Kapitel 2.15

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Cerberos legte sich so hin, dass Sezuna problemlos absteigen konnte.

Mit zittrigem Körper rutschte sie von seinem Rücken und knickte dann auf den Boden ein, weil ihre Beine sie nicht mehr hielten. Schwer atmend versuchte Sezuna, zu verstehen, was vor sich ging. Die Reise hatte ihren Körper durcheinandergebracht und ihr Kopf war durch den Hunger etwas langsamer. Sie spürte ein leichtes Brennen in ihrer Kehle, was es noch unangenehmer machte. Zudem musste sie zugeben, dass die Hunde durchaus köstlich rochen.

Schnell verdrängte sie den Gedanken, denn sie wollte den Tieren nichts antun. Sie wusste, dass sie ihr Blut durchaus trinken und auch verdauen konnte. Es würde ihr nicht viel Kraft geben, doch zumindest ein bisschen.

Um sich abzulenken, sah sie sich vorsichtig um. Alles war dunkel, außer der Höhleneingang, durch den sie wohl gekommen waren. Dort drang ein wenig Licht zu ihr hervor, als wolle es ihr den Weg weisen.

Wo waren sie hier? Warum hatte Cerberos sie hierhergebracht?

In der Dunkelheit erklang ein Geräusch und lenkte Sezunas Aufmerksamkeit hinein in die Höhle. Sie erschauderte, während sie sich erhob und vorsichtig ein Stück auf das Geräusch zu tat. Dabei zitterten ihre Beine noch immer ein wenig, doch sie hielten sie recht gut. Dass sie sich dabei weiter vom Eingang entfernte, machte ihr seltsamerweise nicht so viel aus, wie sie erwartet hatte. Was wohl daran lag, dass sie den Cerberos in ihrem Rücken spürte.

Riesige, goldgelbe Augen leuchteten auf, was Sezuna erschrocken zum Keuchen brachte, bevor sie zurückwich. Das Zittern ihres Körpers wurde durch das plötzliche Auftauchen schlimmer. Zudem hatte sie das Gefühl, dass ihr gerade erst ruhiger gewordenes Herz wieder heftig anfing zu klopfen. Vor Aufregung stolperte sie über ihre eigenen Füße und konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten.

Das Wesen war sogar größer als Cerberos!

»Was bringst du mir, Kind?«, erklang eine weibliche Stimme, die an den Wänden der Höhle und in Sezunas Kopf widerhallte. Sie klang erschöpft und alt. Etwas, was Sezuna seltsamerweise ein bisschen beruhigte. Sie klang nicht gefährlich. War das vielleicht Rayla, von der die Welpen gesprochen hatten?

»Wir haben sie gefunden«, erklang Cerberos fast schon stolze Stimme und Sezuna erschauderte erneut. Wurde sie nun vielleicht doch zu Hundefutter? Hatte sie sich in den Tieren geirrt?

Die riesige Hündin schnüffelte weiter an ihr und öffnete plötzlich ihr Maul. Riesige Zähne kamen zum Vorschein und der unangenehme Geruch von Hundesabber schwebte zu Sezuna hinüber. Sofort versteifte sich Sezuna und sah ihr Ende bereits nahen, als eine riesige Zunge einmal ihren kompletten Körper in Sabber tauchte und der Hund dann für einen Moment schwieg. In dieser Zeit hielt Sezuna ihren Atem an und erwartete das Schlimmste. Ob es schnell vorbei war?

Sezuna glaubte, dass die Hündin testete, ob sie genießbar war. Ihr kam in den Sinn zu fliehen, doch ihr Körper wollte sich nicht rühren. Es war, als wäre er am Boden festgewachsen. Schon wieder!

»Interessant«, erklang schließlich die weibliche Hundestimme, bevor sich der Kopf vor Sezuna auf den Boden senkte. Die großen Augen blickten sie musternd und neugierig an. »Was kann ich für dich tun, Kind?«, fragte sie schließlich mit leicht belustigter Stimme und Sezuna glaubte, dass es dieses Mal an sie gerichtet war.

Sie brauchte einen Moment, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. »I-Ich möchte wieder nach Hause«, begann sie stammelnd und wusste nicht, ob die Hündin verstand, was sie eigentlich wollte. Sie schien ihre Sprache zu sprechen, doch das hieß nicht, dass sie auch alle Wörter zuordnen und somit richtig verstehen konnte.

»Du kommst nicht von hier«, stellte die Hündin fest. Sezuna nickte, weil sie nicht wusste, was sie sonst darauf sagen sollte. Es war immerhin keine Frage, trotzdem fühlte sie sich unwohl. Als würde man erwarten, dass sie etwas dazu sagte. Sie wusste allerdings nicht was und hatte Angst vor bedrückender Stille, doch zum Glück sprach die Hündin weiter. »Ich kann dir nicht helfen«, sagte sie schließlich, wobei Sezuna glaubte, dass sie entschuldigend klang. Allerdings war das schwer zu sagen, da die Stimme noch immer hallte und Sezuna auch irgendwie das Gefühl hatte, sie in ihren Gedanken zu hören. Nutzte die Hündin auch mentale Kommunikation oder konnte man das gar nicht so genau sagen?

Enttäuscht senkte Sezuna ihren Kopf. Vielleicht hatte sie sich von ihr zu viel erhofft. Wenn sie ihr nicht helfen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf Yui zu warten. Dabei hatte sie gehofft, dass sie irgendwie wieder nach Hause kam. Sie musste nicht immer alle Dinge an Yui abgeben. Diese machte sich sicherlich schon Sorgen und war kurz davor durchzudrehen, weil sie es nicht schaffte, Sezuna zurückzuholen. Wahrscheinlich würde ihr auch Lilith die Hölle heiß machen. Die Heilerin war in dieser Beziehung sehr stur, auch wenn sie sonst eher die Ruhige und Besonnene war. Wenn Yui Unsinn anstellte, griff Lilith sehr dominant durch.

Ein Schnauben erklang, was Sezuna dazu veranlasste wieder zu der Hündin zu sehen und dieser ihre Aufmerksamkeit zu schenken. »Ich kenne jemanden, der vielleicht helfen könnte.« Raylas Stimme klang vorsichtig, fast zögerlich. Als würde sie diesen Jemand nur als letzte Lösung sehen.

Die Wortwahl gefiel Sezuna nicht, schürte aber die Hoffnung in ihr. Er könnte helfen. Das hieß, die Hündin war sich nicht sicher. Dennoch würde Sezuna es zumindest versuchen. Es gefiel ihr zwar nicht von einem zum anderen geschoben zu werden, doch was für eine andere Wahl hatte sie? Dass es hier überhaupt jemand gab, der ihr vielleicht helfen konnte, war gut genug. Mehr sollte sie nicht erwarten.

»Darf ich fragen, wen ihr kennt?<<, fragte Sezuna vorsichtig. Sie wollte nicht schon wieder zu einem weiteren Hund gebracht werden. Das fühlte sich komisch an. Zumal glaubte sie auch nicht, dass diese Wesen ihr wirklich helfen konnten.

Die Hündin musterte sie eindringlich, was dafür sorgte, dass Sezuna schluckte und sich zunehmend kleiner fühlte. Es war kaum zu beschreiben, was sie fühlte. Noch nie hatte ein vernunftbegabtes, riesiges Wesen sie so angesehen. »Der Einzige, der dir helfen kann, ist der Höllenfürst.«

Sezuna - Kind der Hölle (Die Mittlere Galaxie 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt