Chapter 1 | Wie alles begann

750 45 6
                                    

Im Jahre 821 nach Christi Geburt, als Alec, mein Zwillingsbruder und ich dreizehn waren, veränderte sich etwas. Obgleich wir Jahre lang ein normales Leben am Dorfrand geführt hatten, fingen die Leute an, über uns zu Reden.

Auf der Straße grüßte man uns nicht mehr wie üblich und auf dem Markt wollte man nicht mehr mit uns handeln. Da wir übernatürliche Dinge geschehen lassen konnten, ging das Gerücht um, der Teufel habe uns gesandt, um die Welt der Irdischen für ihn auszukundschaften.

Tag für Tag wurde das Gerede schlimmer und unsere Mutter, die sonst immer so stark war, ließ sich verkaufen, um das Gerede über uns nicht mehr ertragen zu müssen. Da wir unseren Dad nie gekannt hatten, waren wir nun ganz auf uns alleine gestellt.

Doch das Dorf redete weiter über uns, und da unsere Mutter scheinbar spurlos verschwunden war, beschuldigten sie uns, für ihr Verschwinden verantwortlich zu sein. Wir hätten sie an den Teufel verkauft, so hieß es.

Trotz des Geredes fand Alec Arbeit, was uns das Überleben sicherte. Jedoch änderte sich unsere Lage, als er eines Tages schwer erkrankte und nicht mehr fähig war, seiner Arbeit nachzugehen.

Ich fing an, Sachen auf der Straße zu verkaufen und Handel zu treiben, doch die meisten wollten nichts mit mir zu tun haben. Sie tuschelten mit vorgehaltener Hand über uns, was mich ziemlich wütend machte und ich die Leute anschrie, sie sollten aufhören, uns ständig zu begaffen.

Eine der Marktfrauen, die uns jedesmal, wenn wir in ihr Blickfeld treten, versucht, eine zu Schellen, fing auf einmal an zu schreien.

"Hexenzwillinge! Teufelskinder", schrie sie "Ihr seit eine Schande! Ihr habt eure Mutter auf dem Gewissen! Schämt euch!", dann glitt sie zu Boden und ihre Stimme verlor sich in unverständlichem Gemurmel.

Es war schon wieder passiert. Ich hatte mir gewünscht, jemandem würde etwas schreckliches widerfahren und es geschah. Ich spürte die Blicke, die auf mir ruhten. Verständnislose Blicke. Verängstigte Blicke. Hasserfüllte Blicke. Manche Leute wichen zurück. Andere traten nach vorne, bereit das Hexenmädchen, wie sie mich nannten, zu töten.

Doch ich war schnell. Ohne Ziel drehte ich mich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung, weg von der sterbenden Marktfrau und weg von den mit Keulen bewaffneten Männern.

Im Lauf drehte ich mich um und merkte, dass die Männer mich nicht verfolgten, anscheinend halfen sie der Marktfrau. Auf einmal viel mir ein, dass ich das Obst, dass ich verkaufen wollte, zurückgelassen hatte. Da ich nicht zurückkonnte, konnte ich auch kein Geld mit nach Hause bringen, was bedeutete, dass ich kein Geld für Alec's Behandlung aufweisen konnte. Genug Geld für Essen hatten wir auch kaum.

Ich irrte durch das Dorf, bis mir plötzlich die drei Männer in schwarzen Kutten auffielen. Sie standen ein paar Meter entfernt und waren in eine Unterhaltung vertieft, anscheinend hatten sie mich noch nicht bemerkt.

Ohne länger über die Folgen meines Handelns nachzudenken, schlich ich mich an und schubste einen der Männer, der daraufhin einen Geldbeutel fallen ließ. Ich griff danach und verschwand zwischen den Leuten auf dem Platz, in dem Gewissen, dass die drei Männer keine Chance haben würden, mich in der Menge ausfindig zu machen.

Tage ohne Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt