Yugures Körper war heiß. Schweiß rann ihre Stirn hinab, als sie sich, von uns gestützt, durch die Dünen kämpfte. Zwar nahmen ihre Kaitos Kräuter einen Großteil der Schmerzen, doch sie war sehr schwach. Hinzu kam die Kälte der Nacht. Trotz dem zusätzlichen Mantel fror sie erbärmlich. Auch wenn sie sich nicht beklagte. Kein Ton kam über ihre Lippen. Dafür war Yugure zu stolz.
Als wir nicht mehr weit vom Tor entfernt waren, bat Kaito uns für einen Moment zu warten. Erschöpft sanken wir auf die Knie. Im Gegensatz zu heute Nachmittag war der Sand nun eiskalt. Die entzündete Wunde an Yugures Arm stank bestialisch. Dennoch hielt ich sie weiterhin fest. Ihre Augen flatterten müde. Ein Zittern ging durch ihren Körper. Ich bemerkte, wie mein Herz stockte, als sie ihren gesunden Arm hob und die Hand auf meine legte.
„Halte dich künftig von den Mülltonnen fern, Asna", sage sie mit bebender Stimme. Ich hielt inne, bestätigte sie mir doch eben genau, was ich mir gedacht hatte.
„Ratten", murmelte ich. Yugure nickte schwach.
„Ich habe heute viel nachgedacht, um mich wachzuhalten. Manchmal habe ich es bereut an deiner, statt zu den Mülltonnen gegangen zu sein. Doch nun, denke ich anders. Halte dich an Yun."
„Wer?", begann ich, wurde jedoch von sich nähernden Schritten unterbrochen. Zwei Gestalten kamen in unsere Richtung. Der Mann neben Kaito trug die Uniform der Stadtwache. Sofort sprang ich auf, zückte das Kunai und stellte mich schützend über Yugure.
Überraschung blitzte in den Augen meines Gegenübers auf. Kaito schüttelte leicht den Kopf und ich trat zögernd einen Schritt zurück, als Yugure beim Anblick des Fremden zu lächeln begann.
"Yun", sagte sie leise.Der Fremde kniete sich neben sie und nahm vorsichtig ihre Hand. Ich hatte ihn schon ein paar Mal gesehen. Er war Teil der Stadtwache. Aber weshalb kannte er Yugure. Sie sprach so vertraut mit ihm, dass ich nicht wusste wie mir geschah. Hatte sie nicht immer gegen die Regierung und die Shinobi geschimpft. Gegen die Regeln und wie man mit uns umging? War das eine Lüge gewesen?
„Yun, das ist Asna", sagte Yugure leise und ich spürte den Blick des Mannes auf mir. Etwas spannte sich in mir an. Ich ahnte, was sie wollte. Doch ich würde mich nicht binden, nicht vertrauen, keine Freundschaften schließen.
Yun musterte mich einen Moment lang. Ich erwiderte den Blick. Versuchte in seinen Augen zu lesen. Doch darin konnte ich lediglich seine Sorge um Yugure erkennen. Sorge und Trauer. Kaito trat neben mich und legte mir die Hand auf die Schulter. Dadurch fühlte ich mich tatsächlich ein Stück wohler.
„Schein so, als würde das das Ende meines Weges sein, Yun", sagte Yugure leise. Der erwiderte nichts, sondern umgriff ihre Hand etwas fester. Seine Lippen bebten leicht. Fragend blickte ich zu Kaito, doch er schüttelte nur den Kopf. Vermutlich wusste er auch nicht mehr, außer, dass die Beiden sich kannten.
Yugures Atemzüge wurden immer unregelmäßiger, als Yun plötzlich in den Himmel deutete. Dieser hatte sich ungewöhnlich verdunkelt. Wolken türmten sich dort und der Wind wurde immer heftiger. Nicht mehr lange und es würde zu regnen beginnen. Eine Seltenheit in der Wüste.
„Das ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen. Verbrennt bitte meinen Körper und streut meine Asche in den Wind. Ein bisschen Freiheit möchte ich mir jetzt doch noch erlauben", entkam es Yugure. Ihr Blick huschte zwischen Yun und mir hin und her. Sie hatte die Mauern um Sunagakure immer als Gefängnis betrachtet. Nun war sie frei, wirklich frei.
Wenn ich sie so ansah, wie sie dort im Sand lag. Yun hatte ihr die Augen geschlossen und hockte still daneben. Jeglicher Worte beraubt. Ich fühlte mich taub. So war das also, wenn jemand starb. Yugure und ich waren uns nicht allzu nahegestanden, aber dennoch hinterließ ihr Tod eine gewisse Leere in mir.
Wir verbrannten Yugures Körper, so wie sie es sich gewünscht hatte. Die Wolken waren inzwischen nahezu schwarz. Doch Yun schien das nicht zu kümmern. Er lächelte sogar traurig, mit Blick in den Himmel. Dann holte er für einen Moment Luft, um die Asche mithilfe eines einfachen Jutsus fortzublasen.
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die Schrottsammlerin
FanfictionAsna ist eine von vielen Kriegswaisen in einem Kinderheim von Sunagakure. Dass aus ihr eines Tages, die vielerorts gefürchtete, wie bewunderte Schrottsammlerin wird, hätte sie im zarten Alter von acht Jahren wohl niemals erwartet.