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Die Sonne ging langsam hinter den Fichten auf der Rückseite des Hauses unter. Er drehte sich auf die Seite und starrte an die kahle Wand.

Wenn er den Worten seines Vaters Glauben schenken sollte, stimmte es also. Harry Potter. Er hatte Lucius Malfoy dabei belauscht, wie dieser hinter verschlossener Tür recht aufgeregt über den Jungen mit der Blitz- förmigen Narbe geredet hatte. Mit wem? Hatte Draco sich gefragt. Mit sich selbst? Mit sich selbst, wie er mit sich selbst redete?

Harry Potter, der Junge, der den unverzeihlichen Fluch des Unnennbaren überlebt habe, während er nur ein kleines Kind gewesen war.

Seine Eltern wurden den Gerüchten zufolge vor Jahren in ihrem Versteck in Godric's Hollow verraten und von Voldemort, der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, umgebracht. James und Lily Potter waren bekannte Zauberer gewesen, warum der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf ausgerechnet die Potters aufgesucht hatte, war unklar, soweit es die zahlreichen Gerüchte und Geschichten zuließen.

Es hieß, der Unnennbare hatte versucht, den Sohn der Potters, Harry, zu töten.

Aber er konnte es nicht. Keiner wusste warum oder wie, aber es hieße, als er den kleinen Jungen nicht töten konnte, viel Voldemorts Macht in sich zusammen und das wäre der Grund für sein Verschwinden.

Der Grund, warum man von dem Dunklen Lord seither nichts weiter gehört hatte.

Und dieser Grund, Harry Potter, würde nach Hogwarts kommen? Draco wusste nicht, wie er sich bei dem Gedanken daran fühlen sollte. Er hatte nicht erschließen können, ob sein Vater positiv oder negativ über den Jungen dachte, als Draco gehorcht hatte, wie dieser über den Sohn der Potters redete.

Es waren nur noch wenige Wochen bis zum 1. September. Nur noch wenige Wochen bis auch er in den Hogwarts- Express steigen durfte.

Draco war nicht aufgeregt oder hätte auch nur Angst gehabt. Draco war froh, seinem Vater beweisen zu können, was in ihm steckte.

Er verfolgte mit seinem Blick eine kleine Spinne, die an der kühlen Wand hoch lief.

Er würde sie mit einem Buch zerdrücken. Aber Draco drehte sich nur wieder zurück auf den Rücken. Mit einem Stöhnen schloss er die Augen.

Dracos Sommer war langweilig und trist gewesen. Tage hintereinander lag er draußen zwischen den Sträuchern seiner Mutter, die nur vereinzelt blüten und hatte in den blauen Himmel gestarrt.

Ab und zu war ein Vogel hinübergeflogen oder ein Insekt hatte sich auf ihm niedergelassen. Genau dann hatte er überlegt, womit er die Tiere verfluchen würde, läge er im Gras in Hogwarts. Nicht hier.

Er war die Abende in die Bibliothek geschlichen und hatte die alten Bücher durchblättert. Über Skele-Wachs, ein Heil-Zaubertrank, Murtlap-Essenz, eine Heil-Lösung bei schmerzhaften magischen Verletzungen und Veritaserum, ein Wahrheitstrank gelesen, aber war nicht schlau daraus geworden.

Müde hatte Draco nach einem Regal mit den dunkel, in Stoff eingebundenen Büchern gesucht, die er bei seinem Vater erspäht hatte, wurde jedoch nicht fündig.

Da waren alte, dunkle, in Stoff eingebunden Bücher, die er gefunden hatte. Geschichtenbücher.

Und er war sich sicher, dass sein Vater nicht Geschichtenbücher bei sich verstecken würde.

Auch die anderen ähnlich aussehenden Bücher waren nicht die, die er gesehen hatte.

Der Sommer zog sich langsam und quälend und der blonde Junge hatte aufgehört die Tage zu zählen. Die kalte Jahreszeit war ihm sowieso lieber, da war er sich sicher.

Irgendwann hatte Draco aufgehört, nach den Büchern, ein weiteres Geheimnis seines Vaters, zu suchen und sich den Platz in dem Gestrüpp seiner Mutter gesucht und dort weitere, für seine Schulzeit nützlich erscheinende Bücher durchgewälzt. Er war jedes Mal eingeschlafen.

Allein der Gedanke daran ließ seine Lieder flattern. Er blickte wieder, aus seinen Gedanken aufgetaucht, an die Decke. Vor seinem Fenster war es bereits vollständig dunkel geworden.

Er hatte keine Idee, wie spät es mittlerweile war. Er hatte Übung darin, in seinen Gedanken zu versinken und die Zeit schneller vergehen zu lassen.

Faul. War es das, was sein Vater ihn genannt hatte?

Mit einem weiteren Seufzen und einem kurzen Verdrehen der Augen zog Draco sich die Decke über den Kopf und schloss die Augen.

Malicious MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt