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Als die Ferien einmal begonnen hatten, lag Draco nahezu täglich auf den breiten, dunklen Sofas der Bibliothek.

Er hatte genügend Zeit, um lange über Flamel nachzudenken. Es war viel mehr Platz als sonst, ihm war, als hätte er den ganzen Schlafsaal für sich, den Aufenthaltsraum gleich dazu. Als könnte er die guten Sessel am Kamin belegen. Doch es waren die Sessel am Kamin bei ihm zuhause in Wiltshire, nicht in Hogwarts.

Da war er. Zuhause. Und wie er da so saß, mit den etlichen Stapeln von Büchern um sich, schlürfend er an einer heißen Tasse Kakao ließ er seine Gedanken zwischen Hogwarts und Flamel hin und her schweifen.

Potter und Weasley würden gerade wohl in ihrem leeren, gemütlichen Gemeinschaftsraum sitzen. In Hogwarts.

Sie konnten Zauberschnippschnapp oder Zauberschach spielen oder wahrscheinlich würde Weasley es Potter erst einmal beibringen müssen.

Zauberschach ging genauso wie Muggelschach, außer dass die Figuren lebten, und so war es fast das Gleiche wie Truppen in eine Schlacht zu führen.

Draco würde gerne mal wieder Schach spielen. Würde er bei den Jungen mitspielen? Weasleys Schachspiel war höchstwahrscheinlich sehr alt und ramponiert. Wie alles andere, das der Rothaarige besaß, hatte es mit Sicherheit einst jemandem aus seiner Familie gehört.

Allerdings waren alte Schachmenschen überhaupt kein Nachteil. Draco selber hatte ein recht altes Zauberschach und er kannte die Figuren so gut, dass er sie immer mühelos dazu bringen konnte, genau das zu tun, was er wollte.

Doch wenn man sich Figuren von jemand anderem lieh und versuchte damit zu spielen, war es meist ein eher lustiges Chaos. Die Figuren trauten einem normalerweise überhaupt nicht.

Und wenn man obendrein noch kein guter Spieler war, riefen sie einem ständig Ratschläge zu, allerdings widersprüchliche, was heftig verwirren konnte: „Schick mich ja nicht dorthin, siehst du denn nicht seinen Springer? Schick doch den da, auf den können wir verzichten."

Doch Draco spielte kein Zauberschach, noch irgendeins der anderen lustigen Spiele, die sie in ihrer Freizeit an der Schule spielten.

Potter und Weasley hingegen würden stundenlang da sitzen und alles verspeisen, was sie auf eine Röstgabel spießen konnten: Brot, Pfannkuchen, Marshmallows, all das gute Essen, was es in Hogwarts nun über Weihnachten nur so gab.

Und sie würden bestimmt Pläne schmieden, wie sie es anstellen könnten, dass er, Draco, von der Schule flog. Wahrscheinlich machte ihnen das besonders Spaß.

Auch wenn es nicht klappen würde.

✧·゚: ✧·゚:

Heiligabend ging Draco voller Vorfreude auf das Essen und den Spaß am Weihnachtstag zu Bett; er mochte Weihnachten, es war einer der Tage an denen er mit seiner Familie zusammen saß, Freunde vorbeikamen, jeder seine Geschenke auspackte und eine allgemein gute Stimmung herrschte.

Als er früh am nächsten Morgen erwachte, sah er als Erstes einen Stapel Päckchen am Fußende seines Bettes.

„Fröhliche Weihnachten", murmelte Draco, während er aus dem Bett stieg und seinen Morgenmantel anzog.

Er hatte lange geschlafen, stellte er mit einem Blick zu dem Fenster fest. Durch die schweren Vorhänge schien ein greller Streifen Licht. Mit einem Satz war er am Fenster angelangt und riss die Vorhänge beiseite.

Draußen bot sich ihm eine weiße, zugleich wunderschön glitzernde Landschaft.

Draco konnte durch den dichten Schnee das schmiedeeiserne Tor, das von der Allee auf das Gelände führte, nicht erkennen und allgemein war die Sicht auf den sonst wunderschönen, parkähnlichen Garten erschwert.

Ein poltern zog ihn aus seinen Gedanken und sein Kopf ruckte in Richtung der Tür. Crabbe und Goyle kamen herein gestürmt. Es schien wie ein kleiner Kampf, wie sie versuchten, sich gleichzeitig durch die Tür zu zwängen.

Und endlich hatte Draco wieder ein wahrhaftiges Grinsen auf dem Gesicht. Er freute sich. Bei dem Anblick seiner beiden Freunde musste er glucksen.

Zum Weihnachtsessen kamen sie bestens gelaunt.

Der riesige Weihnachtsbaum in der Ecke des Saals mit der großen Tafel, funkelte und glänzte in aller Pracht. Verwandte und Freunde der Malfoys saßen bereits an dem prächtig bestückten Tisch.

Gebratene Truthähne, Brat- und Pellkartoffeln, silberne Platten mit niedlicher Cocktailwürstchen, Schüsseln voll Buttererbsen, Silberterrinen voll dicken, sahnigen Bratensafts und Preiselbeersauce - und, über den Tisch verteilt, stapelweise Zauber-Knallbonbons.

Draco zog mit Goyle an einem Zauber-Knallbonbon, und es knallte nicht nur, sondern ging los wie eine Kanone und hüllte sie in eine Wolke blauen Rauchs, während aus dem Innern der Hut eines Admirals und mehrere lebende weiße Mäuse herausschossen.

Lucius Malfoy warf ihnen einen strengen Blick herüber. Sie beachteten es nicht.

Dem Teller voll Truthahn und Kartoffeln folgte ein flambierter Plumpudding. Goyle brach sich fast die Zähne an einem Silbersickel aus, der in seiner Portion versteckt war. Crabbe prustete los. Ganz klar einer seiner Streiche.

Draco beobachtete, wie der füllige Mann neben seinem Vater, ein Familienbekannter, nach mehr Wein verlangte und sein Gesicht immer röter wurde.

Sein Vater selbst wandte sich Crabbe Sr. und Goyle Sr. zu. Beide waren reinblütiger Zauberer, Väter von Vincent Crabbe und Gregory Goyle.

Draco wusste nicht viel über die beiden Männer oder generell ihre Familien, Mr. Crabbe wurde in die Familie Crabbe hineingeboren, er und Mr. Goyle waren wohl Todesser gewesen. Doch Lucius Malfoy sprach nicht darüber. Er verbot Draco gar darüber zu sprechen.

Als Draco und seine seine beiden Freunde schließlich vom Tisch aufstanden, waren sie beladen mit Unmengen kleinen Päckchen, den Knallbonbons und andere kleine Leckereien und Süßigkeiten, ein „Züchte deine eigenen Warzen"-Biokasten in Goyles Pranken und ein neues Zauberschachspiel für Crabbe.

Er hatte bei seinem, dem König den Kopf abgebrochen, als er gegen Zabini verloren hatte. Danach waren die Figuren so empört gewesen, dass sie sich nicht mehr bewegt hatten und Crabbe nicht mehr vernünftig spielen konnte.

Das hatte ihn nur wütender gemacht, zwei Bauern und ein Läufer waren gegen die Wand in ihren Schlafsaal gepfeffert worden.

Draco und die beiden Freunde verbrachten einen glücklichen Nachmittag mit einer wilden Schneeballschlacht draußen in dem riesigen parkähnlichen Garten. Verfroren, nass und nach Atem ringend, kehrten sie ans Kaminfeuer in den kleinen Saal zurück.

Es war ein länglicher, hoher Raum, der jedoch eine wohlige Gemütlichkeit ausstrahlte. Draco war gerne hier.

Anders als der große Saal, war es hier wie in einem größeren Wohnzimmer. Neben gemütlichen Sofas, ausgefüllt mit Kissen und weichen Lehnsesseln, waren hölzerne Schränke und Regale aufgereiht, vollgestopft mit Kram und zerfetzen Büchern, die nicht mehr in die Bibliothek passten.

Auf dem Boden waren große Polster ausgelegt und ein weicher Teppich bedeckte den Boden. Hohe Fenster wurden von samtenen Vorhängen verborgen und ein angenehm warmes, aber sachtes Licht hüllte den Raum ein. Das Feuer in dem offenen Kamin knisterte angenehm und auf einem kleinen Tisch davor waren Plätzchen aufgetischt.

Im großen Saal waren noch immer die Verwandten und Freunde der Malfoys. Sie hatten sich nach dem Essen dorthin begeben und hielten nun ihren Weihnachtstee ab - es gab Brote mit fruchtiger Konfitüre und kaltem Braten, Pfannkuchen, Biskuits und Weihnachtskuchen.

Auch den drei Jungen wurden Snacks und Tee gebracht, eine kleine Kanne warme Milch und die Plätzchen wurden aufgefüllt. Danach fühlten sich alle zu vollgestopft und müde, um noch viel mit dem immer später werdenden Abend  anzufangen.

Es war eines der schönsten Weihnachten seit langem gewesen. Doch den ganzen Tag über war ihm etwas im Hinterkopf herumgeschwirrt. Erst als er im Bett lag, hatte er die Ruhe, darüber nachzudenken: Nicolas Flamel. Und, dass er noch immer nichts über ihn herausgefunden hatte.

Malicious MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt