Kairi:
Angst, blanke Angst beherrschte meine Gedanken. Sie fraß sich tief hinein in den Körper, versuchte mich erstarren zu lassen. Doch mein heftig schlagendes Herz hielt mich lebendig. Es schmerzte. So schnell schlug es. Es war nicht die Furcht aufgrund des Bebens, das das Dorf erschütterte. Ja vielleicht ein bisschen. Aber der Ursprung meiner Angst beruhte auf etwas anderem.
Erneut rief ich die Namen meiner beiden Mädchen. Gemeinsam mit ein paar älteren Freunden waren sie vor ein paar Stunden ins Zentrum gelaufen. Und von dort kam das Beben. Ausgerechnet jetzt musste mein Mann nicht im Land sein.
Fest ballte ich die Hand zur Faust und presste sie auf meinen Brustkorb. Ich durfte jetzt nicht innehalten. Denn schließlich zählte jede Sekunde. Wozu hatte ich mich denn vor einigen Jahren zur Medic-Nin ausbilden lassen, wenn ich jetzt nicht fähig war zu helfen.
Doch jetzt stand ich vor der Frage, was zu tun war. Meine Mädchen waren noch irgendwo in der Stadt. Im Auge des Sturms. Andererseits gab es viele Verletzte, denen ich das Leben retten konnte.
"Verdammt", entfuhr es mir und ich schlug mit der Faust in die Mauer unseres Gartens. Es krachte als ein Teil davon in sich zusammenfiel. Doch das störte mich nicht. Ich musste ins Zentrum. Dort wo die Verletzten waren und hoffentlich auch meine Mädchen. Bitte Kami, lass sie unverletzt und sicher sein.
Hell strahlte der Mond am dunklen Himmel, verdeckt nur von einigen Wolken, die gemächlich vorbeizogen. Und direkt unter ihm auf einem der Dächer im Zentrum der Stadt, saß eine riesenhafte Gestalt, so groß, dass sie mehrere Dächer brauchte um sitzen zu können. Ruhig war sie keineswegs. Immer wieder warf sie den Kopf herum, als befände sie sich in einem Kampf. Einem Kampf mit sich selbst. Ich wagte nicht darüber nachzudenken, was passiert war, dass der Bijuu die Kontrolle über das Kind bekommen konnte.
Schon früher hatten sich die Menschen hier vor ihm gefürchtet, ihn gemieden, teilweise auch beschimpft, nur um schnellstmöglich das Weite zu suchen. Die Abneigung ihm gegenüber hatte mir schon früher Bauchschmerzen bereitet. Und einzig sein Onkel Yashamaru hatte ihm das gegeben, was ein Kind in diesem Alter am meisten brauchte. Liebe. Doch das Verhalten des Vaters machte alles nicht besser. Durch meinen Mann wusste ich, wie dieser zu seinem Sohn stand. Mein Schwiegervater befand sich im Ältestenrat. Sie betitelten Gaara als "gescheitertes Experiment", als wäre er eine Sache und kein menschliches Wesen, mit Gefühlen. Ein Mittel zum Zweck, um Macht und Stärke zu demonstrieren.
Und nun, als ich in die Gesichter der Leute blickte, wie sie mit starrem Blick, das wütende Wesen dort oben auf den Dächern, beobachteten, wusste ich, dass die Saat der Furcht nun aufgegangen war. Was der Kazekage nun unternehmen würde, wollte ich gar nicht wissen. Es ließ Übelkeit in mir aufsteigen, auch nur daran zu denken. Ein wenig mehr Mitgefühl, ein wenig mehr Liebe seinem Sohn gegenüber und vielleicht hätte sich das hier dann verhindern lassen.
Vielleicht wären dann nicht so viele Erwachsene, Alte und auch Kinder unter den Trümmern begraben. Auch meine könnten irgendwo unter den Trümmern der eingefallenen Häuser sein. Allein dieser Gedanke ließ mich noch mehr zittern. Meine Sicht war schlecht aufgrund des aufgewirbelten Sandes, der sich nur langsam legte.
Erneut erklang ein Brüllen auf dem Dach. Doch Gaara oder vielmehr Shukaku machte nicht länger den Versuch anzugreifen. Sein ganzer Körper begann zu zittern und zu beben, schrumpfte immer weiter, bis ich schließlich nur noch eine kleine zarte Silhouette dort oben stehen sah. Die Gestalt eines Kindes. Ich erwartete, dass Gaara zusammenbrach oder mit dem Weinen begann. Doch nichts davon trat ein.
Er stand noch eine Weile dort oben, ehe er schließlich ein Jutsu anwandte und in Form von aufwirbelnden Sand verschwand. Fast schien es, als wäre der Junge nun fähig den Bijuu in ihm zu kontrollieren. Doch zu welchem Preis? Es fröstelte mich fast schon daran zu denken.
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die Schrottsammlerin
FanfictionAsna ist eine von vielen Kriegswaisen in einem Kinderheim von Sunagakure. Dass aus ihr eines Tages, die vielerorts gefürchtete, wie bewunderte Schrottsammlerin wird, hätte sie im zarten Alter von acht Jahren wohl niemals erwartet.