❝ Manchmal hilft nur noch:
Zähne hoch und den Kopf zusammenbeißen.❞(Heinz Erhardt)
❮ LINA ❯
Meine Augen zu öffnen war die dümmste Idee seit langem. Das grelle Licht brennt wie Feuer, mein Kopf pocht und ich fühle mich, wie von einem Laster überfahren. Ich liege auf einem unfassbar unbequemen Bett. Mir tut der Rücken weh. Meine Glieder brennen, sind gleichzeitig kalt und tonnenschwer.
Nur zu gerne würde ich mich räuspern, doch mein Rachen gleicht der Sahara. „Hier", meldet sich eine ruhige Stimme und eine kleine Schnabeltasse taucht in meinem Sichtfeld auf. „Langsam", lacht er leise und es ist mir herzlich Schnuppe, dass mir das stille Wasser das Kinn hinabrinnt. Ich fühle mich, als hätte ich seit Wochen keine Flüssigkeit mehr zu mir genommen.
Die Erinnerungen holen mich zwar nur Stück für Stück ein, doch je länger ich den Film von gestern Abend vor meinem inneren Auge sehe, umso höher steigt meine Temperatur. Und meine Gesichtsfarbe gleich mit.
„Fuck", keuche ich mehr, als das ich spreche und ziehe mir die Decke über das Gesicht. In meiner Hand befindet sich ein Zugang, den ich erst bemerke, als ich mit dem Stoff dort hängen bleibe. Die Nadel brennt sich in meinen Handrücken und ich fluche erneut.
„Du musst mir hoch und heilig versprechen, dass du das mit in dein Grab nimmst", murmle ich, das Gesicht noch immer bedeckt und auch, wenn ich ihn nicht sehe, weiß ich, dass er grinst.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst."
Neben mir senkt sich die Matratze. Er scheint sich hingesetzt zu haben und zieht mir die Decke langsam aus dem Gesicht. „Mal ehrlich. Die Dessous waren doch hot. Ich weiß nicht, ob ich das vergessen will", grinst er frech und zwinkert mir zu. „Erinnere mich doch nicht dran", seufze ich und bin versucht mir die Decke zurück zu klauen, doch er hält mich davon ab. Den Stoff fest im Griff sieht er mich an.
„Wie geht's dir? Brauchst du irgendwas?" Seine braunen Augen mustern mich besorgt.
„Irgendwas, was die Erinnerungen löscht, wäre jetzt klasse." Kurz halte ich inne, bevor ich ihn mit großen Augen ansehe. „Ui, kannst du mir das Blitzdings aus ‚Men in Black' besorgen?"
Ross lacht lediglich auf, bevor er mir erneut die Schnabeltasse gibt. Dieses Mal lässt er mich sogar alleine trinken und ich kippe mir gleich die gesamte Flüssigkeit runter. Tief atme ich durch.
„Ärzte haben ja Schweigepflicht", flüstere ich mehr vor mich hin.
Um die Schnittverletzungen an den Oberschenkeln versorgen zu können, musste ich meinen Rock loswerden und das Leder, was ich eigentlich für die Abendunterhaltung eines gewissen Arschlochs angelegt hatte, musste ebenso verschwinden. Nicht nur, weil es sich in die Haut schnitt und mir auf die Wunden drückte. Der Blick von Dr. Hyatt würde mich wohl noch eine ganze Weile verfolgen, denn er gefiel mir bei weitem nicht so gut, wie Ross's. Absolute Verurteilung war natürlich genau das, was ich gestern Nacht gebraucht hatte. Als machte ich mir selbst nicht schon genug Vorwürfe...
„Es tut mir leid", spricht Ross schließlich leise und weicht zum ersten Mal, seit ich meine Augen heute offen habe, seinen Blick von mir. „Blödsinn!" rufe ich sofort und greife nach seiner Hand. „Wenn du mich nicht wortwörtlich hergeschleppt hättest..." Den Rest meines Satzes lasse ich unausgesprochen. Die Standpauke, die wir in den frühen Morgenstunden über uns ergehen lassen musste, hallte noch genug nach. Trotzdem hasse ich den Notfallarzt dafür, dass er am Ende noch die Frechheit besaß, Ross Vorwürfe zu machen, weil wir den Fremdkörper nicht umgehend entfernt hatten. Lernte man nicht in den Erste – Hilfe – Kursen, dass man sowas nicht tun sollte? Venenverletzung, Blutungen – irgendwie sowas in diese Richtungen hörte man doch oder? Woher hätten wir wissen sollen, dass es sich mit Nadeln eben nicht verlief, wie mit Scherben oder ähnlichem?
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the city
Fanfiction» Don't know where you're laying Just know it's not with me. Don't know what I'd tell you if I passed you on the street « ☹ Fehler zu begehen gehört wohl einfach zum Mensch sein dazu. Immer und immer wieder denselben Fehler zu begehen, nicht daraus...