6. Kapitel

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„Na, haben wir heute etwa wieder ein Date?", fragt Morgan seinen jüngeren Kollegen mit neckendem Tonfall. Er hatte ihn eine Weile beobachtet, wie er summend seine Arbeit erledigt, schneller und gezielter als sonst. Doch die Antwort, die er bekommt, hatte er nicht erwartet.

„Ja, so etwas in der Art.", meint Reid nur, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. Er hat jedoch ein leichtes Lächeln im Gesicht. Völlig aus der Bahn geworfen sieht Derek ihm bei seiner Arbeit zu.

„Hat es dir die Sprache verschlagen, Morgan?", fragt Prentiss ihn von ihrem Schreibtisch aus. Sie musste über die Verwirrung ihres sonst so sicheren Kollegen leicht schmunzeln.

„So, fertig." Hastig macht Reid noch ein wenig Ordnung auf seinem Schreibtisch und dann schnappt er sich auch schon seine Tasche. Mit einem fröhlichen ‚Bis Montag' verabschiedet sich das Genie ins Wochenende. Schon als er nur wenige Schritte aus dem FBI-Gebäude gemacht hat, steht die kleine Blondine lächelnd vor ihm.

„Hey.", meint sie fröhlich und begibt sich an seine Seite, woraufhin sie sich auf den Nachhauseweg machen.

„Du hättest mich wirklich nicht abholen müssen, Chelsea.", sagt Reid und blickt lächelnd zu ihr herab. Trotz seiner Worte freut es ihn jedes Mal unheimlich, wenn er sie vor den Eingangstüren warten sieht. Chelsea zuckt nur leicht mit den Schultern.

„Das mach' ich aber gerne." Sie lässt ihre Hand wie beiläufig an seinem Handrücken entlangstreifen. Doch sie spürt wie ihr das Blut in den Kopf steigt und sie vermeidet es, ihn weiter anzusehen. Reid tut das genaue Gegenteil. Obwohl er auch eine leichte Röte im Gesicht hat, beobachtet er sie genauestens. Wie ihre Augen sich unsicher umsehen und sie versucht zu vermeiden ihn anzusehen. Seine Lippen verziehen sich zu einem Schmunzeln, als er zögerlich nach ihrer Hand greift. Chelsea zuckt kurz zusammen. Das hatte sie nicht erwartet. Durch ihren Pony hindurch linst sie lächelnd zu dem jungen Genie hoch.

„Und, hast du schon etwas geplant?", fragt er sie, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gelaufen sind. Ein leichtes, unsicheres Zittern klang in seiner Stimme mit. Den Blick hat er wieder gerade nach vorne gerichtet, aber trotzdem noch eine leichte Röte im Gesicht. Chelsea muss nicht lange überlegen. Da sie nicht mehr arbeitet, hatte sie den ganzen Tag Zeit, darüber nachzudenken, was sie denn gerne tun würde.

„N-Naja, ich hab' gedacht, weil wir letztes Mal bei mir waren,... könnten wir dieses Mal zu d-dir gehen?" Kaum hat sie fertig geredet, kommen Zweifel in ihr auf. Vielleicht will er ja gar nicht, dass sie mit in seine Wohnung kommt? Sie wird nervös, vor allem auch weil Spencer sich mit seiner Antwort Zeit lässt. Er bemerkt ihre Unsicherheit nicht wirklich, da er selbst am Überlegen ist, ob seine Wohnung soweit aufgeräumt ist, dass er sie ohne sich zu schämen hineinlassen kann.

„Ja, können wir machen.", sagt er schnell, als er ihre Nervosität schließlich doch bemerkt. Augenblicklich entspannt sich Chelsea wieder bis zu einem gewissen Grad. Eine leichte Grundanspannung bleibt jedoch. Diese hat sie nahezu immer, wenn sie bei dem jungen Agent ist. Es ist hauptsächlich die Angst vor Ablehnung oder Zurückweisung seinerseits. Doch was sie nicht weiß, ist, dass es Reid nicht anders geht. Auch er hat Angst, irgendetwas falsch zu machen.

„Wie läuft es eigentlich mit deiner Jobsuche?", fragt er sie schließlich nach einer Weile des Schweigens. Die Stille war beiden recht unangenehm, weshalb Chelsea erleichtert über seine Frage ist. Auf der anderen Seite erinnert er sie an ähnlich unangenehme Dinge.

„Ich habe schon wieder zwei Absagen bekommen.", sagt sie in traurigem Tonfall und lässt Schultern sowie Kopf leicht hängen. Auch die Mundwinkel des jungen Genies verziehen sich leicht nach unten, als er ihre Niedergeschlagenheit sieht. Um sie ein wenig aufzumuntern, drückt er leicht ihre Hand, weshalb sie ihren Kopf wieder ein wenig hebt.

„Keine Sorge. Dich wird bestimmt bald wieder jemand einstellen." Er versucht sie aufmunternd anzulächeln, obwohl er sich selbst ein wenig Sorgen macht. Selbst wenn sie wieder einen Job findet, was wenn ihr wieder so etwas passiert, wie in ihrem letzten? Und wie würde sich das auf sie und ihr Handeln auswirken? Er will es sich gar nicht vorstellen. Fürchtet sich sogar ein wenig davor. Doch als sich ein Lächeln auf Chelseas Gesicht ausbreitet, scheint all seine Angst wie verflogen. Und er hofft, dass er ihr helfen kann.

„Das ist lieb von dir." In ihrer Stimme klang wahre Freude mit und Spencer ist fast ein bisschen überrascht. Sie kennen sich nun schon fast zwei Monate und er hat diesen Tonfall noch nie gehört. Doch noch mehr überrascht ihn seine Reaktion. Sein Herz beginnt schneller zu schlagen als je zuvor in ihrer Gegenwart und der Anblick ihres Lächelns lässt ihn nicht mehr klar denken. Aber eines weiß er. Aus irgendeinem Grund will er sie schützen und ihr helfen. Einfach bei ihr sein. Den Rest des Weges schwelgt er in Gedanken zu seinem merkwürdigen Verhalten, obwohl er bereits genau weiß, was es zu bedeuten hat. Er mag Chelsea einfach. Durch ein leichtes Ziehen an seinem Arm wird er aus seinen Gedanken gerissen.

„Spencer?" Chelsea sieht fragend zu ihm hoch, was dem jungen Agenten die Röte ins Gesicht treibt. Aufgrund seines verwirrten Gesichtsausdruckes muss die Blonde unwillkürlich kichern. Etwas verlegen stimmt er in ihr Kichern ein und bemerkt erst danach, dass sie schon fast da sind. Das Haus, in dem Chelsea wohnt kann man bereits sehen und seine Wohnung ist nur einen Katzensprung davon entfernt. Er muss schlucken. Der Gedanke, mit Chelsea alleine in seiner Wohnung zu sein, kommt wieder in seinem Kopf auf und sein Herz fängt an unregelmäßig zu schlagen. Doch auch ihr geht es nicht anders. Nur mit dem Unterschied, dass es bei ihr eher Neugier ist. Sie will unbedingt wissen, wie das junge Genie wohnt.

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