Als ich leise die Haustür wieder aufschließe höre ich ein lautstarkes Gespräch. Es ähnelt eher einem Streit. Ich versuche also so leise wie möglich zu bleiben, denn ich habe keine Lust dem Streit etwas beizutragen.
Doch wie es kommen musste, fällt mir der Schlüssel aus der Hand und landet klirrend auf den Boden. Nun ist es leise. Nichts ist zu hören, bis auf einmal Schritte in meine Richtung kommen. Jetzt ergreift mich die Panik und ich greife nach meinem Schlüssel wobei mein Handy aus der Tasche fällt. So eine Scheiße man. Doch ich komme nicht dazu, dieses auch aufzuheben. Denn vor mir waren Fußpaare von sechs Personen. Ich will und kann nicht aufsehen, denn ich weiß, dass vor mir Jungkook steht. Das erkenne ich an seinen Schuhen.
"Na wen haben wir denn hier? Unser Streitgrund ist auch mal nach Hause gekommen." Och nö. Jetzt kann es ja nur noch widerlich werden.
"Man Jungkook jetzt lass ihn doch einfach mal in Ruhe. Was ist so schwer daran?" Dieses Mal war es Jimins Stimme die mich verteidigt. Warum verteidigen die beiden mich plötzlich? Ich verstehe das nicht.
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Ich befinde mich in einer Art Schockstarre und beobachte nur wie sich Jungkooks Blick nur noch weiter verdunkelt. Das war kein gutes Zeichen. Ich muss was tun, sonst bekommt Jimin auch nur Probleme.
"Lass es gut sein. Es bringt eh nichts mich zu verteidigen. Der PD hat mir gesagt, dass ich sowieso ausziehen soll, weil ich die Harmonie der Band zerstöre. Naja ich trage ja auch nichts sinnvolles bei." Ich sage es mit einem monotonen Ausdruck und stehe auf. Dabei nehme ich mein Handy direkt mit hoch und sehe auf den kleinen Riss im Display.
"Es wundert mich, dass du überhaupt noch in dieser Band sein darfst. Der PD hätte dich schon lange rausschmeißen sollen. Ich weiß einfach nicht, was ihn davon abhält." Natürlich muss Yoongi auch noch seinen Senf dazu geben. War ja klar.
Ich zucke nur gespielt uninderessiert meine Schultern und gehe dann einfach an ihnen vorbei. In meinem Zimmer ziehe ich die Vorhänge zu und sitze nun in der Dunkelheit. Ich habe die Dunkelheit zu lieben gelernt. Immerhin sehe ich mich selbst nicht.
Ich mache nur ein kleines Licht an. Mein Blick fällt auf die Scherbe auf meinem Nachtschrank. Dabei kommen die Erinnerungen an den vorherigen Abend zurück. Sie hatten recht. Ich sollte am besten gehen. Ich kann sowieso nicht glücklich werden. Immerhin weiß ich, dass die Liebe meines Lebens mich hasst.
Ich greife mit den neuaufkommenden Tränen in meinen Augen nach der Scherbe und betrachte die scharfen Kanten erneut. In diesem Moment wird mir klar, dass sie mich befreien kann. Wenn auch nur für einen kurze Zeit, aber diese Zeit ist es wert.
Ich gehe zu meinem Schrank und hole mir eine Wodkaflasche raus, die ich dort versteckt halte und ziehe mir eine kurze Hose an. Dabei sehe ich die Wunden vom Vortag. Ich weiß genau, dass es noch unzählige mehr werden würden.
Ich nehme einen große Schluck des brennenden Alkohols und verziehe danach mein Gesicht. Direkt bildet sich aber ein kleines Wärmegefühl in meinem Magen und ich seufze doch recht erleichtert auf.
Ich gehe zurück zum Bett und setzte mich dort hin, nur um die Scherbe wieder in die Hand zu nehmen.
Nach zwei Stunden saufen und meiner neuen Lieblingsbeschäftigung habe ich nun einen guten Pegel erreicht. Ich fühle mich so frei und so leer und einsam zu gleich. Ich merke wie meine Wangen heiß werden und ich daraufhin beginne laut zu weinen. Die Anderen sind sowieso gerade beim Training, also wird es schon niemanden stören.
Auch wenn ich mich eigentlich keiner sportlichen Tätigkeit widmen sollte, höre ich natürlich nicht darauf. Ich habe in meinem betrunkenen Zustand den Entschluss gefasst, dass ich besser und dünner werden musste. Nicht nur für ARMY, sondern auch für Jungkook. Vielleicht wird er mich dann ja etwas mögen. Auch wenn wir nur Freunde oder zumindest Bekannte sein würden, die aber zumindest miteinander auskommen. Das würde mein Herz schon sehr erleichtern.
Mit meiner neuen Motivation merke ich garnicht wie die Stunden vergehen und die Jungs zurück gekommen waren. Irgendwann höre ich ein Klopfen an meiner Tür. Ich setzte mich verwirrt auf. Sonst will doch auch keiner etwas von mir.
"Ja?" Frage ich in der Hoffnung, dass man mir den Alkohol nicht anmerkt. "Hey, ich bins Jin. Ähm, also, ich wollte nur sagen, dass ich etwas mehr gekocht habe und wenn du etwas willst kannst du dir das holen." Ich seufze. Ich verstehe es nicht.
"Nein schon gut. Ich habe sowieso keinen Hunger." Meine ich daraufhin um ihn wieder los zu werden. Ich höre ein seufzen durch die Tür. "Ok. Wenn du es dir aber anders überlegst, kannst du es dir holen. Ich passe auf, dass Jungkook oder so es nicht nehmen."
Daraufhin erwiedere ich nichts. Was sollte ich auch schon sagen? Soll ich mich etwa bedanken, dafür, dass mir nun nach 8 Jahren auch mal jemand sagt, dass ich was essen durfte? Auf keinen Fall. Nach einpaar Minuten höre ich, wie sich die Schritte von Jin wieder entfernen.
Zumindest weiß er, wenn jemand nicht weiter auf ein Gespräch eingehen will zu verstehen und geht.
Ich blicke zu meinem Schreibtisch und sehe meine Kamera. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen so viel aufzunehmen wie möglich. Doch das war ja nicht nötig gewesen.
Ich stehe auf und nehme sie mir. Ich könnte ja vielleicht mit der Kamera reden und eine Art Tagebuch führen. Vielleicht hilft das ja.
Ich mache die Kamera also an und stelle sie vor mich auf den Tisch. Schon ein seltsames Gefühl so ohne einen richtigen Grund in eine Kamera zu reden, auch wenn ich es gewohnt sein sollte.
"Ähm, ich schätze, dass das hier nun mein erster Videoeintrag wird. Denn ich habe mir ein Ziel gesetzt. Bis zum 30.12. Wenn dann nichts besser geworden ist, werde ich die Band, die Musik und diese Welt verlassen."
Tja, ob das eine gute Idee war? Ich weiß es nicht, aber ich kann einfach nicht mehr.
"Falls irgendwer diese Aufnahmen irgendwann zu Gesicht bekommen sollte, will ich schonmal jetzt am Anfang sagen, dass das was ich hier in den nächsten zwei Monaten aufnehmen werde krank und nichts für schwache Nerven sein wird. Denn wenn irgendjemand dass hier sieht, ist es sowieso zu spät."Ich blicke an der Kamera vorbei aus dem Fenster und mache diese mit einer kurzen Bewegung aus, sodass sie mich nicht weiter filmte.
Und so stand mein Ziel fest. Zwei Monate gab ich mir noch. Dann würde ich es nach 8,5 Jahren endlich aufgeben. Alles. Und es war mir egal was irgendwer denken würde. Denn niemand weiß wie schrecklich sich das anfühlt jeden Tag wieder aufzustehen.
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You would never stop me, right? [KookTae]
FanficWas passiert, wenn man so sehr verletzt wird, dass es einem schwerfällt zu glauben, dass alles wieder gut wird? Und das alles nur wegen ihm. Und jetzt wird auch er mich nicht mehr stoppen können. Da bin ich mir sicher. Ich werde jedem zeigen, dass s...