Nach dem Treffen mit den Hu'en verbrachten Eve und Sezuna viel Zeit miteinander. Sie spielten draußen mit den Hunden und genossen es, ein paar Tage Ruhe zu haben. Allan hingegen übte im Schloss und passte auch auf das Ei auf. Bel'shamaroth hatte entschieden, dass auch er Kampfunterricht bekommen sollte. Zudem wollte Nemesis ihn wohl auch noch irgendwohin mitnehmen.
Sezuna wollte immer noch mehr lernen, doch da Nemesis im Moment arbeiten musste und Bel'shamaroth sich gerade um Allan kümmert, hatte Sezuna erst einmal Pause. Daher war es für sie in Ordnung. Sobald der Höllenfürst wieder Zeit hatte, würde er sicherlich weiter mit ihr üben.
»Was hältst du davon, wenn ich dir was Tolles zeige?«, fragte Eve, die gerade einen Knochen warf, um so mit Azrael zu spielen. Dieser humpelte nicht mehr und war ausgelassen wie die anderen Welpen. Als hätten sie permanent den Drang zu rennen. Sezuna fand das sehr niedlich und lustig.
»Gern, was willst du mir denn zeigen?«, fragte Sezuna, die im Schneidersitzt im Sand saß und mit ihrem Finger ein bisschen malte.
Eve grinste. »Komm, das wirst du schon sehen«, sagte sie aufgeregt und reichte Sezuna eine Hand. Diese nahm sie und ließ sich hochziehen, bevor sie leise lachte.
Wenn Eve aufgeregt war, war sie so niedlich. Sezuna mochte es sehr, Zeit mit ihr zu verbringen. Irgendwie erinnerte Eve sie an ihre kleine Zwillingsschwester Yuna. Sie vermisste diese sehr und hoffte, dass Yuna sie nicht auch so sehr vermisste. Dabei wusste sie, dass dem wohl so war. Zumindest, wenn der Zauber nicht auch auf Yuna wirkte. Darüber hatte sich Nemesis leider nie geäußert.
»Wo ist eigentlich Allan die ganze Zeit?«, fragte Eve, der scheinbar erst jetzt auffiel, dass dieser gar nicht da war, obwohl er sonst immer, wie ein Wachhund an Sezunas Seite hing.
»Ich glaube, er wollte mit Nemesis mit«, sagte sie und legte nachdenklich den Kopf schief. Sie hatte sich keine Sorgen gemacht, da sie Allan irgendwie noch immer hier spürte. Er hatte ihr aber auch gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen musste. So, wie sie mit Eve allein zu den Hu'en gegangen war, wollte er scheinbar mit Nemesis irgendetwas machen. Ob dieser ihm vielleicht Dinge beibrachte, die er wissen musste?
Eve packte Sezunas Hand, womit sie ihre vollständige Aufmerksamkeit bekam. Dann zog sie sogar daran, als würde sie es kaum erwarten können. Sezuna lachte leise, bevor sie leise pfiff und so die Hunde auf sich aufmerksam machte. »Wir gehen kurz ein Stück. Bleibt ihr hier?«, fragte sie und blickte auch Eve fragend an.
Diese zuckte die Schultern, als wäre es ihr egal, ob sie mitkamen oder nicht. Ihre Augen funkelten jedoch so aufgeregt, dass Sezuna noch mehr grinsen musste.
Sie setzte sich in Bewegung und wartete nicht auf die Hunde. Diese würden sie sicherlich finden, sollten sie mitkommen wollen.
Neugierig, was Eve ihr zeigen wollte, lief sie mit ihr zusammen durch den roten Sand. Dabei bemerkte sie, dass sie hier schon einmal gewesen war. Wollte Eve ihr ihren Garten zeigen? Das würde sie sehr freuen. Auch wenn sie diesen schon kannte, so war es doch etwas anderes mit Eve hier zu sein. Bei dieser konnte sie genau nachfragen und sicherlich einiges lernen.
Sezuna wurde immer aufgeregter und als Eve sie wirklich zu ihrem Garten führte, gab sie einen begeisterten Laut von sich. »Er ist so schön«, strahlte sie, wobei sie nicht versuchte zu wirken, als wäre sie noch nie hier gewesen. Dennoch war sie von dem Anblick erfreut. Es sah einfach herrlich aus.
»Das ist mein kleines Reich«, erklärte Eve voller Stolz. »Es ist mein Garten, der mir später helfen soll, meinen Planeten zu erschaffen.«
Eves Stimme klang stolz und voller Vorfreude, weshalb Sezuna einen Moment brauchte, bis sie verstand, was Eve gesagt hatte. »Einen Planeten erschaffen?«, fragte sie überrumpelt, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte zwar verstanden, dass Hüterinnen Planeten schufen, doch dass Eve schon wusste, was dazu nötig war, überraschte Sezuna sehr.
»Wie schafft man denn einen Planeten?«, wollte sie wissen und blickte Eve fragend an.
Diese winkte ab. »Das ist gar nicht so schwierig«, antwortete sie und grinste, bevor sie Sezuna zu dem Baum mit den leckeren Früchten führte und ihr eine reichte.
Sezuna strahlte und biss sofort hinein, bevor sie einen zufriedenen Laut von sich gab. Sie kaute genüsslich, schluckte und kam dann wieder auf das Thema zurück: »Aber wie?«
Eve machte eine Handbewegung, die Sezuna bedeutete, ihr zu folgen.
Gemeinsam liefen sie ein Stückchen, bis sie zu einer Stelle mit Gras kamen. »Setz dich, dann werde ich es dir erklären und ein bisschen zeigen«, schlug Eve vor, die dann ebenfalls in ihre Frucht biss.
Gemeinsam begannen sie ein wenig Magie zu wirken und Eve erklärte ihr, wie sie einen einfachen Ball aus Erde ausweiten konnte, bis dieser alle Voraussetzungen für einen Planeten erfüllte.
Nach einigen Stunden, vielen schiefgelaufenen Versuchen und unzähligen Kratzern, schwebte vor Sezuna eine kopfgroße Kugel, die alle Voraussetzungen für einen Planeten erfüllte.
Sezuna keuchte angestrengt, doch strahlte voller Stolz. »Das ist so schön«, flüsterte sie ehrfürchtig.
»Du kannst diesen vergrößern und dann Teile wie Seen und Wälder einarbeiten«, erklärte Eve, die ähnlich erschöpft aussah. »Ich habe, um zu planen, wo was hinkommen soll, meinen Garten. Mit diesen kann ich den Planeten verbinden. Dann muss ich nicht immer dorthin, um alles zu begutachten«, erzählte Eve, die noch immer sehr stolz klang.
Sezuna atmete tief aus und wieder ein. »Was mache ich jetzt damit?«, fragte sie unsicher und blickte auf die Kugel. Konnten das nur Hüterinnen? Sie hatte viel Sternenstaub aus ihrem Inneren genutzt, denn nur mit dem, der in der Umgebung war, hätte sie das nicht geschafft. Selbst mit der Menge in der Hölle.
Eve hob ihre Hände und legte sie an Sezuna. Diese spürte, wie Eve ihre Magie durch diese fließen ließ. Das sorgte dafür, dass sie sich zuerst unwohl fühlte, doch dann verstand, was Eve tat. Sie nahm die kleine Kugel immer weiter auseinander, bis nur noch einzelne Elemente übrig waren.
»Ich hätte erwartet, dass es schwerer ist«, bemerkte Sezuna nachdenklich.
»Diese kleinen Planeten nicht, aber wenn du ihn größer machst, kann das schnell zu einer Explosion führen, die einen ganzen Planeten einnehmen kann«, erklärte Eve mit einem schiefen Lächeln. »Daher bitte nie ohne Anleitung von Vater versuchen«, bat sie. »Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Vater ist gut darin, Hilfestellung zu geben.«
Sezuna nickte. Das klang logisch. Magie war in kleinen Portionen nicht schwierig, doch je mehr man nutzte, desto schwerer war es, diese zu kontrollieren.
Langsam erhob sich Sezuna, wobei sie bemerkte, wie eingerostet sie war. Alles tat ihr weh und es war schwer, sich zu bewegen.
Als sie sich komplett aufrichtete, spürte sie, wie ihr schwindelig wurde und sich alles vor ihrem Blick drehte. Sie gab ein überraschtes Geräusch von sich, bevor sie sich wieder zu Boden plumpsen ließ. »Das ... uff«, gab sie von sich und schloss kurz die Augen.
Plötzlich spürte sie, wie ihr warm wurde und Magie in sie floss. Sofort riss sie die Augen auf und sah direkt Eve an, die ihre Hände an Sezuna hielt. Diese schimmerten grünlich. Ein Zeichen, dass sie heilte.
»Ich wusste gar nicht, dass du das kannst«, gab Sezuna mit rauer Stimme zu, bevor sie sich räusperte.
Eve kicherte leise. »Obwohl ich eine Hüterin bin, liegt mir die Magie einer Heilerin am meisten«, erklärte sie voller Stolz.
Sezuna ließ das überrascht blinzeln. »Oh. Ich wusste gar nicht, dass das so sein kann«, bemerkte sie. Vielleicht hatte sie es doch noch nicht richtig verstanden.
Eve lachte erneut. »Hüterinnen haben die Aura einer Königin und können Magie auf alle Arten der anderen Klassen einsetzen. Das heißt aber nicht, dass man mit allen gleichgut ist. Jedem liegt etwas anderes«, erklärte sie, bevor sie die Heilung beendete.
Sezuna ging es wieder besser. Das Schwindelgefühl war weg und auch ihre Muskelschmerzen. »Du bist richtig gut«, lobte sie strahlend und sprang förmlich auf.
Sie fühlte sich voller Kraft und wollte unbedingt noch mehr sehen. Ob Eve ihr wohl den restlichen Garten zeigte?
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Sezuna - Kind der Hölle (Die Mittlere Galaxie 1)
FantasíaNach einem schief gelaufenen Zauber ihrer besten Freundin, einer Hexe namens Yui, landet die junge Itari Sezuna an einem Ort, der sich sehr bald als Hölle herausstellt. Neben dem Cerberos trifft sie auch auf ihren neuen Mentor. Keinen geringerem, al...