Meine Atmung wird einfach schlimmer und einpaar von den Leuten die hier rumlaufen oder sizten sehen mich wieder besorgt an. Mit meinen Ellenbogen stüze ich mich an der Wand ab und habe meinen Kopf dazwischen um einfach einen Tunnelblick zu bekommen und mich vielleicht endlich beruhigen zu können. Ich will noch nicht aufgeben und noch nicht nachlassen.
Ich nehme mir eine neue Flasche und trinke einen großen Schluck. "Taehyung, ist alles gut mit dir?" Höre ich meinen Tanztrainer irgendwo im Hintergrund fragen. Ich antworte nicht. Ich höre ein Seufzen von Yoongi. "Der will nur Aufmerksamkeit. Das geht gleich wieder, wenn wir ihm eben keine schenken."
Das tat weh. Ich beiße auf meine Unterlippe um nicht in Tränen auszubrechen. Aber er hat recht. Ich muss weiter funktionieren. Muss meine Bedürfnisse ausstellen und einfach weiter machen. Das ist eben der Nachteil an diesem Traum.
Ich stehe wieder auf. Meine Beine wackelig und meine Sicht verschwommen. Dennoch gehe ich zurück zu den Anderen. Ich muss durchziehen. Nichts kann und wird mich stoppen meinen Traum zu leben. Sonst hätte ich schon lange die Gruppe verlassen. Doch ich bleibe weiterhin stur.
Wir beginnen also wieder mit dem Tanzen. Dieses Mal tanzen wir unser nächstes Konzert durch. Zwischen drin waren kurze Pausen, die ich nur zu gerne nutze und mich in meiner Ecke verkrieche.
Doch als wir gerade Fake Love tanzen wurde mir ein Bein gestellt und ich fiel nach vorne. Ich hasse es. Ich schaffe es nicht mich abzufagen, weswegen ich volle Kanne mit dem Kopf aufschlage. Nun war alles in weite Ferne gerückt. Dennoch bekomme ich das Lachen mit. Ich bleibe einfach liegen. Es hat ja doch keinen Sinn wieder aufzustehen. Die Musik wurde gestoppt, nachdem ich mich nicht bewegt hatte.
Ich merke wie mich jemand an den Haaren hochziehen will, welche von der Mütze und dem Verband bedeckt waren. Das sorgte dazu, dass Namjoon nun die Mütze in der Hand hat und alle den Verband ansehen, welcher hinten bestimmt etwas durchgeblutet war. Immerhin hatte ich den Verband heute Morgen nicht mehr erneuern können.
Ich stütze mich auf meine Hände und stelle mich langsam auf alle Viere. Mein Kopf dröhnt und alles war immer noch so weit weg, als ich aufstehe. Gerade habe ich mich gerade aufgerichtet sackte ich wieder in mich zusammen.
Unser Tanzlehrer kam auf mich zu. Ich merke wie er mir auf die Schulter fässt, doch ich schlage seine Hand weg. Ich will keine Hilde und kein Mitleid. Ich will einfach in mein Bett.
"Taehyung, was ist das für eine Verletzung? Und warum wusste ich davon nichts?" Sein strenger Ton lässt mich kurz zusammen zucken und ich sage mit leiser und rauer Stimme:" Ich bin gestern gestolpert, das ist alles." Mehr muss ja keiner wissen. "War ja klar, dass du selbst zum Laufen zu blöd bist", höre ich Yoongis Stimme.
"Das geht gleich wieder. Gebt mir nur kurz, dann können wir weiter machen." Ich weiß, dass ich spätestens jetzt bemerken sollte, dass ich nicht mehr weitermachen kann.
"Ich denke, du solltest dich an die Seite setzen." Erst will ich widersprechen. Doch etwas hält mich auf. Meine Motivation zu kämpfen und meine Kraft lassen immer weiter nach. Ich nicke also und gehe, mich am Spiegel stützend zu meiner Ecke.
Kaum habe ich den Tanzbereich verlassen ertönt die laute Musik wieder und sie beginnen wieder zu tanzen. Sie sind alle so viel besser als ich. Wie habe ich es nur geschafft angenommen zu werden? Ich hätte doch einfach ein Farmer werden sollen.
Mein Blick fällt auf Jungkook. Er ist definitiv sehr viel besser geworden als am Anfang. Seine Bewegungen waren nun noch flüssiger und es sah so verdammt gut aus.
Ich schließe meine Augen und lege den Kopf in den Nacken. Ich weiß einfach nicht wie ich weiter machen soll. Ich weiß nicht wie ich es schaffen soll immer weiter zu machen und zu tun was mir gesagt wird. Ich habe diesen Platz hier in dieser Gruppe nicht verdient. Ich kann nicht so gut tanzen wie sie. Ich kann nicht singen und auch nicht rappen. Ich bin nicht so schön und gut gebaut wie die meisten von uns. Ich kann nichts. Ich trage nichts zum Erflog dieser Gruppe bei. Rein garnichts.
Ich habe sowieso gemerkt, dass meine Parts in den Songs immer weniger werden. Sich brauchen mich nicht um ihren Traum zu leben, während ich von ihnen abhängig bin um hier zu bleiben. Doch langsam kann ich einfach nicht mehr.
Ich merke die heißen Tränen auf meinen Wangen, doch ich ignoriere sie. Es interessiert sowieso niemanden wie es mir geht. Wieso auch? Ich bin nur eine Last für alle.
Ich beiße mir wieder auf die Unterlippe. Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss besser und schöner werden. Ich muss mehr trainieren und ich muss dünner werden.
Ich merke garnicht wie die Zeit vergeht und irgendwann war es still um mich herrum. Ich öffne meine Augen und sehe, dass nur noch einzelne Staffmitglieder hier waren. Sie sind also wieder ohne mich gegangen.
Ich stehe also langsam wieder auf und greife nach meiner Tasche. Ich räume alles zusammen und schultere sie wieder.
Als ich mich umdrehe sehe ich einen Körper vor mir. Es war unser Tanztrainer."Ich mache mir Sorgen um dich Taehyung. Mit so einer Wunde solltest du nicht tanzen und erstmal aussetzen. Ich denke es wäre besser, wenn du die nächsten drei Konzerte aussetzt und nicht mitmachst. Du musst dich erholen."
Einfach eine nette Umschreibung, dass ich nicht gebraucht werde. Ich nicke ihm zu und verbeuge mich. "'Tschuldige", sage ich knapp und will an ihm vorbeigehen. Doch er hält mich nochmal kurz zurück.
"Vielleicht solltest du darüber nachdenken, ob das hier wirklich das richtige für dich ist."
Da war es wieder. Das Klirren bei dem die Scherben meines Herzen aufkommen und mich im Stich lassen. Ich nicke erneut und sehe ihm nicht in die Augen. Er hat recht.
Als er mich dann gehen lassen hat und ich nun zu Hause ankomme gehe ich auf direktem Weg zum Fahrstuhl. Oben angekommen sitzen alle in der Küche und essen gerade zusammen. Sie lachen und unterhalten sich angeregt. Ich gehe still zum Kühlschrank und hole mir dort ein Wasser raus doch halte ich direkt in meiner Bewegung inne.
"Ist das eigentlich dein Ernst? Du behinderst unser Training wegen so einer Kleinigkeit?" Jungkook zeigt auf meinen Kopf. Ich weiß worauf er hinaus will. Ich verbeuge mich und nuschel eine Entschuldigung, doch das scheint wohl nicht das gewesen zu sein, was er hören wollte.
"Warum verpisst du dich nicht einfach hm? Wann merkst du endlich, dass du nicht auf unserem Level bist und einfach nichts kannst? Ich verstehe nicht, wieso du immernoch hier bist. Langsam solltest auch du das mal verstehen und begreifen."
Und schonwieder das Klirren. Nur dieses Mal das Letzte. Denn das hat mich nun endgültig getroffen. Ich weiß nicht woher ich den Mut nehme, doch ich schreie ihn an. Nein ich schreie sie alle an.
Ich hebe meinen Blick und sehe jedem kurz in die Augen ehe ich beginne zu sprechen.
"Ist es das was ihr wollt? Dass ich gehe? Dass ich euch endlich nicht mehr zur Last falle, dass ich endlich aufgebe? Huh? Dann habe ich gute Neuigkeiten für euch. Ich wurde von den nächsten drei Konzerten ausgeschlossen. Und wisst ihr was, ICH KANN NICHT MEHR OK? WISST IHR EIGENTLICH WIE SICH DAS ANFÜHLT?"
Ich gehe nicht weiter auf die Frage ein, sondern entlasse einen verzweifelten Schrei ehe ich meine Sachen nehme und in mein Zimmer gehe.
Dort sehe ich auf das Bild von uns sieben, welches ich auf meiner Fensterbank stehen habe. Ich nehme es und werfe es auf den Boden. Es zerbricht in unendlich viele kleine Scherben, genauso wie es mein Herz tat.
Jungkook hasst mich. Und ich? Ich liebe ihn vom ganzen Herzen.
Ich falle auf die Knie und weinen weiter. Dabei bohrt sich eine Scherbe in meine Hand. Als ich den Schmerz fühle und wie ich einen kurzen Moment erschrocken beruhigt aufatme nehme ich mir eine er größeren Scherben und lehne mich mit meinem Rücken an mein Bettgestell hinter mir. Ich betrachte die Scherbe ganz genau. Sie war so spitz und scharf zerbrochen.
Und da war zum ersten Mal dieser Drang, den Schmerz nochmal zu fühlen.
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You would never stop me, right? [KookTae]
FanfictionWas passiert, wenn man so sehr verletzt wird, dass es einem schwerfällt zu glauben, dass alles wieder gut wird? Und das alles nur wegen ihm. Und jetzt wird auch er mich nicht mehr stoppen können. Da bin ich mir sicher. Ich werde jedem zeigen, dass s...