Kapitel 23

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Donnerschläge ertönten und ich zuckte erschrocken zusammen. Das Unwetter tobte schon die ganze Nacht und raubte mir den Schlaf. Seufzend zog ich mir eine weite Hose und eine Jacke über, bevor ich leise- um die Wachen nicht zu stören- auf den Gang hinaus schlich.
Irgendwo musste doch die Küche gewesen sein.
Suchend schaute ich mich um, ehe ich beschloss in die unteren Stockwerke zu gehen und dort zu suchen. Ein Blick auf die, in der Eingangshalle hängende Uhr, verriet mir, das es auf fünf Uhr in der frühe zu ging. Das Gewitter hatte mich tatsächlichen die ganze Nacht lang wach gehalten und dennoch fühlte ich mich kein bisschen müde...

Nach langer Suche fand ich den gewünschten Raum und öffnete vorsichtig die Tür. Im schwachen Licht des durch die Wolken scheinenden Mondes erkannte ich an den Wänden mehrere Schränke und Ablagen auf welchen dieverse Töpfe standen. In der Mitte befand sich ein großer Feuerplatz auf welchem mehrere Kessel standen. Auf der am Fenster liegenden Seite standen- halb in den Boden eingelassene- Fässer und Gefäße welche vermutlich Essen und andere Dinge beinhalteten.

Nach kurzem suchen fand ich ein Fass mit mehreren, kirschroten Äpfeln. Kurz sah ich mich um, ehe ich mir einen herausnahm und den Deckel wieder auflegte. Dann nahm ich mir eine cirka Mandarinen große, gelb- grünliche sehr Harte Frucht. Also ich schätzte es war eine Frucht. Auf jedenfall hatte ich diese noch nie gesehen. Hoffentlich war sie nicht giftig wenn man sie roh aß...

Immernoch leise machte ich mich auf den Weg zurück zu meinen Zimmern. Komisch das ich immernoch keine wache gesehen hatte. Als ich jedoch Schritte hörte, blieb ich stehen. Sie wirkten schwerfällig und ein Rascheln begleitete sie. Unsicher, als wüsste derjenige nicht wohin er sollte. Und doch bestimmt. Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Einer, bei dem mir alle Alarmglocken durchdrehten.

Schattenwesen. Sie waren gekommen. Es hatte seine Vereinbarung nicht eingehalten und wollte mich holen. Jetzt, wo ich noch keinerlei Magie hatte und mich nicht wehren konnte. Die Schritte kamen immer näher, das Rascheln wurde immer lauter. Doch eines ließ mich stutzen. Die kälte und der Geruch nach Tod fehlte...
Panisch überlegte ich was ich tun sollte. Verstecken? Weglaufen? Es war zu spät. Ein leises Stöhnen erklang und binnen einer Sekunde fasste ich einen Entschluss. Ich würde Kämpfen.

Angriffsbereit umfasste ich die gelbliche Frucht. Die Schritte wurden immer lauter. Der schwere Atem nun hörbar. Das Licht der Fackeln flackerte und für einen kurzen Moment bekam ich Angst, sie würden ausgehen. Nun tauchte der Schatten um die Ecke. Der Körper folgte und ich? Ich ließ geschockt meine Arme sinken. Diese großen, Schwarz, rot, weiß gefiederten Flügel würde ich überall erkennen. Mein Mund öffnete sich um etwas zu sagen, als er erschöpft einknickte und reglos liegen blieb. "Oh Gott, Gavriel!" Mit wenigen Schritten stand ich neben dem gefallenen Engel und ging neben ihm in die Hocke. Sanft tippte ich ihm auf die Schulter. Keine Reaktion. Mein Atem ging schnell. Seiner flach. Nun schüttelte ich ihn fester. Immernoch keine Reaktion. Automatisch scannte mein Blick seinen Körper ab. Erleichtert atmete ich aus. Auf den ersten Blick konnte ich keine Verletzungen erkennen. Doch sofort sah ich wieder zu dem Blonden, welcher mir verzehrten Blick dort auf dem Boden lag. Ohne sich zu bewegen. Ohne eine Reaktion zu zeigen.
Langsam wurde ich panisch. Was war passiert? Wurde er angegriffen? "Hey! Gavriel! Bitte wach auf!" Immernoch keine Reaktion. War er...? Schnell fühlte ich seinen Puls.
Verdammt! Ich spürte keinen. Panisch Versuche ich es an seinem anderen Handgelenk. Wo war denn dieser verdammte Puls? Schnell öffnete ich seine Jacke und legte mein rechtes Ohr auf seine Brust. Da!
Schwach, aber in rhythmischen abständen schlug sein Herz in seinem Körper. Erleichtert atmete ich auf. Er lebte!

"Gavriel! Bitte... Bitte wach auf!" Er stöhnte leise auf, ehe er begann ein Auge zu öffnen. Schnell schloss er es wieder. Beruhigend legte ich meine Hand an seine Wange. Sofort schien er sich zu entspannen.
Langsam öffnete er wieder die Augen, ehe er ein paar Mal Blinzelte. "Gavriel! Was ist passiert? Hörst du mich?" Verwirrt sah er mich an. Nach einem kurzen Moment versuchte er sich aufzurichten, schaffte es jedoch nicht und keuchte schmerzerfüllt auf. Bestimmend drückte ich ihn zurück und nahm seine Hand in meine. Sie war Eiskalt. "Langsam. Weißt du was passiert ist?" Angestrengt dachte er nach, bevor er bedauernd den Kopf schüttelte. Wieder versuchte er sich aufzurichten. Sofort unterstützte ich ihn und half ihm sich gegen die Wand zu lehnen.

"Ich... Ich hab einen Rundflug gemacht. Übers D... Dorf... Ab da ist alles weg. Ich-..." Ein heftiger Hustenanfall Unterbach ihn und schmerzerfüllt krümmte er sich. Besorgt betrachtete ich meinen Entführer welcher im Moment wirklich Hilflos und verletzlich wirkte. "Egal... Ich bringe dich zu Percy." Kopfschüttelnd versuchte Gavriel sich hinzustellen. Versagte aber. Keuchend sank er wieder auf den Boden. "Ich... Ich bin zu schwer... für dich. Das schaffst du nicht."

Bestimmend und voller überzeugung stand ich auf. "Du bist jetzt still und machst einfach dass, was ich sage." Ergeben nickte der Blonde. "Okay. Du versuchst jetzt nochmal aufzustehen. Ich werde dich stützen." Kurz atmete der Engel tief ein und schien all seine Kräfte zu sammeln. Dann stützte er sich auf ein Knie und stellte den anderen Fuß auf den Boden. Sofort griff ich ihm unter die Arme und mit viel Mühe schafften wir es ihn aufzustellen. Erschöpft schloss er die Augen und lehnte sich gegen die Wand, an welcher er sich wieder heruntergleiten lassen wollte. "Ey! Stehenbleiben." Ermahnte ich ihn. Erschöpft öffnete er wieder die Augen. "Glaubst du, du schaffst es bis zu Percy?" Fragte ich ihn besorgt. Schwer Atmend nickte er und ich verfestigte meinen Griff. Seinen linken Arm hatte ich über meine Schulter gelegt, was mehr schlecht als Recht klappte da Gavriel anderthalb Köpfe gröser als ich war. Seine Flügel hingen schlaff an s inem Rücken und schliffen bei jedem Schritt über den Boden.
Wir bräuchten füe den kurzen Weg zu dem Krankenflügel mehr als zwanzig Minuten. Als wir endlich ankamen, ließ sich Gavriel erschöpft auf eine der Liegen sinken und schloss müde die Augen. "Warte hier. Ich hole Hilfe." Sagt ich leise zu dem Engel, bevor ich mich umdrehte und zu dem kleinen Zimmer von Percy ging.

Laut klopfte ich an die hölzerne Tür, welche sich gleich drauf öffnete. Verschlafen öffnete der kleine Mann die Tür. "Majestät? Was-..." Ich ließ ihn nicht ausreden sondern zog ihn gleich mit mir mit zu dem Zimmer in welchem Gav lag.

Als der Heiler den Engel dort reglos auf der Liege liegen sah, beschleunigte er seine Schritte und fühlte als erstes seinen Puls. Tja, er konnte das wohl besser als ich...
Fünfzehn Minuten vergingen. Fünfzehn Minuten in denen ich nur hilflos da stand.
Fünfzehn Minuten in welchen Percy gehetzt hin und her lief.
Fünfzehn Minuten in welchem Gavriel reglos dalag.

"Ich kann sie entwarnen. Ich habe alles unter Kontrolle." Meinte Percy nun zu mir. Erleichtert und dennoch besorgt sah ich den dem Blonden, welcher, nachdem Percy ihm eine Flüssigkeit gegeben hatte, wieder reglos auf der Liege lag. "Was hat er?" Nun verdunkelte sich der Gesichtsausdruck des Heilers. Ernst sah er mich an. "Er wurde vergiftet. Es war für, dass ihr ihn hierhergebracht habt. Er schläft nun."

Die Worte hallten in meinem Kopf nach.

Vergiftet.

EmrellaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt