Vor einer halben Stunde war Mum zusammen mit ihrem neuen Youngster abgefahren.
Ich selbst hatte ihn nur kurz gesehen, fand aber genau wie meine Mum, dass er sehr vielversprechend aussah.
Fröhlich trat ich durch das Tor in den Stall. An den Anbindehaken die rund um die große Eiche angebracht waren, die in der Mitten auf dem Schlosshof wuchs, waren ein paar
Pferde angebunden.
»Taylor!«, hörte ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen. Ich erkannte Lilly die mir hektisch zuwinkte.
»Oh, hi!«, rief ich ihr zu und wollte gerade zu ihr gehen um ihr etwas Gesellschaft zu leisten doch da tauchten Tante Jenny und Onkel Philipp auf.
»Taylor, komm! Wir wollten doch noch eine Runde durch den Stall drehen!«, rief Jenny mir zu. Ich lächelte Lilly entschuldigend zu doch sie winkte lässig ab.
Wie konnte sie so gelassen sein? Hätte sie mich einfach stehen gelassen - wenn auch mit entschuldigendem Blick - wäre ich vermutlich schon ein klein wenig Enttäuscht gewesen.
Doch Lilly schien es nicht sonderlich viel aus zu machen denn sie schnappte sich bückte sich wieder um Silvesters Beine zu putzen.
»Ich schlage vor du schaust dich erst um und wir sagen dann etwas zu dem jeweiligen Pferd!«, meinte Philipp bestimmt. Ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe.
Wie sehr hatte ich mir diesen Moment herbei gesehnt und jetzt lag er vor mir.
Langsam drehte ich mich im Kreis. »Äh, ...«, stotterte ich.
»Wie weit bist du denn zu Hause mit dem Training?«, fragte Jenny.
»Ich springe sicheres M Niveau bin aber auch schon mehrere S- Parcours gesprungen«
»Und in der Dressur?«
»In der Dressur reite ich auf L Niveau und trainiere auf M hin«, erwiderte ich.
»Hm!«, Phillip überlegte doch dann kam er zu einem Entschluss aber bevor er seinen Gedanken aussprechen konnte hatte ich schon entschieden.
»Könnte ich vielleicht den Fuchs dort reiten?«, fragte ich und schickte Stoßgebete zum Himmel. Der kleine Fuchs war mir erst jetzt aufgefallen. Er streckte den Hals über die Boxentür und beäugte uns neugierig. Er hatte eine Blume auf der Stirn und weiße Fesseln
wie ich beim genaueren Hinsehen feststellte.
»Rocky?«, Phillipp schmunzelte. »Sicher, aber in der Dressur wirst du an deine Grenzen stoßen!«
»Danke!«, rief ich vergnügt und freute mich dabei fast wie ein Kleinkind - das zweite mal heute schon. Aber ich hatte eigentlich auch allen Grund dazu. Ich lebte mein Traumleben und dazu durfte ich noch mein Wunschpferd reiten.
»Kann ich ihn heute schon reiten?«, ich schaute Jenny flehend an. Das war die Chance für ein bisschen Ruhe.
»Meinetwegen, aber Philipp schaut zu, ja? Nicht das noch was passiert schließlich kennst du das Pferd nicht«
»Ja!«, ich freute mich ehrlich. Noch nie hatte ich dieses Gefühl gehabt ein Pferd unbedingt reiten zu wollen als diesen kleinen süßen Fuchs der aussah wie ein XXL Kinderpony.
Rocky rocked Boy, stand auf seinem Schild.
Ich schnalzte mit der Zunge. Rocky hob kurz den Kopf, verbarg dann aber auch schon wieder seine weiche Nase im Heu.
»Rocky, ich habe eine leckere Möhre für dich!«, flüsterte ich und hielt dem Wallach eine Möhre hin. Wie auf ein Kommando schoss sein Kopf nach oben und er drehte sich zu mir um.
Ich nutzte die Gelegenheit als er in die Möhre biss und legte ihm sein Halfter an. Dann befestigte ich einen Strick am Führring.
»So hast du es brav gemacht!«, nuschelte ich und zerzauste dem Wallach seine strubbelige Mähne.
Wie gebändigt senkte Rocky den Hals und schüttelte sich. Ich amüsierte mich jedes Mal, wenn sich ein Pferd schüttelte.
»Wie ein nasser Hund!«, ich lachte, öffnete die Boxentür und ging gemeinsam mit Rocky aus dem Stall. Ich liebte das Geräusch von seinen Eisen auf dem harten Boden und sein glänzendes Fell in der Sonne.
»Hey, Lilly, kann ich Rocky neben dir anbinden?«
»Uh, Rocky!«, stellte Lilly ein wenig kritisch fest. »Ja klar«
»Bevor du Jenny und Philipp beschuldigst, ich wollte Rocky reiten!«, klärte ich Lilly schnell auf bevor sie etwas gegen den süßen Wallach sagen konnte.
»Wie kommst du darauf, dass ich etwas sagen wollte?«, kicherte Lilly und wandte sich wieder Silvester zu.
»Wo mit willst du Rocky eigentlich putzen?«, fragte sie und schaute mich amüsiert an. Ich räusperte mich.
»Das wollte ich dich auch noch gefragt haben!«, erwiderte ich zerknirscht und machte ein langes Gesicht.
»Typisch neue!«, Lilly lachte schon wieder.Die Sattelkammer befand sich in einem gemütlich vertäfelten Raum. An den Wänden standen unzählige Spinde und Stiefel.
»Jedes Pferd hat einen halben Spind!«, erklärte Lilly mir. »Rockys Spind ist der vierte von hinten in der Mitte rechts«
»Ah«, ich war wenig beeindruckt. Hier waren so viele Leute, wie reichten da diese
Spinde?
Lilly schien die Frage an meinem Gesicht ablesen zu können. »Viele haben alles auch in ihren Zimmern. Nur latsch du dann immer wieder hoch deinenSattel holen!«Mit dem passendem Putzzeug und seinem Sattel ging ich wieder zu Rocky der fröhlich in der Sonne stand und döste.
Ungefähr zehn Minuten später ging ich mit meinem Wallach auf den Springplatz.
Phillip hatte sich gemütlich auf die Aufstiegshilfe gesetzt und Lilly lehnte an der Bande.
Rocky hatte keine wahnsinnigen großen Schritte, weshalb ich seine Galoppsprünge gut einschätzen konnte.
Nach ein Paar Runden Schritt und unzähligen Handwechseln trabte ich an.
Rocky stand fein an den Hilfen und reagierte gut auf meine Galopphilfe.
Wir umrundeten gesamten den Platz um Rockys Takt zu finden und ihn in einem guten
Galopp zu halten.
Philipp war so nett gewesen und hatte die Hindernisse auf ein niedrig gebautes E Niveau
herunter gestellt.
Zum aufwärmen und vorbereiten nutze ich ein kleines Kreuz das in der Mitte des Platzes stand..
Ich übersprang es einpaar mal hinter einander und wusste nach dem dritten Sprung, worauf ich bei Rocky besonders viel wert legen musste.
Danach ließ ich Rocky noch Mal die lange Seite herunter Galoppieren und wendete ihn schließlich vom Hufschlag ab.
In einer geraden Linie ritt auf den Steilsprung zu.
Als der Wallach abhob ging ich in den leichten Sitz und landete viel zu schnell wieder auf dem Boden. Als Rocky aufkam federte ich leicht mit.
Ich wechselte die Hand und sprang den gelben Steilsprung noch ein mal.
Beim Oxer ließ ich Rocky etwas zu sehr laufen weswegen er die oberste Stange mit. nahm. In Gedanken stellte ich mir immer wieder einen neuen Parcours zusammen.
Linke Hand Oxer, dann die Wälle und danach die niedrige Kombination. Dannweiter auf die rechte Hand und roter Steil, Über den Wassergraben, die Mauer, und den gelben Steilsprung - Ja, so sollte es funktionieren.
Bevor ich erneut angaloppierte bat ich Phillip die A Steilsprünge zu kleinen M Sprüngen und den Oxer auf L zu stellen. Die Mauer und Wälle blieben A Höhe.
Ich gab die Galopphilfe und galoppierte aus dem Schritt heraus an. Zum Oxer waren es noch zwei Galoppsprünge, einen, Beine zu, leichter Sitz, Hände vor und schon waren wir drüber.
Ich nahm Rocky zurück, korigierte den Galopp und ließ ihn die Wälle an der langen Seite springen.
Dann kam die Kombination.
Ich versuchte das Tempo zu halten, zählte die Galoppsprünge und dann waren wir auch schon über den Einsprung drüber. Ich versuchte ihn möglichst spät ziehen zu lassen, damit er aus der Kraft sprang.
Der zweite Sprung war ein niederiger Oxer.
Ich zählte bis vier, ging in den leichten Sitz, gab die Hände leicht vor und federte ab Jetzt lag es am fliegenden Wechsel ob wir passend zum M Sprung kamen.
Ich setzte mich schwer hin, schob einen Galoppsprung durch, legte mein Bein zurück und wartete auf das Pferd
Rock sprang um, ich strich innen über und wir galoppierten auf den zweiten Steil zu.
Dabei dachte ich die ganze Zeit ans durchparieren obwohl ich ihn früher als davor zum Sprung hinziehen ließ.
Eins, zwei, drei, hinziehen, hinziehen, hinziehen - und drüber waren wir.
Auch der Rest des Parcours war einwandfrei.
Zum Schluss sprang ich Rocky die Mauer noch zwei mal aus der Kraft in dem ich den Galopp noch ein mal sehr langsam und klein hielt.
Ich hatte das Gefühl, dass ich komplette Kontrolle über meine Handlungen hatte weil der Sprung so weich war.
Erst als ich Rocky am Ende durch parierte merkte ich, wie nass geschwitzt er war.
Philipp war nach dem letzten hochstellen der Sprünge verschwunden.
»Rocky war richtig gut«, meinte Lilly und fasste nach Rockys Zügel während ich meine Jacke auszog
»Danke!«, erwiderte ich und klopfte den nassen Hals meines neuen Trainingspferdes.
Das springen hatte mir sehr gut getan da ich mich endlich auf etwas anderes hatte
konzentrieren müssen.
Ich lehnte mich nach vorn und strich durch Rockys Mähne. Wie froh war, diesen kleinen
Fuchs reiten zu dürfen.

DU LIEST GERADE
Reiten auf Ewig
RomanceDie 17- jährige Taylor hat nur eine Leidenschaft- Reiten. Um im Reitsport weiterzukommen muss sie an das internationale Reitinternat ihrer Tante und ihres Onkels. Dort begegnet sie Duplo, dem talentiertem Nachwuchspferd ihrer Tante und möchte dieses...