine Minute«, sagte Isa und verschwand im Bad.
»Lass uns schnell ein Stockbrot machen und dann wieder gehen«, sagte Juliette und zog ihr
Handy hervor.
»Ich muss mich nachher noch um Caros Pferd kümmern. Das habe ich ihr versprochen bis sie wieder hier ist aber ich habe echt keine Lust«, sie gähnte herzhaft.
»Wer ist denn ihr Pferd?«, wollte ich wissen.
Ihr Pferd musste bei den privaten Dressurpferden stehen, dort war ich noch nicht gewesen, denn ich hatte mir ja ein Springpferd ausgesucht,
»Ihr gehört Baywatch, ein riesen Vieh, wenn du mich fragst. Aber schick lackschwarz. Er sieht genauso aus wie Caro«, sie schaute kurz von ihrem Handy auf. »Ihr war es egal, dass er, wenn sie wieder kommt völlig aus dem Training sein wird. Schließlich sind Isa und ich keine Dressurreiterinnen. Wir können mit ihm zwar bis L Dressur reiten aber das nützt auch nichts, da er mit Passagen und Wechseln gefordert werden muss. Da hätte sie lieber einen der Dressurreiter, vielleicht auch einen der Bereiter fragen sollen«
»Aber es war ihr egal?«, vergewisserte ich mich. Eigentlich sollte es mich nicht stören, schließlich war er nicht mein Pferd aber ich fand es schade, einfach irgendeinen Reiterersatz zu besorgen - waren es auch die besten Freunde.
»Ja das stimmt. Eigentlich wollte Isa Schalin fragen, eine der Reiterinnen, die Pferde in Beritt nimmt aber ich habe ihr gesagt, dass sie das lassen soll. So nett wollte ich nicht sein. Ist doch Caros Sache, wenn sie will, dass ihr Pferd versauert. Schlecht geht es ihm ja hier nicht«, sie schaute mitleidig aus dem Fenster.
»Wenn ich kurz weg wäre würde ich euch auch fragen aber ihr springt ja und Sissi ist ein Springpferd. Aber auf eigene Gefahr. Ich hafte für nichts«, sie lachte und ich stellte mir bildlich vor, wie ich auf Sissi reiten würde. Es war ein gutes Gefühl, dass meine neue Freundin mir
ihr Pferd anvertrauen würde.
»Caro ist einfach Caro. Egoistisch und zugleich der liebenswerteste Mensch, den man sich vorstellen kann«
»Wer berietet hier denn sonst noch Pferde?«
»Generell kriegen die Bereiter ihre Berittpferde meist nicht aus privater Hand sondern von Händlern. Die kosten dann schon einiges. Das es da auch noch Leute gibt die diese Pferde kaufen... Jedenfalls musst du immer damit rechnen, dass dein Pferd verkauft wird. Naja, das ist ja auch der Sinn der Sache. Unsere Bereiter kriegen meist zehn Prozent des Verkaufpreises. Genaueres musst du Philipp fragen, er kümmert sich immer um den Papierkram. Schließlich sind die meisten Bereiter noch nicht volljährig« sie machte eine kurze Pause. »Außer Schalin sind noch Leia und Kilian Bereiter«
Schon wieder dieser Typ. Kilian. Ich war ihm bis jetzt noch kein einziges mal begegnet. Zugegeben, ich war nicht mal einen Tag hier aber er anscheinend einer der besten und beliebtesten Reiter. Vermutlich würde ich ihn schon früh genug kennenlernen, ob ich wollte oder nicht spielte dabei vermutlich keine Rolle.
Ich war gespannt, ob Philipp mich für eine Mannschaft eintragen würde, schließlich wurden nur drei Reiter mit jeweils genau so vielen Ersatzreitern gemeldet.
Danach würde es dann richtig losgehen und ich würde unter anderem auch gegen meine Freunde von zu Hause antreten.
Es fühlte sich seltsam an, gegen seine Freunde an zu treten aber bald würde ich auch gegen Juliette und Isa starten müssen. So war es im Turniersport nun ein mal.
Aber im großen und ganzen freute ich mich auf die Stimmung, das Anstoßen nach den Turnieren und die Siegerehrungen.
Das erste Turnier hatte ich mit zwölf Jahren hinter mir gehabt. Seit dem waren meine Freundinnen und ich hin und wieder auf ein paar Veranstaltungen gewesen.
Das absolute Highlight waren für uns immer die Messen gewesen, auf denen wir jedes mal ordentlich viel Geld ausgegeben hatten. Dafür hatten wir aber auch immer eine Menge Spaß gehabt.
Auch wenn ich erst seit nicht mal einem Tag hier war fühlte es sich so an, als hätte ich meine Freundinnen zu Hause schon Wochen nicht mehr gesehen.
Was wenn sie mich gar nicht vermissten?
Ein Blick auf mein Handy überzeugte mich vom Gegenteil. Seit ich mich heute Morgen von Jacqueline und den anderen Mädchen und Jungen verabschiedet hatte prankte eine dicke 12 auf dem WhatsApp Symbol.
Ich schmunzelte. Fast alle meine Freunde hatten sich bei mir gemeldet und sich nach mir erkundigt. Besonders Jacqueline schien mich wie erhofft am meisten zu vermissen.J: Hey, seid ihr gut angekommen? Wie ist es auf dem Internat und wie sind die Pferde? Sind die anderen Mädchen nett? Vielleicht komme ich nächste Woche mit deiner Mutter her. Das wäre einfach klasse! Ich vermisse dich! Schreib mir unbedingt zurück und ruf an, wenn du Zeit findest.
Ich schickte ihr ein paar Fotos vom Internatsgebäude und Rocky und mir. Ich schrieb ihr, dass ich mich sehr wohlfühlte und ich sie auch sehr vermissen würde. Von Juliette und Isa erzählte ich ihr vorerst nichts, da ich Jacki nicht verletzten wollte.
Ich freute mich sehr, wenn sie nächste Woche wirklich zusammen mit meiner Mum herkommen würde. Dann könnte ich ihr endlich alles zeigen und sie hätte endlich ein richtiges Bild vor Augen.
Ich bürstete noch ein mal durch meine Haare, atmete tief durch und verließ dann zusammen mit Juliette und Isa das Zimmer.

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Reiten auf Ewig
RomanceDie 17- jährige Taylor hat nur eine Leidenschaft- Reiten. Um im Reitsport weiterzukommen muss sie an das internationale Reitinternat ihrer Tante und ihres Onkels. Dort begegnet sie Duplo, dem talentiertem Nachwuchspferd ihrer Tante und möchte dieses...