Chapter 19 | Unser Reich

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Es verschlug mir die Sprache. Der Raum war gigantisch. Nichts erinnerte hier an unsere kleine Lehmhütte, selbst die Einrichtung schien wie von einer anderen Welt.

Regale mit verstaubten und alten Runen übersäten Büchern standen als Raumteiler in der Mitte des Raumes. Je eine Tür war an den beiden Wänden in die gemusterte Tapete eingelassen, ein Ankleideraum und ein Badezimmer. Zudem standen frisch polierte Möbel herum. Jeder, der ein Auge für Details hatte, konnte hier etwas finden.

Und wäre das nicht genug, hing ein riesiger, mit hellen, eingearbeiteten Edelsteinen verzierter Kerzenleuchter, von der Decke. Das einzige, was fehlte, war ein Bett.

"Es ist wundervoll. Aber warum gibt es keine Betten?", ich drehte mich zu Demetri.

"Wurde euch das nicht gesagt? Ihr braucht keine Betten, da ihr ab sofort nicht mehr schlafen braucht. Vampire", er machte eine kunstvolle Pause, "schlafen nicht."

"Wie praktisch", ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf das Sofa, welches rechts von der Eingangstür stand, fallen. Alec setzte sich neben mich.

"Ich lasse euch dann mal alleine. Aro meint, ihr solltet euch frische Sachen anziehen und vielleicht etwas frisch machen. Wir legen sehr viel Wert auf Hygiene und angemessene Kleider. Etikette eben. Im Ankleideraum rechts haben Heidi und ein paar andere Damen etwas für euch zusammengestellt. Eure jetzigen Klamotten könnt ihr ihnen hinlegen, damit sie sie entsorgen."

"Hab vielen Dank", Alec nickte ihm zu. Demetri erwiderte die Geste und verschwand.

"Also Bruder", ich lächelte und stand vom Sofa auf. "Entschuldige mich für ein paar Minuten." Er nickte und ich ging ins Bad.

Als ich wiederkam, fand ich ihn bei einem der Bücherregale. Interessiert studierte er einen der älteren Wälzer, der schien, als sei er seit Jahrhunderten nicht angerührt worden.

"Jetzt müsste es früh am Morgen sein", er schaute von dem Buch auf. "Wir sind bereits seit einem ganzen Tag hier. Interessant, wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich hier aufgewacht bin. Ich dachte, du wärst gestorben, denn du warst nicht anwesend."

"Wann bist du aufgewacht?", fragte ich und war in Sekundenschnelle wieder beim Sofa.

Er setzte sich zu mir. "Direkt an dem Morgen nachdem alles eskaliert ist. Du bist kurz nach mir aufgewacht, dann haben wir Felix und Demetri kennengelernt und waren trinken und im Hof. Danach haben wir gejagt. Und jetzt sind wir hier", er verzog den Mund zu einem Lächeln.

Ich nickte und dachte nach. "Schon seltsam, das Schicksal", sagte ich leise.

"Du hast recht. Aber wenigstens ist es zu unseren Gunsten. Die ganzen Möglichkeiten, die sich uns jetzt bieten..", er schaute mich vielsagend an.

"Mir ist egal, was Demetri eben gesagt hat. Die Leute in unserem Dorf werden dafür bezahlen."

"Sicher. Fragt sich bloß, wann und wie", er verengte die Augen.

"Entscheidungen, Entscheidungen", ich lehnte mich gelangweilt an die Lehne des Sofas. "Was genau bezweckt eigentlich dieser schwarze Rauch aus deinen Handflächen? Hast du es schon rausgefunden?"

"Nein. Aber ich werde es heute ausprobieren, wenn es hell wird. Ich bin im Badezimmer."

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen :)

JoanaJawia

Tage ohne Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt