❝Manchmal hat es wirklich keinen Sinn die Stirn zu fletschen und die Zähne zu runzeln.❞
(Heinz Erhardt)❮ LINA ❯
『october 2o17』
„Kannst du mich bitte nicht anschauen, wie ein angeschossenes Reh? Ist das irgendwie möglich?" Es war schon Kampf genug sich aus dem Judo-Jui-Jitsu-Karate-was-auch-immer-Griff zu befreien, den er gerade nachts gerne auszuprobieren scheint. Wenn er mich jetzt noch so ansieht, mit diesen riesigen, braunen Augen, dann ist es ganz vorbei. Schon seit jeher weiß er ganz genau, welche Knöpfe er zu drücken hat, um das zu bekommen, was er will. Jeder Kampfsport-Move ist überflüssig und das weiß er auch. Ich versuche mich wirklich an dieser ganzen mysteriöse-Schönheit-Nummer, doch der Arsch kann mich lesen, wie ein offenes Buch. In seiner Gegenwart bin ich eine verfluchte Leuchtreklame am Times Square.
Wann genau wir – und damit meine ich das schrumpelige Teil in meiner Brust und mich – die falsche Abbiegung genommen haben, weiß ich schon gar nicht mehr. Das der Pfad, auf dem ich hier lang trample falsch und verdammt dünn ist, ist offensichtlich. Gehe ich nur einen Millimeter weiter, werde ich fallen und der Aufprall wird alles andere, als angenehm, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Ich entscheide mich bloß aktiv dagegen, auf das Ding in meinem Kopf zu hören.
Die dicke, weiße Bettdecke über den Kopf gezogen, rutscht er ans Bettende.
„Och komm schon. Meinst du nicht Tammy kommt auch mal ohne dich klar?"
Seine Arme schlingen sich um meine Hüfte, die Decke rutscht wieder nach unten und meine Finger graben sich automatisch in seine dunklen Locken. „Du bist ganz schön grau geworden, mein Lieber", weiche ich seiner Frage gezielt aus und hoffe ihn mit dieser kleinen aber feinen Lüge direkt am Ego zu packen. In der Regel funktionieren Spitzen, wie diese, prima. Bei einem Ego, groß wie der Mount Everest ist es wirklich kinderleicht. „Grau ist sexy, habe ich gehört", kontert er prompt und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. Mist.
„Stimmt."
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn und versuche mich aus seinem Griff zu lösen, doch er ist schnell.
Ehe ich es mich versehe hat er mich auf seinen Schoß gezogen.
„Überlege doch mal, wie oft ich noch hier herkommen kann so kurz vor der Tour. Das ist doch schon Argument genug." „Ach und dein nächtliches Sportprogramm zahlt jetzt meine Miete?" Ohne mit der Wimper zu zucken, sagt er: „Lass mich aufstehen, ich hole mein Scheckbuch."
Empört schaue ich ihn an und greife nach meinem Kissen. „Nimm das zurück!" Ich hatte mich seelisch und moralisch schon darauf vorbereitet meiner besten Freundin erklären zu müssen, weshalb ich zu spät in der Konditorei antanzte, wieso meine Beine nicht ganz so wollten, wie ich. An eine Kissenschlacht, weil mich meine Bettbekanntschaft als Prostituierte betitelte, habe ich irgendwie nicht gedacht.
Doch Matthew ist stark und Matthew ist schnell. Ich liege schneller unter ihm, als ich Kissenschlacht sagen kann. „Drecksack", schimpfe ich lachend und versuche mir auch nur einen Zentimeter Selbstbestimmung und Freiheit zu erzappeln. Keine Chance.
„Wieder festgenagelt." Seine Augen sind zu kleinen Schlitzen verengt, das schelmische Grinsen lässt den 27-jährigen Mann auf mir aussehen, als wäre er 5. Die dezente ‚König der Löwen' Anspielung ist mir nicht entgangen und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch er gerade an das dumme Gesicht denken muss, das ich gemacht habe, als ich herausfand, wie sehr der ach-so-coole-Rockstar seine Disney-Filme liebt. Seine Version von Mulans ‚Sei ein Mann' ist ein Video, welches ich wohl für immer in Ehren halten werde. Oder wie ein Damoklesschwert über sieben hübschen Köpfchen – je nachdem, wie er sich benimmt.
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the city
Fanfic» Don't know where you're laying Just know it's not with me. Don't know what I'd tell you if I passed you on the street « ☹ Fehler zu begehen gehört wohl einfach zum Mensch sein dazu. Immer und immer wieder denselben Fehler zu begehen, nicht daraus...