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Er schlüpfte aus dem Bett und hüllte sich in einen Umhang. Nur einen Spalt breit, zog er den Vorhang beiseite und lugte hinaus. Der Mond stand hoch oben am Sternenklaren Himmel. Ihm war merkwürdig zumute. Was hatte ihn aus dem Schlaf gerissen?

Unwillkürlich schaute er sich in seinem Zimmer um und dann, aus irgendeinem Gefühl heraus, tappste er aus seinem Zimmer und hinunter in den kleinen Saal.

In dem Holz vertäfelten Raum war es unnatürlich dunkel und von der gewöhnlichen Gemütlichkeit war kein Funke zu spüren.

Er zündete eine Laterne an, um sich den Weg durch die umherliegenden Bücherstapel und Kissen zu leuchten. Es schien, als würde das Licht der Laterne ihm hinterherjagen, und obwohl er genau wusste, dass er nur im kleinen Saal stand, die Laterne fest umklammert, lief ihm ein Schauer über den Rücken.

Und dann fiel es ihm wieder ein. Mit rasend pochendem Herzen hielt er inne. Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis, als das sachte Licht die Bücherregale streifte.

Er wusste, was ihn hierher verleitet hatte, warum er aufgewacht war, warum er nicht einmal darüber nachgedacht hatte, wohin er gelaufen war.

Am Nachmittag, als er zusammen mit Crabbe und Goyle genau hier saß, den Tee getrunken und an Plätzchen geknabbert hatte. Während sie Crabbes neues Schachspiel getestet und ihre Süßigkeiten geteilt hatten, irgendwann da, hatte sein Blick, wie so oft, die Bücherregale gestreift. Nur war ihm irgendwas aufgefallen.

Und jetzt wusste er was. Das recht kleine, dunkle Buch, tief ins Regal eingeschobene, mit einem dezenten Aufdruck am unteren Ende des Buchrückens.

N. Flamel

Einen Moment stockte er, dann hastete er mit großen Schritten, die Laterne, erhoben vor sich haltend, auf das Regal zu. Mit einem Stubbs seiner ausgestreckten Hand ließ er das Buch von der oberen Reihe in seine Arme fallen.

Sein Herz pochte so laut, dass er sich sicher war, jede Sterbensseele im Haus würden davon aufgeweckt werden.

Er schaute nicht auf das Buch, bevor er sich auf den Lehnsessel vor dem mittlerweile ausgelöschten Kamin niedergelassen und seinen Atem wieder unter Kontrolle gebracht hatte.

Alchemie

Alchemie? Es war einfach nur ein Buch über Alchemie? Das konnte nicht sein! Hektisch durchblätterte Draco die dünnen Seiten. Alle möglichen Skizzen und dazu passenden Texte und Erleuchtungen.

Noch einmal. Und noch einmal.

Draco schlug die letzte Seite des Buches auf, hier musste doch irgendetwas über den Autor, Flamel, stehen. Nichts.

Und auch die erste Seite untersuchte Draco noch einmal genauestens.

„Naturforschung, die durch Veredelung von Naturelementen und -stoffen deren Transmutation in andere, edlere zu erreichen sucht."

Edlere zu erreichen? Das Buch war ganz klar nicht für Erstklässler geeignet, noch überhaupt für junge Zauberer und Hexen, wie Draco es nun einmal war.

Die Hoffnung, die sich in Draco aufgebaut hatte, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Wie eine verdammt schlecht gespielte Runde Zauberschnippschnapp.

Wer war dieser Mann und vor allem: warum war das einzige, was Draco zu ihm finden konnte, ein zerfleddertes Buch über Alchemie? Aber N. Flamel, das musste er doch sein. Oder gab es noch einen Flamel?

Und dann kam ihm eine Idee. Eine verdammt gute Idee. Eine unglaublich leichtsinnige Idee. Das Arbeitszimmer seines Vaters.

Draco wusste genau, dass Lucius Malfoy von seinem Arbeitszimmer aus in eine verborgene Abteilung der Bibliothek kommen konnte.

Malicious MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt