Chapter 5 | Das Erwachen

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Ich schreckte keuchend hoch. Wo war ich? Langsam kam mein Gedächtnis wieder. Wie durch dichte Nebelschleier hindurch sah ich eine riesige Halle, viel nobler, als die Bauten, die Alec und ich jemals zu Gesicht bekommen hatten. Leute in schwarzen Kutten liefen herum, zeigen auf mich und redeten mit vorgehaltener Hand.

Als die Schleier endlich anfingen, sich zu lichten, hörte ich ein Geräusch neben mir. Ich drehte mich um, doch ich konnte nur Dunkelheit erkennen. Anscheinend lag ich in einer Art Nische.

Unbehagen breitete sich in mir aus und ich fragte mich einmal mehr, wo ich denn war. Und vor allem, wo Alec war.

War er es, der dieses Geräusch gemacht hatte?
"Alec?", wisperte ich auf gut Glück in die Dunkelheit. Meine Stimme klang rauer als sonst. Ich räusperte mich. "Alec? Bist du das?", fragte ich lauter und mein Unbehagen wuchs.

Als niemand antwortete ließ ich mich wieder zurück auf den harten Boden sinken und schloss mein Augen. Wo war ich?

Langsam aber sicher verwandelte sich mein Unbehagen in blanke Panik. Was hatte der Schmerz, den ich kurz vor meiner Ohnmacht verspürt hatte, zu bedeuten? War ich... tot? War ich letztendlich doch verbrannt?

Irgendwas hatte sich verändert. Verändert an mir. Ich tastete mit meinen Händen mein Gesicht ab. Ich spürte nichts. Nichts!

Hektisch setzte ich mich wieder auf und stürzte mich mit zitternden Fingern an den Wänden links und rechts von mir ab. Mein Kopf knallte an die Decke.

Ich wappnete mich innerlich schon für den nun eintretenden Schmerz, doch nichts geschah. Ich spürte noch immer nichts. Aus meiner trockenen Kehle kam ein keuchen. Warum spürte ich nichts? Das war nicht normal!

Ich schloss mein Hand zu einer Faust. Sollte ich wirklich... Ich schloss kurz die Augen und holte dann weit aus. Die Faust traf mit voller Wucht meinen rechten Wangenknochen, sodass die Wucht mich gegen die Wand schleuderte. Nichts. Kein Schmerz.

Ich ließ mich mit dem Rücken gegen die Nieschenwand sinken und fuhr mir durch die Haare. Was war falsch mit mir?

Auf einmal durchzuckte mich eine Erkenntnis. Ich hatte die ganze Zeit über nicht atmen müssen. Ich hatte nicht geatmet!

Keinen Schmerz zu spüren, ist eine Sache, doch nicht Atmen zu müssen, eine Andere!

Würde ich Träumen, wäre ich schon längst aufgewacht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich tot war, war nun um einiges gestiegen.

Tage ohne Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt