Sie konzentrierte sich immer weiter. Gleich aufzugeben war nicht gut. Manchmal dauerte es einfach ein bisschen und sie musste geduldig sein.
Ihr Kopf begann zu schmerzen, weil sie so viel Sternenstaub gleichzeitig auf einen Punkt fixierte. Es war sehr viel Kraft nötig, um ein lebendes Wesen zu heben, das war ihr bewusst. Nicht nur magische, sondern auch körperliche Kraft, die sie eindeutig noch nicht besaß. Trotzdem versuchte sie es weiter. Dabei rann der Sternenstaub durch ihre Adern und hinterließ das Gefühl, als wären ihre Arme und Beine eingeschlafen. Es war teilweise sogar so stark, dass es begann zu schmerzen.
Dann spürte sie, wie ihre Füße den Boden verließen. Das ließ sie vorsichtig ihre Augen öffnen. Sie konnte sehen, dass sie sich bewegte. Immer weiter schwebte sie in die Höhe. Erleichterung machte sich in ihr breit. Es funktionierte! Euphorie packte sie, doch sie erinnerte sich daran, dass sie nicht aufhören durfte, sich zu konzentrieren. Das würde fatal enden.
Das Geräusch erklang sehr laut und wurde mit einem Knurren vermischt, was Sezuna dazu veranlasste, in die Richtung zu blicken, wo sie hergekommen war.
Was sie dort sah, ließ ihr Herz vor Angst einen Satz machen. Sie wurde blass, während sie das riesige Tier mit den drei Köpfen anstarrte und ihre Konzentration sich nur noch auf den Feind richtete. Daher spürte sie nicht, wie sich der Zauber unter ihren Füßen langsam immer weiter auflöste, weil sie ihn nicht mehr zusammenhielt.
Das Bild des schwarzen, dreiköpfigen Hundes brannte sich in ihre Netzhaut, während sie die zwei Meter, die sie bereits geschwebt war, wieder hinabfiel und unsanft auf dem Boden aufschlug. Keuchend schnappte sie nach Luft, während der Schmerz des Aufpralls durch ihren Körper wanderte.
Sezuna erstarrte in ihrer Position und spürte, wie ihr Körper begann zu zittern. Ihre aufgerissenen Augen hatte sie noch immer auf das Wesen gerichtet, das immer näherkam.
Eine seiner Pfoten war so groß wie ihr Kopf. Sezuna war sich sicher, es würde sie zerquetschen, wenn sie nichts unternahm, aber sie konnte nicht. Nicht nur, weil ihr Körper heftig zitterte, sondern auch, weil die Panik sie lähmte.
Die magische Kraft, die von diesem Tier ausging, war so stark, dass Sezuna von ihr förmlich niedergedrückt wurde. Jedes magische Wesen besaß eine Aura, an derer man viele Dinge ablesen konnte. Sie war also durchaus damit vertraut und nicht sonderlich empfindlich, dennoch löste diese spezielle Aura bei ihr eine Panikattacke aus. Sie war so mächtig, dass ihr sogar die Luft wegblieb und sie vergaß zu atmen.
Panisch, weil sie sich nicht bewegen konnte, sammelte sie erneut den Sternenstaub aus der Luft, um wenigstens einen Schild um sich herum zu erschaffen. Der Versuch war zum Scheitern verdammt, das war ihr klar und trotzdem versuchte sie es. Wenn sie schon drauf ging, dann nicht, ohne wenigstens alles versucht zu haben! Nur leider ließ die Panik sie kaum denken und ihr Körper handelte eher instinktiv. Sie konnte nur auf die wenigen Dinge zugreifen, die keine besondere Konzentration erforderten. Dabei war hier so viel Sternenstaub, dass sie es nicht schwer haben sollte. Die Unerfahrenheit und die Angst ließen sie völlig benommen zurück.
Wo blieb Yui? Warum kam sie nicht endlich, um sie zu retten?
Panisch schloss Sezuna die Augen. Sie würde hier sterben. Das Ding würde sie fressen. Was sollte sie tun?
Plötzlich spürte sie Hitze in sich aufwallen, die sie wie ein Schleier umgab. Ob ihr das allerdings half, konnte sie kaum sagen. Sie wusste nicht einmal genau, was sie eigentlich tat. Es war kein Schild aus Wind, wie sie geplant hatte. Der Sternenstaub tat, was er wollte und das verunsicherte sie noch mehr. War es ihr Zauber oder vielleicht sogar der des riesigen Hundes?
Sie hörte, wie das Tier immer näherkam und die Hoffnung, dass es vielleicht glaubte, sie wäre tot, stieg in ihr auf. Es gab immerhin nicht umsonst Tiere in der Natur, die sich totstellten, um ihren Gegner abzuwehren. Vielleicht funktionierte es auch hier. Noch immer lag sie am Boden, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Wegrennen war nicht möglich. Dazu zitterten ihre Beine zu sehr. Sie konnte sich nur auf den Schild verlassen. Sofern es überhaupt ein Schild war. Sezuna konnte einfach nicht klar denken.
Eine große Nase begann an ihr zu schnuppern, was Sezuna dazu veranlasste, sich noch mehr zu versteifen. Jetzt war es aus. Hier würde sie sterben.
Eine riesige, raue Zunge glitt über ihren Körper, als würde der gigantische Hund erst einmal ihren Geschmack testen wollen, was Sezuna erschaudern ließ. Das war nicht gut!
Mit dem Gedanken, dass sie sich gerade selbst verraten hatte, versteifte sich Sezuna noch mehr und wartete darauf, dass der Hund sie nun fraß. Ihr Herz schlug immer heftiger, sodass sie Angst hatte, es würde ihr gleich aus der Brust springen. Sogar der Schweiß trat ihr in die Stirn.
Lange Zeit geschah nichts, als hätte der Hund von ihr abgelassen, doch dann wurde sie plötzlich von einer kalten Nase angestupst. Es kam so plötzlich, dass sie fast gekeucht oder sogar geschrien hätte. Nur aus Glück biss sie sich auf die Zunge und schaffte es, ihre Augen geschlossen zu halten. Warum spielte er mit ihr? Konnte er sie nicht einfach fressen, damit es schnell vorbei war?
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Sezuna - Kind der Hölle (Die Mittlere Galaxie 1)
FantasyNach einem schief gelaufenen Zauber ihrer besten Freundin, einer Hexe namens Yui, landet die junge Itari Sezuna an einem Ort, der sich sehr bald als Hölle herausstellt. Neben dem Cerberos trifft sie auch auf ihren neuen Mentor. Keinen geringerem, al...