3

52 8 117
                                    


Der letzte Monat bei den Malfoys verlief nicht sonderlich anders als der bisherige Sommer.

Draco strich weitere Tage durch die leeren Gänge des Hauses, stöberte in den kühlen Räumen. Alte Gemälde starrten ihm verachten entgegen.

Bis er es aufgab, irgendetwas Interessantes zu finden.

Fantasiere nicht. Hatte sein Vater gesagt. Beschäftige dich mit wichtigen Themen.

Also blieb Draco auf seinem Zimmer. Und befasste sich mit den wichtigen Themen. Was auch immer die wichtigen Themen waren.

Die Zeit verging quälend langsam.

Zumindest hatte Draco jetzt seine Schulsachen und betrachtete sich täglich mindestens einmal im Spiegel.

In seinem neuen schwarzen Umhang, den Zauberstab locker in der linken Hand.

Mr. Ollivander hatte den Zauberstab als „ziemlich federnd" beschrieben. Aus dem Holz eines Weißdorns und mit einem Kern aus dem Haar eines Einhorns.

Er hatte nicht zugehört, was das zu bedeuten hatte.

Sein blasses, spitzes Gesicht funkelte ihm im Spiegel entgegen. Das platinblonde Haar durcheinander über seiner Stirn. Er strich es sich mit einer schnellen Handbewegung zurück in den Nacken.

Draco blieb die letzten Tage fast gerne in seinem Zimmer. Fing an den Tagespropheten zu lesen, blätterte in seinen neuen Schulbüchern und redete in Gesellschaft der jeweiligen Eulen über seine Vorstellungen der Zeit in Hogwarts.

Die Eule am Tag zuvor hatte ihren Kopf schief gelegt und war letztendlich im Raum herumgeflogen, bis Draco sie mühselig herausgesucht hatte.

Scheinbar interessierte sie sich nicht für Dracos Selbstgespräche

Er lag wieder auf dem Bett und las bis spät in die Nacht, während die Eule des neuesten Tagespropheten durchs offene Fenster hinaus- oder herein flatterte, wie es ihr gefiel.

Draco hatte sie den Tag über da behalten.

Der silberne Schein des Mondes ließ die Schatten ihrer Flügel über Dracos Gesicht gleiten.

Er mochte Eulen. Er kam besser mit ihnen klar, als mit Menschen.

Sie schauten ihn nicht so komisch an wie der Junge aus Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten.

Draco hatte einen provisorischen Monatskalender an die kahle Wand geheftet, und jede Nacht, bevor er einschlief, harkte er einen weiteren Tag ab.

Mit einem Stöhnen richtete er sich auch jetzt auf und schlurfte zu dem Fetzen Pergament an der Wand.

Der letzte Augusttag kam überraschend. Am nächsten Tag würde er im Zug nach Hogwarts sitzen.

✧·゚: ✧·゚:

Sie erreichten King's Cross um kurz vor halb elf.

Der Zug nach Hogwarts würde am Gleis 9 3/4 abfahren. Zwischen Gleis neun und Gleis zehn, etwas näher am Gleis zehn.

Von der Bahnhofshalle aus war dort nur die Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn mit einem Fahrkartenschalter zu sehen. Draco lief mit seinem Gepäckwagen, auf dem sein Koffer festgeschnallt war, geradezu lässig auf die Absperrung zu.

Narzissa Malfoy hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Wahrscheinlich, um ihm das Gefühl von Sicherheit zu geben.

Er befand dahinter keinen Sinn. Warum sollte er ohne ihre Hand auf seiner Schulter Schwäche zeigen?

Malicious MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt