Angst

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Maxi's Sicht

Wir fuhren nun schon einige Wochen durch die Gegend und haben noch keine einzige Spur gefunden.

Ich vermisste Luina. Ich vermisste ihr Lachen, ihre glänzenden Haare und den frechen Ausdruck in ihrem Gesicht wenn sie mich ärgern wollte.
Ich wusste die anderen sahen sie nie so wie ich. Seit Ragnaröck hatte sie sich zwar etwas verändert, sie ist aufgeschlossener geworden, aber so richtig unbeschwert kannte ich sie nur ohne die anderen.

Ich verstand sie immer mehr. Wir, die Wilden Kerle, sind ihr wichtig geworden. Wir sind nun ihre Familie und ihre Familie ist ihr wichtig. In ihr steckt noch immer die kleine Wölfin, die Ragnaröck vorm Rest der Welt beschützen muss.
Ich liebe das an ihr.

Aber ich liebe auch wie verletzlich sie sein kann und wie sie ihren Beschützer Instinkt ablegt sobald sie in meinen Armen liegt.
Wie sehr ich mir wünsche sie würde jetzt hier bei mir sein und mich verschmitzt anlächeln weil sie wieder plante durch meine Haare zu wuscheln oder mir einfach die Zunge rauszustrecken.

Ich vermisse auch ihren Körper. Ihre weiche Haut oder ihre verführerische Stimme.
Jeden Abend denke ich an sie und unser letztes Mal, am See.
Dieser Abend war etwas ganz besonderes und das hatten wir beide gespürt, dass wusste ich.

Die Sonne ging langsam unter doch ich wollte nicht schlafen. Wenn das mit den Vampiren stimmte, dann würde sie jetzt erst erwachen. In Nächten wie dieser sorgte ich mich am meisten um sie, denn der Himmel war voller Wolken und man sah den Mond kaum.
Wenn ich den Mond sah wusste ich immer es geht ihr gut, doch in solchen Nächten machte ich kein Auge zu, da ich das Gefühl hatte sie sei schutzlos.

Ich muss mir immer ins Gedächtnis rufen, dass Leon bei ihr ist. Er war mein Freund, ich wusste er würde auf sie aufpassen und genau so sicher war ich, dass er weiß, dass ich auf Vanessa aufpasse. Obwohl ich mir in beiden Fällen nicht sicher war ob sie wirklich die waren die den Schutz brauchten und nicht wir.

Vanessa weint nicht oft, aber ich spüre ihre Trauer. Ich glaube sie ist noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass wir die beiden finden, aber ich glaubte fest daran und deshalb versuchte sie es auch.

„Wir finden sie." hörte ich die Stimme meines besten Freundes, während er sich neben mich in den Kies setzte. „Sie bedeutet mir alles Markus." gestand ich ihm. „Ich weiß. Mir fehlt sie auch. Unser Zelt ist selbst nach einer Nacht ganz unordentlich wenn sie nicht da ist." scherzte er, was mich zum schmunzeln brachte.
„Und du denkst doch nicht wirklich, dass ich wie ein Verrückter wochenlang an ihrem Bike herum schraube nur damit sie damit abhaut." wir lachten beide. Er schraubte wirklich wie ein Verrückter. Sie hatte es von den Wölfen mitgenommen, wo es total herunter gekommen war. Markus konnte das nicht sehen und wollte ihr das Bike mindest genau so aufmotzen wie unsere.

„Ich glaube wir müssen morgen in den Osten fahren." sagte ich mach einigen Minuten stille. „Wie kommst du darauf?" fragte Markus ganz interessiert, als wüsste er, dass mehr dahinter steckt. „Keine Ahnung. Dort strahlt der Mond heute am hellsten. Dort muss sie sein." etwas irritiert sah er in den grauen Himmel. Bis auf ein Loch in den Wollen war alles düster. „Wenn du das sagst, dann werde ich dir Folgen. Und jetzt geh schlafen." sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

Mit einem letzten Blick zum Horizont stand ich auf und legte mich hin, doch ich welzte mich mehr hin und her, als wirklich zu schlafen.

„Maxi?" hörte ich eine leise Stimme zu mir sprechen. Ich sah mich um und blickte dann in Klettes große Augen. Sie musste aufgestanden sein und stand nun vor mir. „Was ist?" flüsterte ich zurück „Ich kann nicht schlafen. Ich... ich muss dauernd an sie denken. Ich hab Angst."
Ich sah wie ernst es Klette war. Genau wie Luina war Klette nicht der Typ für solche Geständnisse.
Ich richtete mich auf und deutete ihr sich zu mir zu setzen.

„Ich habe auch Angst. Aber ich glaube es geht ihr gut. Soll ich dir etwas erzählen?" „Was denn?" fragte sie mich neugierig. „Ich hab Luina meinen Ring geschenkt, damit sie immer weiß, dass ich bei ihr bin und sie beschütze, auch jetzt. Und ich verspreche dir wir finden sie, egal wie weit wir reisen müssen." ich sah in Klettes Augen wie sehr sie sich das wünschte.
„Hier." ich hab ihr einen Stein, von dem mir Luina mal erzählt hatte, Klette hätte ihn ihr mal bei den Wölfen geschenkt.
„Sie hat den immer noch?" fragte sie etwas überrascht. „Ja und ich weiß, dass er ihr viel bedeutet. Sie will ihn sicher wieder haben, also heb ihn gut auf und verlier ihn nicht." sagte ich mir einem beruhigendem Lächeln. „Ich pass drauf auf. Danke Maxi."
Sagte sie und umarmte mich, bevor sie zurück zu meinem Bruder ging und sich neben ihn zum schlafen legte.

Auch ich legte mich wieder hin und schlief tatsächlich ein.

Weil ohne dein Lachen die Sonne nicht scheint Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt