Kapitel 6

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"So Luna. Da wären wir." Meinte Elli lächelnd und stieß die gewaltige Tür zur Schlossbibliothek auf. "Danke Elli. Du kannst dich ruhig ausruhen. Es ist ja noch relativ früh." Meinte ich lächelnd und trat ein.
Gleich nachdem Damian mit den Qilin- Jungen ankam, bat ich Elli mich in die Bibliothek zu bringen, da mir mein Lieblingskommandant- man hört die Ironie- nicht einfach wie jeder normale Mensch die Frage beantworten konnte, musste ich jetzt in der Bibliothek auf Erkundungstour gehen. Aber man darf ja nicht vergessen, er war ja ein Gestaltwandler.

Einen kurzen Moment lang genoss ich die vertraute Ruhe, den Geruch der Bücher. Ich hatte das Lesen schon immer geliebt. Und diese Bibliothek war einfach riesig!

Langsam, jedes Buch genauestens betrachtend, lief ich die Regale ab. Nach einer guten Stunde kam ich im oberen und höchsten Geschoss der Bibliothek an, und fand endlich das, wonach ich gesucht hatte.

Kronik der Magischen Wesen

Ohne lange darüber nachzudenken, nahm ich das Buch aus dem Regal und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Zimmer. Leider, hatte ich den ziemlich schlechtesten Orientierungssinn der Welt, was mir in diesem riesigen Schloss nur noch mehr Verwirrung brachte. Irgendwann stand ich vor einer Großen Tür, hinter welcher gedämpfte Stimmen heraus drangen. Langsam öffnete ich die Tür, als ich eintrat verstummten sofort alle Gespräche.

Verwirrt sah ich mich um. Der Raum enthielt mehrere Trainingsgeräte und Sitzecken. Anscheinend das Trainingszimmer der Wachen...
"Ähm, also ich wollte nicht lange stören, aber ich habe mich hier irgendwie verlaufen und wollte fragen ob mir jemand den Weg zu meinem Zimmer zeigen kann?" Fragte ich in den Raum. Mehrere Gesichter sahen mich an, und alle verbeugten sich.

Ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann trat aus der Menge und sah grinsend zu mir. "Hallo Majestät, ich bin Lucius, gerne zeige ich ihnen den Weg." Sagte der Mann namens Lucius. Dankend lächelte ich ihn an, und folgte ihm durch die Gänge.

Vor meinem Zimmer blieb er stehen, und verneigte sich nochmal. "Bitteschön Prinzessin, und denkt dran. Ich kann ihnen auch gerne den Weg in ein anderes Zimmer zeigen..." Mit ein zweideutigen Blick sah er einmal an mir herab.
"Danke." Meinte ich nur knapp. Dieser Lucius war mir nicht geheuer...

Seufzend setzte ich mich auf einen der Sessel und schlug das Buch auf. Gleich auf der ersten Seite sprang mir ein Bild eines Qilin entgegen. Gespannt begann ich zu lesen.

Das Qilin
Das Qilin ist ein Magisches Mischwesen. Eine Kreuzung aus Drache und Pferd. Sie werden auch als Einhörner angesehen.
Ein Qilin wird immer dann geboren, wenn ein neuer Herrscher erschaffen wurde, oder wenn eine Große Veränderung ansteht.

Ein Qilin kann in deine Seele Blicken, es kennt deine tiefsten Geheimnisse und Wünsche.
Sie sorgen für das Gleichgewicht zwischen Frieden, und Krieg.
Sie können mit dir ein Mentales Gespräch führen, und so mit dir Kommunizieren.

Sterben die Qilin's, stirbt der Frieden...

Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken. Eleonora streckte den Kopf zur Tür rein.
"Mir wurde aufgetragen dich fertig zu machen. In einer dreiviertel Stunde findet ein Abendessen mit Damian und Gavriel statt. Sie wünschen euch dabei zu haben." Erklärte sie mir. Verwirrt sah ich auf die Uhr. Tatsächlich, ich hatte den ganzen Tag im Schloss verbracht...

"Muss ich mit denen essen?" Fragte ich und sah sie verzweifelt an. "Es tut mir leid Luna, aber dies gehört zu eurem Pflichten als Thronfolgerin. Du hast Glück, das es heute nur Damian und Gavriel sind. Irgendwann kommen noch anderen wichtige Gefolgsleute dazu." Sagte Elli und lachte. "Ich lasse dir Mal ein Bad ein, solange kannst du dich umziehen. In der Zeit wo du badest, richte ich dir deine Klamotten." Zählte sie mir auf. "Das kann ich auch alleine." Versuchte ich ihre Hilfe abzulehnen. "Kommt gar nicht in Frage! Also los! Hop, Hop. Wir haben nicht mehr viel Zeit!"

"Elli, das möchte ich nicht anziehen. Das bin nicht ich." Sagte ich und sah mich verzweifelt im Spiegel an.

Ein Bodenlanges, kurzärmeliges, Korsett Kleid. Ich musste zugeben, das Hellgrau betonte meine Augen, aber Kleider und ich waren noch nie so gute Freunde.

"Du siehst toll aus! Also los jetzt. Es fehlen nur noch deine Haare und dein Makeup. "

Seufzend setzte ich mich auf den Schminkhocker und ließ Elli mal machen.

Zufrieden sah meine Freundin mich an und klatschte fröhlich in die Hände. "Perfekt! Gavriel sollte dich jeden Moment abholen!" Meinte sie und schlenderte mit einem 'viel Spaß' aus meinem Zimmer.

Seufzend stellte ich mich ans Fenster und sah hinaus in den Garten. Wenn ich mich nicht täusche, konnte ich Lilith und die zwei Qilin's sehen, die zusammen in dem Kleinen Wald spielten. Diese kleinen Tierchen wirkten so friedlich. Kaum zu glauben das die Hexe sich dazu erweichen ließ, mir ihnen zu spielen... Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufhorchen. Schnell öffnete ich sie. Gavriel. Zugegebener maßen, er sah ziemlich gut aus...

Seine Blonden Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, er trug eine dunkle Hose und ein Helles Hemd, welches gut zu seinen Flügeln passte.

"Hey Luna. Du siehst... Gut aus." Meinte er und lächelte zurückhaltend. "Danke, du aber auch." Erwiderte ich sein Kompliment. Zusammen gingen wir den Gang zum Esszimmer entlang. Wobei Esszimmer untertrieben war. Es war ein riesiger Saal wo in der Mitte ein ungefähr 5 Meter langer Tisch stand. Auf dies waren unzählige Speisen aufgetischt.

"Wer soll denn das alles Essen?" Fragte ich an Gavriel gewandt. Dieser lachte nur. "An den Luxus wirst du dich gewöhnen müssen."

...

"Darf ich dich was fragen?" Wandte ich mich am Gavriel der zu meiner Linken saß. "Natürlich." Meinte dieser nur. "Also... Wie... Was ist eigentlich ein gefallener Engel? Ich kenne das immer so aus Filmen das die dann in die Hölle kommen." Stellte ich meine Frage. "Ernsthaft Luna? Das weiß doch jedes Kind. Wenn du nicht einmal das weißt, wie willst du dann eine ganze Insel regieren?" Fragte Damian sauer. Wütend funkelte ich ihn an.

"Es tut mir Leid, wenn ich dir sagen muss, das es bei mir Zuhause keine Engel, Gestaltwandler und Hexen gibt!" Schrie ich beinahe. "Das ist nicht mehr dein Zuhause! Meinte Damian ebenso laut. "Leute, beruhigt euch." Versuchte Gavriel die Situation zu entschärfen. "Halt du dich da raus!" Meinten wir gleichzeitig und funkelten nun Gabriel an. "Auf einmal seid ihr euch einig..." Hörte ich ihn noch murmeln, ehe ich mich wieder dem Gestaltwandler widmete.

"Das hier ist alles, aber nicht mein Zuhause! Ich würde überall lieber sein, als hier bei euch!" Schrie ich ihn an und stürmte aus dem Raum.

Ich rannte beinahe aus dem Schloss und lief einen Gewundenen Pfad entlang. Ich stolperte mehrmals, und befürchtete schon ich hätte mich in der Dunkelheit verlaufen, als ich vor mir auf einmal ein Licht sah, und Stimmen hörte. Schnell verlangsamte ich meine Schritte, nun konnte ich auch verstehen, was die Stimmen sagten.

"... sie soll erst 17 sein! Anscheinend kamen sie heute morgen an." "Ja, erstaunlich das die Götter sie erwählt haben." "Ich habe auch gehört, das sie ein total verwöhntes Kind sein soll, und nur Schwierigkeiten macht."

Fassungslos hörte ich den Stimmen zu. Redeten die über mich? Langsam kam ich näher.
Jetzt konnte ich auch die Personen sehen. Es waren drei Männer.

So leise wie möglich versuchte ich an den Männern vorbei zu laufen. Vielleicht gab es ja doch einen Ausweg. Vielleicht konnte ich doch zurück nach Hause. Doch weit kam ich nicht. Schneller als ich reagieren konnte, wurde ich gepackt und zu den Personen gezerrt.

"Wen haben wir denn da? Möchte da jemand abhauen?" Fragte der eine Hönisch. Nun drehte mich der Mann, der mich festhielt um und sah mir ins Gesicht. Ohne lange nachzudenken, rammte ich ihm mein Knie direkt zwischen die Beine. Fluchend ließ er mich los und ich rannte.

Hinter mir hörte ich schnelle Schritte, dann spürte ich noch wie mir etwas schweres in den Rücken flog und mich zu Boden riss. Schnell versuchte ich noch dem Sturz mit meinen Händen anzufangen. Erfolglos.

Unsanft schlug ich mit meinem Kopf auf den Boden auf, und spürte, wie die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit mich holte.

Wiedermal...


EmrellaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt