12. Kapitel

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„Guten Morgen, Kleiner! Na, wie war dein Wochenende?" Morgan klopft dem Braunhaarigen auf die Schulter, als er an diesem vorbei zu seinem Schreibtisch geht. Nicht darauf vorbereitet, hätte Reid nahezu noch mehr Zucker als sowieso schon in seinen Kaffee gegeben und seufzt leise. Als er schließlich fertig ist, geht er mit seiner Tasse zurück an seinen Schreibtisch, ohne auf die Frage seines Kollegen zu antworten.

„Ihr seid am Freitag ja recht früh verschwunden.", bringt sich auch Emily in die Unterhaltung ein und wechselt einen vielsagenden Blick mit Derek. Reid zuckt nur kurz mit den Schultern.

„Chelsea ging es nicht so gut, also sind wir gegangen.", erklärt er schließlich knapp. Enthüllt aber immer noch nichts. Morgan schnalzt letztendlich leise mit der Zunge.

„Na komm schon, jetzt sag doch was!", beschwert sich der Ältere geradezu.

„Was soll er denn sagen?", fragt JJ neugierig, als sie auf dem Weg zu ihrem Büro kurz bei ihren Kollegen stoppt. Prentiss stellt sich neben sie um sie über die Situation aufzuklären. Dass sie ein paar Tage zuvor zusammen mit Spencer und Chelsea weggegangen sind und die Beiden recht früh wieder zu ihr nach Hause verschwunden sind. Ohne sich von ihr, Morgan oder Garcia zu verabschieden. Nun ist JJ erst recht neugierig und sieht das junge Genie abwartend an.

„Okay, erstmal, es ist nicht so wie ihr denkt...", erklärt er schnell und hebt dabei abwehrend die Hände. Nichtsdestotrotz stiehlt sich jedoch ein Lächeln auf seine Lippen. „Allerdings stimmt es wohl... dass Chelsea und ich inzwischen zusammen sind." Er spürt wie ihm Blut in den Kopf schießt und er leicht rot wird. Auch wenn das seine Privatsache ist, sein Team ist wie eine Familie für ihn. Also sieht er kein Problem darin, sie einzuweihen. Ganz im Gegenteil, damit sollten sich ein paar von Dereks Sticheleien erledigt haben.

„Das freut mich für dich." JJ lächelt ihn breit an und umarmt ihn kurz. Auch Prentiss folgt dem Beispiel ihrer Kollegin.

„Siehst du, ich hab's dir doch gesagt, Kleiner! Überlass' sowas einfach Derek und die Sache läuft.", prahlt Morgan, während er sich aufrichtig für seinen Kollegen freut. Dieser verdreht nur leicht die Augen. Schließlich war es eigentlich nicht einmal ihm zu verdanken. Im Gegenteil, weil sie alle in die Bar gegangen sind, ging es Chelsea so schlecht.

Ihre Reaktion und die Ursache dafür beschäftigen das junge Genie noch immer. Er sagte ihr zwar, dass er nicht nachfragt und wartet, bis sie bereit dazu ist, darüber zu reden, doch er kann seine Sorge nicht einfach abschalten. Genauso wenig wie sein Denken als Profiler. Auch wenn er es nicht bewusst will, ein Teil versucht immer und immer wieder die kleinen Details zu analysieren. Die Dinge, die Chelsea nicht einmal wirklich bewusst sind. Aber egal wie neugierig und besorgt er auch ist, er stoppt sich immer wieder und fühlt sich schlecht, wenn er sich selbst dabei erwischt, wie er unterbewusst ein Profil von ihr erstellt.

Als er sich daran macht, etwas Papierarbeit zu erledigen, schweifen seine Gedanken immer wieder unbewusst zum vorherigen Wochenende. Ein Teil von ihm kann noch immer nicht so ganz realisieren, was alles passiert war. Das sie nun endlich seine Freundin ist.

Endlich? Dieser Gedanke, dieses eine kleine Wort überrascht ihn. Wie lange dachte er wohl schon so? Wie lange hatte er es sich gewünscht?

Während er an den vorherigen Tagen noch bei Chelsea war, hat er nicht wirklich über das alles nachgedacht. Wieso denn auch, viel lieber war es ihm, die Zeit einfach mit ihr zu verbringen. Auch wenn es nicht viel anders war als all die anderen Male, die sie zusammen waren. Vielleicht mit etwas mehr Nähe, doch waren beide da noch etwas unbeholfen und schüchtern.

„Leute, wir haben einen neuen Fall." JJ's Worte reißen Reid aus seinen Gedanken und nach kurzer Verwirrung, folgt den anderen in den Meeting Raum. Dort werden sie auch direkt von unansehnlichen Tatort-Bildern begrüßt. Drei Frauen, alle lange braune Haare, alle vom Unterleib bis zum Sternum aufgeschnitten. JJ machte sich direkt daran, die Lage in Henderson, Nevada zu schildern und das Team beschließt recht schnell, dass sie schon in 30 Minuten abfliegen werden.

„Vergiss nicht deiner Freundin Bescheid zu sagen, Kleiner.", grinst Morgan als er Reid im Vorbeigehen auf die Schulter klopft. Rossi und Hotch werfen sich zunächst einen etwas verwirrten Blick zu, weshalb der Braunhaarige etwas rot wird. Wieso muss Morgan das aber auch geradezu verkünden.

„Freundin? Wurde aber auch mal Zeit, das ging doch jetzt schon ein paar Monate.", lacht Rossi und lenkt dadurch Reids verwirrten Blick auf sich. Noch bevor er irgendetwas Fragen oder erwidern kann, ergreift auch Hotch das Wort.

„Komm schon, was erwartest du den anderes von unserem Team. Glückwunsch.", lächelt der Teamchef das junge Genie an und auch dieser lächelt leicht, wenn auch etwas zaghaft. Natürlich hätte er damit rechnen müssen. Allerdings fiel ihm nicht einmal auf, dass er sich in irgendeiner Weise anders verhalten würde. Doch in einem Team wie seinem, hätte es ihm direkt klar sein sollen, dass so etwas nicht lange unbemerkt bleiben würde.

Er seufzt leise als er aus dem Raum zu seinem Schreibtisch geht, wo er natürlich seine Tasche gelagert hat. Als er sein Handy auf dem Tisch liegen sieht, fallen ihm wieder Morgans Worte ein. Es ist ungewohnt für ihn, jemanden zu benachrichtigen, wenn sie wieder einen Fall haben. In der Zeit zuvor hatte er Chelsea auch nie explizit gesagt, wenn sie einen Fall haben, sondern sich nur entschuldigt, wenn sie sich nicht treffen konnten, weil sie gerade irgendwo einen Killer gejagt haben. Doch ihr im Voraus Bescheid zu sagen... daran hatte er bisher nie gedacht. Schnell tippt er eine kurze Nachricht, nichts Detailliertes. Nur, dass sie einen Fall in Nevada haben und er wohl leider ein paar Tage weg ist und sie sich nicht sehen können. Erst nachdem er auf ‚Senden' gedrückt hat, beginnt er darüber nachzudenken, ob das so in Ordnung ist. Aber er wollte auch ungern JJ oder Hotch fragen und damit seine Unbeholfenheit zugeben. Auf keinen Fall.

„Spence, kommst du?" Erneut ist es JJ, die ihn aus seinen Gedanken reißt. Und fast zeitgleich vibriert sein Handy in seiner Hand. Mit einem Lächeln folgt er ihr schließlich zum Jet.


Alles gut, viel Glück mit dem Fall euch.

Und pass auf dich auf.

Chelsea.

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