❝ Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt,
so fällt er auf den Fuß dir prompt!
So ist es nun mal auf der Welt;
ein Kummer geht, ein Kummer kommt.❞(Heinz Erhardt)
❮ LINA ❯
Völligst tiefenentspannt mit einem Handtuch um die Haare und in knappen Shorts, bedeckt von einem 1975 Shirt, welches Matty irgendwann einmal hier vergessen hatte, trete ich schließlich in die Küche. Tommy und Dad sitzen gemütlich auf der alten Eckbank, die kleine Ratte schiebt sich gerade wirklich meinen letzten Muffin zwischen die Kiemen und meine Mutter steht am Herd. „Mensch, Tammy scheint dich ja wirklich Bestens zu entlohnen, wenn du es dir leisten kannst, so ausgiebig zu duschen." Gerade, als ich mit einem selbstgefälligen Kommentar antworten will schiebt sie hinterher: „Und das, obwohl du nicht auf Arbeit auftauchst. Klasse, wirklich lieb von ihr."
„Kitty..." spricht Dad mit einem unverkennbaren Unterton, um seiner Frau ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Spitzname alleine sollte sie eigentlich runterfahren lassen. Zumindest genügte es für gewöhnlich. Eigentlich.
„Nein, Spatz. So geht das doch nicht!" kontert sie erst in Richtung meines Vaters, bevor sie sich mit in die Hüfte gestemmten Händen wieder mir zuwendet. Während ich mir meine Lieblingstasse aus dem Schrank hole und einen Kaffee eingieße, lasse ich ihren Vortrag einfach über mich ergehen. Es ist nichts, was ich nicht schon hundertmal gehört hätte.
Miete zahlt sich nicht von alleine, keine Perspektive, keine Aussicht auf irgendwas, wenig Freunde, kaum soziales Umfeld – die herkömmliche Laier. Insgeheim warte ich nur auf das Grande Finale.
„Wenn du so weiter machst, endest du noch wie Tante Lucy!" – Da ist es.
Die Tatsache, dass mir Tante Lucys Leben, je älter ich werde, immer besser gefällt, habe ich bisher nie ausgesprochen. Zumindest nicht in das Gesicht einer Mitte vierzig Jährigen Vorzeige-Hausfrau deren Vorname Programm war, mit 0815- Arzthelferinnen- Job, Ehemann und wenigstens einem perfekten Kind. Mit meinem älteren Bruder gibt sie gerne an. Er ist verlobt, hat einen Job als – irgendwas mit Versicherungen. Jacob hat Hobbies und auch sonst sein Leben bestens im Griff. Jedenfalls in ihren Augen. Tommy und ich? Wir werden wohl dafür verantwortlich sein, dass sie mit 50 ihren ersten Herzinfarkt bekommt. Ob ich wohl den Hass auf ihn lenken sollte und ihr erzähle, dass er auf keinen Fall vor hat nach der Schule zu studieren? Verdient hätte er es, immerhin schmatzt er mir vor, wie köstlich Tammys Double-Chocolate-Muffins sind.
„Mum, beruhige dich mal bitte. Ich kriege das schon hin und Tammy hat mir heute frei gegeben." Nicht ein Wort in diesem Satz entspricht der Wahrheit. Sie wird sich nicht beruhigen, ich werde hier gar nichts auf die Kette kriegen und das frei gegeben ist eine sehr lockere Definition der Ereignisse von heute Morgen. Tatsächlich habe ich mich einfach dazu entschieden mir nicht weiter anzuhören, was Matty doch für ein schlechter Mensch ist und wie dumm ich wäre und generell und überhaupt.
Der Blick in den Augen meiner Mutter sagt genau eines: Ich habe eine Chance ihr die Wahrheit zu sagen. Allerdings brauche ich mir gar nicht einzubilden, dass sie mir die Zeit gibt ihren Blick a) richtig zu deuten und b) entsprechend zu handeln.
Stumm geht sie einige Schritte nach draußen in den Flur, tritt achtlos die nur noch spärlich zusammenhaltenden, mir offensichtlich viel zu großen, schwarzen Chucks bei Seite und drückt den Knopf auf dem Anrufbeantworter. „Scheiße", rutscht es mir trocken und leise über die Lippen und während Tommy anfängt schadenfroh zu grinsen, sieht Dad mich an, schüttelt mit dem Kopf und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Er sagt mir ohne Worte nichts Anderes als: Du bist im Arsch, Kind.

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the city
Fanfiction» Don't know where you're laying Just know it's not with me. Don't know what I'd tell you if I passed you on the street « ☹ Fehler zu begehen gehört wohl einfach zum Mensch sein dazu. Immer und immer wieder denselben Fehler zu begehen, nicht daraus...