»Erzähl, erzähl, erzähl«, drängte Isa zum wiederholten Male und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd während wir nebeneinander einen kleinen Bach entlang trabten.
Ich liebte den Ausblick, den Wind auf meiner Haut und die gleichmäßigen Tritte von Baywatch. Was gab es schöneres als so entspannt leicht zu traben?
»Ich habe euch doch bereits alles gesagt«, ich lachte und Juliette, die vorn ritt, drehte sich amüsiert zu uns um.
Als der Weg breiter wurde gesellte sie sich neben uns und wir parierten zum Schritt durch.
»Du und der junge Profireiter«, sie schlug sich die Hand aufs Herz und ich stieß sie hart mit dem Ellebogen an. Sissi reckte den Hals und trabte an.
Isa schmunzelte. »Magst du ihn denn nicht?«
»Quatsch, sie steht auf ihn« Juliette parierte ihre Stute wieder durch und schaute mich so herausfordernd an, dass ich ebenfalls lachen musste.
»Schon«, ich zögerte.
»Du bist es ihm und dir schuldig heraus zu finden was das zwischen euch ist«, Juliette nahm die Zügel auf.
»Vielleicht chrushst du ja auch nur auf ihn. Dann geht das schneller vorüber als du denkst«
»Oder er auf mich«, ich nahm ebenfalls die Zügel auf.
»Vielleicht schaut er dir auch nachher beim Training zu. Ich liebe Klischee« Juliette verzog den Mund zu einem breiten Grinsen.
»Juliette, lassen wir die Arme doch mal in Ruhe«, neckte Isa mich.
»Nein, ich rede gerne mit euch darüber aber wenn ich das jetzt weiter tue, bin ich heute Nachmittag Trainingsunfähig«, gab ich zurück.
»Ah okay«, Juliette nickte heftig und erntete einen gespielten strengen Blick von Isa.
»Wir könnten jetzt denn Hang hoch traben und dann den Feldweg hinunter galoppieren«, lenkte diese ein.
»Genau, und dann rechts in den Wald, Dahinter müssten dann die Maisfelder kommen.
Dann ein Stück auf dem offiziellem Reitweg und am Waldrand lang«, Juliette stieß hörbar die Luft aus. »Ich kann wieder vorn reiten aber ab dem Maisfeld müssen wir hintereinander reiten«
Sie trabte vorweg und Isa und ich folgten ihr
Dabei lehnte ich mich minimal nach vorn um Baywatch den Aufstieg zu erleichtern.
Der Wind zerzauste seine Mähne und ich klopfte den Hals des großen Wallachs. Wie viel Glück konnte man haben, solch ein Pferd jeden Tag reiten zu können.
Oben auf dem Hang angekommen rief Juliette das Signal zum angaloppieren aus.
Ich galoppierte an und ging dann in den leichten Sitz über.
Baywatchs Galopp war atemberaubend. Sein weiter raumgreifender Galopp ließ mich das Gefühl haben zu fliegen. Ich betrachtete die Landschaft neben uns und genoss dieses herrliche Gefühl. Kein Springen, keine Dressur - einfach nur pure Freiheit und das Gefühl zu fliegen.
Als wir in den Wald abbogen parierten wir kurz durch zum Trab um nach der Kurve wieder anzugaloppieren.
Die Blätter raschelten und das Braun der Baumstämme löste angenehme innerliche
Ruhe in mir aus.
»Das ist so herrlich«, rief ich Isa zu, die lachte und sich nach vorne auf den Hals ihrer
Stute legte.
Ich atmete noch ein letztes Mal die frische Luft ein, dann parierten wir zum Schritt durch.
Wenig später trabten wir hintereinander durch die Maisfelder, bevor wir an einer leicht befahrenen Landstraße zurück zum Schloss ritten.
Am Waschplatz wusch ich Baywatchs Beine und fettete seine Hufe ein.
Es war inzwischen halb eins und ich wartete im Innenhof auf Juliette und Isa um mit ihnen gemeinsam zum Essen in die Kantine zu gehen.
Ich überlegte, ob ich vielleicht versuchen sollte Rocky mit Halsring zu springen, entschied mich aber dagegen. Ich musste trainieren um an der Schule bleiben zu dürfen.
Ich musste Leistung bringen und das klappte nur, wenn ich auch etwas dafür tat.
Die Tür zum Innenhof öffnete sich und ein paar Jungs traten hinein. Unter ihnen auch
Kilian.
Ich blickte vom Handy auf und unsere Blicke trafen sich. Er lächelte und ich lächelte zurück.
Jemand stieß mir hart in die Seite.
»Au!«, beschwerte ich mich.
»Sorry Süße, aber das würdest du später bereuen«, Juliette deutete auf die Mädchen die tuschelnd zu uns herüber schauten.
»Aha, verstehe«, ich stand auf und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Vermutlich würde ich das tatsächlich bereuen. Direkt in den ersten Tagen Gesprächsthema der gesamten Schule zu werden waren wirklich nicht die rosigsten Aussichten.
Wir beluden unsere Teller mit Nudeleintopf und setzten uns an einen freien Tisch an
Fenster.
»Möchtest du erst Springen oder Dressur reiten«, fragte Juliette kauend und schob sich einen weiteren Bissen Nudeln hinterher.
»Springen. Ich habe nur noch keinen der die Hindernisse umbaut« ich seufzte und trank einen Schluck Wasser.
»Ich kann das machen. Juliette hat eine Gruppenstunde im Gelände« bot Isa mir an.
»Hast du schon den Platz reserviert?«
»Philipp hat gestern für mich reserviert. Allerdings meinte er, dass ich ab nächster Woche, wenn die Schule losgeht wohlmöglich keinen Platz mehr für mich allein habe.
Entweder ich reite bei einer Stunde mit oder teile ihn mir ganz normal mit den Schülern«, gab ich zu bedenken.
»Das stimmt. Aber es sind so viele Hindernisse auf dem Platz, da könnten wir auch Zusammen reiten« Juliette schob ihr Tablett zurück. »Richtig stressig wird erst alles in der Klausurenphase«
Plötzlich schlungen sich zwei Arme um Juliette und sie zuckte erschrocken zusammen.
Hinter ihr stand ein Junge der ihr verdammt ähnlich sah.
»Musst du mich immer so erschrecken?«, fauchte Juliette und schlug um sich.
Der Junge lachte und setzte sich neben sie. »Ich bin Logan. Entschuldigt, meine Schwester besitzt nicht den Anstand mich vorzustellen«, er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Juliette brummte etwas unverständliches und ich verkniff mir ein Grinsen.
Geschwisterliebe - wer kannte es nicht?
Logan lehnte sich zurück. »Und du bist wer?« er musste mich gemeint haben, denn er schaute mich direkt an.
»Taylor. Freut mich dich kennenzulernen«, erwiderte ich freundlich und zwang mich zu einem Lächeln.
Logans Augen weiteten sich für einen kleinen Augenblick. »Kilians Taylor?«
»Wie bitte?«, ich war verwirrt.
Auch Isa schaute Juliettes Bruder verwirrt an.
»Verzeih, Logan aber wir haben heute schon genug über ihn geredet. Außerdem verdirbst du mir das Essen«, keifte Juliette ihren Bruder an.
»Dann ist ja gut, dass du schon aufgegessen hast«, erwiderte dieser trocken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Kilian meinte, dass du hübsch bist aber da hat er wohl untertrieben«
Logan grinste frech und ich schaute ihn verständnislos an.
Versuchte er etwa mit mir zu flirten?
»Verpiss dich man«, fuhr seine Schwester ihn an.
Logan wuschelte Juliette durchs Haar und ihr Blick wurde immer düsterer.
»Ich muss eh gleich los, keine Sorge«, erwiderte er und strich seine dunkelblonden Haare nach hinten.
»Hast du gleich Training oder hast du noch vor zu trainieren?«, fragte ich überflüssigerweise.
Er schaute mich an als wäre ich ein ekliges Insekt. »Ich trainiere nur dann, wenn ich muss. Da ist mir die Zeit bei den Jungs schon mehr von Bedeutung«
Ah, noch so einer der die Chance zum Profireiter nicht richtig ernst nahm. Sahen er und Juliette auch noch so gleich aus, ihre Charakter hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Juliette war zielstrebig, selbstbewusst, nahm sich viel Zeit für ihre Freunde und trainierte viel und gerne, am liebsten im Gelände.
Logan schien das genaue Gegenstück von ihr zu sein- trainierte anscheinend nur wenn er musste, nervte am liebsten seine Schwester und schien mir irgendwie auch etwas verpeilt.
Juliette rückte ihren Stuhl zurück und nahm ihr Tablett in die Hand.
»Meine Freundin hat gleich noch einen Termin und ich muss mit Sylvie und Aaron ins Gelände. Wir haben also keine Zeit mehr, tut mir leid, komm ein andern mal wieder«, sie stapfte in Richtung Tablettwagen ohne sich noch einmal zu uns um zudrehen.
Isa und ich standen ebenfalls auf.
»Ist sie nicht liebenswürdig?«, Logan schaute Juliette nach, als wäre sie irgendein niedliches Haustier und ging dann ebenfalls los.
»Bis dann mal«
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Reiten auf Ewig
RomantizmDie 17- jährige Taylor hat nur eine Leidenschaft- Reiten. Um im Reitsport weiterzukommen muss sie an das internationale Reitinternat ihrer Tante und ihres Onkels. Dort begegnet sie Duplo, dem talentiertem Nachwuchspferd ihrer Tante und möchte dieses...