Kapitel 37

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Ich wurde von stechenden Kopfschmerzen geweckt. Verwirrt fasste ich mir an den Kopf. Was war passiert? Stöhnend öffnete ich die Augen im mich dann in dem Raum umzusehen.
Ich lag in meinen Zimmer, ein dicker Verband wand sich um meinen Unterarm. Das schlimmste jedoch waren die Blicke, welche alle gespannt auf mir lagen. Damian, Gavriel, Percy und Elli.
Langsam setzte ich mich auf, "Was macht ihr alle hier?" Percy kam mit einem beruhigenden lächelnd auf mich zu. "keine Sorge. Du hattest einen Schwächeanfall, doch zum Glück war Damian da." Schnaubend sah ich zu dem Gestaltwandler, welcher mich nur kalt musterte. Vorsichtig legte mir Percy seinen Handrücken auf die Stirn, fühlte mit Zeige- und Mittelfinger meinen Puls und sah unter meinen Verband. "Kann sie dir Zeremonie halten?", Mischte Damian sich nun ungeduldig in die kleine Untersuchung mit ein. "Ich kenne euch und weiß dass ihr nicht auf meinen Rat hören werdet, aber ja. Sie kann die Zeremonie halten. Jedoch sollte sie sich unbedingt noch ausruhen und ihr müsst gut auf sie aufpassen." Streng sah Percy zu Damian und Gav, welche synchron nickten. "Wenn ihr noch etwas braucht, ruft mich." Verabschiedete Percy sich von mir und auch Damian und Gavriel verschwanden Recht schnell. Nur Elli blieb noch bei mir am Bett und musterte mich besorgt.

"Warum hast du das getan?" Fragte nach einiger Zeit leise. Seufzend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. "Ich weiß es nicht. Doch als ich anfing, da konnte ich nicht mehr aufhören. Ich hatte endlich wieder das Gefühl etwas kontrollieren zu können. Ich konnte etwas fühlen. Es war wie in einer anderen Welt, ich... Ich konnte nicht mehr aufhören. Dann war da auch schon Damian, er hat irgendwas gesprochen... Ich wünschte er wäre später gekommen. Dann hätte ich endlich meine Ruhe."
"Luna, wie kannst du so etwas sagen? Ich verstehe ja dass du traurig bist, oder das Gefühl hast eingeengt zu werden. Doch eine ganze Insel verlässt sich auf dich. Die Kinder der Dorfbewohner bekommen Geschichten von ihrer neuen Herrscherin erzählt, das ganze Schloss lebt um die zu dienen. Du kannst das alles nicht einfach wegwerfen!" Aufgebracht sah die Zofe mich an und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Es war egoistisch zu glauben ich würde mir damit einen Gefallen tun. Wieviele andere würde ich damit in ein Unglück stürzen?!
Schuldbewusst sah ich auf meine Hände, welche ich in meinem Schoß liegen hatte. "Du hast recht, aber es ist alles so viel." Meinte ich mir bedrückter Stimme. Seufzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.

"Ich habe einfach langsam das Gefühl, alles falsch zu machen. Ich weiß nicht wem ich mich anvertrauen kann, wer mir ehrlich zuhört und für mich da ist. Ich... Ich will doch einfach zurück nach Hause, gemütlich ein Buch lesen. Wie früher, als ich noch nichts von alle dem wusste."
Denn vielleicht, hätte ich gewusst was mir passieren würde, hätte ich meiner Mutter gesagt, dass sie nichts dafür konnte. Hätte ihr nicht die Schuld gegeben und hätte sie nicht mit meinem Bruder allein gelassen.
Doch dies war Vergangenheit. Ich würde niemals erfahren ob sie beide noch lebten. Würde nie sehen wie mein Bruder alterte, wie er die Schule abschloss. Würde nie mitbekommen wie er heiratet.
"Luna... Ich weiß nicht wie ich dich trösten kann. Manchmal da wirkst du so glücklich und zufrieden, doch dann öffnest du dich wieder und ich sehe wie du kaputt gehst. Wie du leidest. Dennoch stehe ich nur nebendran, schaue zu und helfe dir nicht. Das tut mir leid. Bitte verzeih mir." Ich konnte Eleonora nicht ansehen. "Dich trifft keine Schuld. Du musst dich nicht entschuldigen, für was denn auch? Eine Entschuldigung ist auch nicht etwas, was mir hilft. Ich brauche einfach jemanden der mich versteht, mir zuhört. Verstehst du?"
"Ja und ich werde versuchen diese Person zu sein."

Eine Zeit lang herrschte Stille, in welcher ich meinen Kopf an Ellis Schulter lehnte, mein Meerblaues Kleid betrachtete und es einfach genoss dass sie in diesem Moment bei mir war.

"Luna, Ich habe noch kurz etwas bei den Zofen zu erledigen, dann komme ich und richte dich für die Zeremonie fertig okay?" Fragte Eleonora nachdem sie aufgestanden war. Einverstanden nickte ich und erhob mich ebenfalls.

Seufzend trat ich an das große Fenster und sah hinaus in den Garten. Vereinzelte Wachen liefen umher, freudig gestimmt. Doch schon nach kurzem erklang ein leises, gleichmäßiges Klopfen. Verwirrt sah ich herunter auf die Fensterbank auf welcher ein kleiner, grauer Vogel saß. Er hatte die größe einer Amsel, jedoch war sein Körper breiter gebaut.
Lächelnd öffnete ich das Fenster, doch der Vogel blieb sitzen. Verwundert betrachte ich den kleinen. Ich wusste nicht ob es sein konnte, doch ich hatte das Gefühl dass er mir tief in die Seele blickte. Wenn es überhaupt ein er war...
Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, doch das Vögelchen zwickte nur in meinen kleinen Finger woraufhin ich diesen eingeschnappt zurückzog. "Was soll das? Bist ja ein echter Griesgram. Dann halt nicht, ich wollte nur nett sein."
Kurz hielt ich inne und schlug mir dann die Hand vor die Stirn. "Jetzt rede ich schon mit einem Vogel." Lachend ging ich auf immernoch wackeligen Beinen in mein Bad um mich dort zu waschen.

Erleichtert seufzte ich und trat aus meinem Bad, doch kaum in meinem Schlafzimmer angekommen stutzte ich wieder. Der kleine graue Vogel saß auf meiner Kommode und starrte mich unaufhörlich an. "Du hast auch echt einen Vogel.", murmelte ich und musste über meinen dämlichen Wortwitz schmunzeln. Die Tür ging auf und Elli betrat den Raum. Schnell drehte ich mich zu ihr um. "Siehst du diesen Vogel? Ich habe das Gefühl der schaut mir in die Seele..." Verwirrt sah die Zofe mich an. "Sicher dass es dir gut geht? Hier ist weit und breit kein Vogel." Nun drehte ich mich ebenfalls verwirrt um. Er war weg! Das Vögelchen war verschwunden. Schnell versicherte ich Elli, dass es mir gut ging und die Braunhaarige lachte nur nickend.

"...oder doch lieber den Schleier?" Nachdenklich sah Elli zwischen dem silbernen Diadem und dem weißen Schleier hin und her. Seufzend ließ ich mich auf dem kleinen Hocker vor dem Schminktisch fallen und sah seufzend zu der Zofe. "Wir nehmen das Diadem." Zufrieden betrachtete Elli den Silbernen Kopfschmuck welcher von kleinen blauen Smaragden geziert wurde. Glücklich darüber, endlich das schwere Kleid an zuhaben, nickte ich un ließ mir den silbernen Kopfschmuck von Elli aufsetzten. "Du siehst super aus." Grinste meine Freundin glücklich.
Ebenfalls grinsend stand ich auf. "Danke. Hoffen wir nur dass das Fest schnell beendet wird." Kopfschüttelnd räumte Elli die verschiedenen Bürsten und andere Utensilien auf und ging dann Richtung Tür. "Ach was... Heute wird gefeiert! Einer der Kommandanten sollte gleich da sein und dich abholen. Wir sehen uns später!" Verabschiedete sie sich von mir und verließ dann mein Zimmer.

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