5. Schatten in der Nacht

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Asna (10 Jahre)

Fest presste ich meinen Körper an die Hausmauer, beruhigte meinen Atem, ehe ich vorsichtig ums Eck linste. Das Licht im Haus hatten sie gedimmt. Längst saßen seine Bewohner nicht mehr im Wohnzimmer. Sie schienen ins Bett zu gehen.

Es waren nur ein paar Schritte für mich. Und dennoch so riskant, denn niemand durfte mich sehen. Gesucht wurde ich längst nicht mehr. Der Kazekage hatte die Suche schon nach zwei Tagen abgeblasen. Die Chunin hatte ich darüber reden hören, dass er sich eher weniger um das Leben eines einzelnen, missgestalteten Kindes sorgte.

Dass das alles von Kairi ausgegangen war, wusste ich. Mehr als zwei Tage hatte sie leider auch nicht heraushandeln können. Manchmal beobachtete ich sie noch. Wenn sie im Morgengrauen zum Heim ging. Oder abends nach Hause. Inzwischen wusste ich mich in den Gassen Sunagakures zu bewegen, ohne aufzufallen.

Von den belebten Orten hielt ich mich fern. Tauchte dort nur auf, wenn die Leute träge von der Mittagshitze waren oder sie die Müdigkeit am Abend ummantelte. Wenn ich stahl, dann waren es fast nie Geldbörsen, sondern Nahrungsmittel. Am häufigsten Brot. Es war am nahrhaftesten.

Geld stahl ich nur, um es ans Waisenheim zu schicken. Als Spende. Dass sie die Kinder besser versorgen konnten. Manchmal hatte ich auch darüber nachgedacht es Kairi zu geben. Aber dann würde sie wissen, dass ich noch irgendwo dort draußen war. Es war besser, wenn sie dachte, dass ich nicht mehr existierte. Zumindest nicht mehr in ihrem Leben. Uns trennten Welten.

Und dennoch war sie anders. Obwohl ihr Mann gutes Geld verdiente und damit die Familie über Wasser hielt. Sie sorgte sich um die Menschen die weniger hatten und setzte sich für sie ein. Die schiefen Blicke, die sie manchmal zugeworfen bekam, interessierten sie nicht. Weil es Kairi gab hatte ich noch Hoffnung.

Erneut schielte ich um die Ecke. Mein Herzschlag hatte sich inzwischen beruhigt. Der Sand war kühl unter meinen nackten Füßen. Der Wind würde die Spuren schnell wieder verwischen. Dann rannte ich auf das Haus zu und presste mich an die Mauer, schloss für einen Moment die Augen und tastete nach dem Chakra von dessen Bewohner.

Durch viel Üben hatte ich es geschafft mein Chakra zu kontrollieren und auch das anderer erfühlen zu können. Mein gutes Gehör half mir dabei. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Zu gerne würde ich hier irgendetwas anrichten. Einmal hatte ich schon darüber nachgedacht einen Haufen Tierkot vor diese Tür zu scheffeln.

Vielleicht eines Tages. Wenn ich mich - im Fall, dass Raidon mich erwischte - auch richtig wehren konnte. Ich war groß genug um in die Tonne blicken zu können. Langsam und vorsichtig um kein Geräusch zu machen, langte ich nach dem Brot. Es war ein wenig angeschwärzt, aber noch essbar. In den anderen Tonnen fand ich noch zwei Datteln.

Auch die wurden in meiner Tasche verstaut. Ganz dicht trug ich diese am Körper. Wohl wissend, dass mir diese wertvolle Beute bald wieder gestohlen werden konnte, wenn ich nicht aufpasste. Vor allem, da ein zehnjähriges Mädchen wie ich, vielen als leichtes Ziel erschien. Aber so schnell konnte man mir nichts abluchsen.

Einem Schatten gleich machte ich kehrt und huschte wieder in die Gasse zurück. Die Tasche fest an meine Seite gedrückt. Bis zu meinem und Yugures Versteck war es ein weiter Weg. Denn schließlich hatte ich mich für diesen Diebstahl ins Zentrum der Stadt vorgewagt. Raidon wohnte nicht gerade am Rand.

Während des Rennens griff ich in meine rechte Jackentasche und fühlte nach dem kalten Metall des Kunai. Es verschaffte mir eine gewisse Sicherheit.

Die Dunkelheit der Gassen bedeutete Sicherheit und gute Verstecke. Aber auch Gefahr und Hinterhalt. In den eineinhalb Jahren, die ich nun schon auf der Straße lebte, hatte ich, oft auch schmerzvoll, lernen müssen, welche Wege es zu vermeiden galt. Von Zentrum bis ins Viertel der Asche war es ein weniger Weg. Häufig mied ich die engen, dunklen Gassen, wohl wissend, dass dort ein paar Räuber warten konnten. Wobei...das waren wir alle. Aber manche schienen Spaß daran zu haben, andere zu verfolgten und ihnen Angst einzujagen. Manchmal kam sogar jemand zu Tode.

die SchrottsammlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt