Sezuna schüttelte den Kopf. Es war nicht die richtige Zeit und schon gar nicht der richtige Ort, um sich über diese Dinge Gedanken zu machen. Sie sollte sich lieber weiter umsehen, damit sie einschätzen konnte, was sie tun konnte. Obwohl sie sich geeinigt hatten, dass sie an der Stelle, an der sie landete, bleiben sollte, wollte Sezuna zumindest die nahe Umgebung nach Gefahren absuchen. Sie durfte sich allerdings nicht zu weit entfernen.
Irgendwie war die Luft hier seltsam. Die Konzentration von Sternenstaub, der Essenz des Lebens und der Magie, war in dieser Welt sehr stark. Bedrückend stark.
Es war, als würden die einzelnen Elemente des Sternenstaubs, die als Partikel in unterschiedlichen Farben in der Luft schwebten, auf ihrer Haut kitzeln und versuchen, in ihren Körper einzudringen, damit sie ihn nutzen konnte. So ein Gefühl hatte sie noch nie irgendwo gehabt. Dabei galt der Planet, auf dem sie aufgewachsen war, als einer der sternenstaubreichsten in der gesamten Mittleren Galaxie. Dort war es selbst schwachen, magisch begabten Wesen möglich, in der richtigen Umgebung besondere Zauber zu wirken. Dazu war eine gewisse Sternenstaubdichte in der Luft nötig. War dieser nicht frei in der Luft vorhanden, konnte auch kein Zauber gewirkt werden. Im Grunde war es also sehr gut, dass hier so eine hohe Konzentration vorhanden war. Dann würde es ihr vielleicht sogar möglich sein, die Zauber zu wirken, die ihr sonst nicht gelangen.
Sezuna hob ihre Hand und betrachtete diese, während sie ihre Finger leicht bewegte. Wenn sie sich sehr darauf konzentrierte, konnte sie sehen, wie die unterschiedlichen Farben des Sternenstaubs um ihren Finger schwirrten. Da sie sich in einer scheinbar wasserlosen, ausgetrockneten und von Sand dominierten Gegend befand, hätte sie damit gerechnet, keinen Wassersternenstaub und dafür sehr viel Erdsternenstaub vorzufinden. Allerdings war dem nicht so. Es war eine recht gleichmäßige Menge von allen Sternenstaubelementen. Selbst die, die sonst eher seltenen Elemente waren vertreten. Es gab neben den sechs Grundelementen auch sehr viel Sternenstaub der Parallelelemente.
Das verunsicherte Sezuna sehr. War das hier vielleicht eine künstlich geschaffene Welt? Sie hatte davon gehört, doch bisher immer geglaubt, dass es sich um Mythen handelte. Anders konnte sie sich diese Zusammensetzung jedoch nicht erklären. Immerhin gab diese immer Aufschluss darauf, in welcher Art Welt sie sich befand.
Sezuna hob den Kopf und blickte erneut in den Himmel, aus dem sie gerade gefallen war. Irgendwie hatte sie erwartet, dass das Portal gleich wieder aufgehen und Yui sie zurückholen würde, doch ob die Chaoshexe das schaffte, war fraglich. Wo auch immer sie war, es musste sehr weit von ihrem Startpunkt aus entfernt sein.
Sezuna würde sich wohl gedulden müssen. Sie vertraute ihrer Freundin so weit, dass sie sich kaum Sorgen machte. Yui würde sie finden und zurückholen. Das tat sie jedes Mal. Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit.
Es war immerhin nicht das erste Mal, dass so etwas passierte.
Yui würde schon einen Weg finden, sie zurückzuholen. Hoffentlich schnell genug, bevor ihre Mutter etwas von ihrem Verschwinden bemerkte. Der Zauber, den sie jedes Mal nutzte, wurde zwar stärker, je öfter sie ihn anwandte, dennoch hatte er ein Verfallsdatum. Bis dahin hatte sie allerdings noch etwas Zeit. Zudem war da auch noch ihr Bruder Allan, der versprochen hatte, ihr zu helfen. Nur würde er sich ebenfalls große Sorgen machen, wenn sie nicht rechtzeitig zurückkehrte. Auch ihre Schwester Yuna würde wohl nicht erfreut sein. Ihre Strafpredigt ging ihr sogar näher als die ihrer Mutter.
Damit sie sich ein Bild von dem Ort machen konnte, an dem sie gelandet war, und um sich von ihren Gedanken abzulenken, begann sie, die nahegelegenen Steinwände zu betrachten. Diese waren aus verhärtetem Sand, wie sie feststellte, als sie darüberstrich.
Der rote Sand löste sich etwas und begann zu bröseln. Das war nicht gut, denn das hieß, dass es keine sonderlich stabilen Gebilde waren. Zumindest, soweit Sezuna einschätzen konnte.
Es fiel ihr schwer, damit zu arbeiten, denn sie mied eigentlich immer zu sandige Gegenden. Ihr lagen die Elemente des Windes und Wassers bisher am meisten. Es waren ihre Geburtselemente. Da diesen Erde und Feuer gegenüberstanden, würden es ihr diese beiden Grundelemente besonders schwer machen.
Ihre Schwester Yuna war mit dem Parallelelement Eis als Geburtselement auf die Welt gekommen, was Sezuna manchmal neidisch machte. Gleichzeitig war sie aber auch froh darüber, dass es bei ihr nur Wind war. Sie hatte an Yuna gesehen, wie sehr ein Element das Leben zeichnen konnte.
Sezuna atmete tief durch und wunderte sich, dass die Luft nicht staubig war.
Als sie sich in Bewegung setzte, bemerkte sie, dass der Sand nur ganz minimal aufgewirbelt wurde und es an sich kaum eine andere Bewegung gab. Sie spürte nicht einmal Wind, obwohl der Sternenstaub dafür sehr deutlich in der Luft lag.
Langsam schritt sie die teilweise doch sehr engen Schluchten entlang und fragte sich, ob sie hier irgendetwas erwartete. Bisher wirkte alles unbelebt und langweilig, dabei war so viel Sternenstaub in der Luft, dass es hier vor Leben nur so wimmeln sollte. Sie hatte gelernt, dass der Sternenstaub Leben brachte. Warum dann also hier nicht? Hatte es hier vielleicht einen Krieg gegeben, der alles ausgelöscht und nur die Magie zurückgelassen hatte?
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Sezuna - Kind der Hölle (Die Mittlere Galaxie 1)
FantasyNach einem schief gelaufenen Zauber ihrer besten Freundin, einer Hexe namens Yui, landet die junge Itari Sezuna an einem Ort, der sich sehr bald als Hölle herausstellt. Neben dem Cerberos trifft sie auch auf ihren neuen Mentor. Keinen geringerem, al...