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Weihnachten stand vor der Tür. Eines Morgens Mitte Dezember wachte Hogwarts auf und sah sich ellendick in Schnee gehüllt. Der See fror zu, und die Weasley- Zwillinge wurden bestraft, weil sie ein paar Schneebälle verhext hatten, die dann hinter Quirrell herflogen und ihm auf den Turban klatschten.

Die wenigen Eulen, die sich durch die Schneestürme schlagen konnten, um die Post zu bringen, mussten von dem Wildhüter gesund gepflegt werden, bevor sie sich auf den Rückflug machen konnten.

Sie konnten es alle kaum noch erwarten, dass endlich die Ferien losgingen. Während im Gemeinschaftsraum der Slytherins und in der Großen Halle die Kaminfeuer prasselten, war es in den zugigen Korridoren eisig kalt geworden und ein beißender Wind rüttelte an den Fenstern der Klassenzimmer.

Am schlimmsten war der Unterricht unten in den Kerkern, wenn man den rechten Gang hinunterlief, wo ihr Atem sich über ihren Köpfen zu einem Nebelschleier zusammenzog und sie sich so nah wie möglich an ihre heißen Kessel setzten.

Während seine Mitschüler sich ausgelassen darüber unterhielten, was sie denn zu Hause alles machen wollten und wie sie ihren Familien von Hogwarts erzählen würden.

Wie sie Weihnachten verbringen würden, welche Päckchen sie sich wünschten und welche Lieder spielen würden, war Draco sich nicht einmal sicher, ob er sich auf die Zeit Zuhause freute.

Er hatte tatsächlich den Gedanken gehabt, ob es nicht schöner wäre, in Hogwarts zu bleiben. Draco hatte gehört, wie wunderschön die Hallen zu Weihnachten geschmückt sein sollten. Wie die Gänge nach Zimt und Kerzenwachs rochen und die Schule in einer angenehmen Stille lag.

Und er hatte gehört, dass Potter bleiben würde. Er hatte es vermutet. Es war allseits bekannt, dass Potters Eltern Tod waren und er wohl bei seinen Muggel Verwandten wohnte. Potter war nicht gut auf sie zu sprechen.

Was es damit auf sich hatte, hatte Draco sich schon einige Male gefragt, aber den Gedanken nur wieder weggeworfen. Fragen würde er sowieso nicht. Er interessierte sich nicht für Potter.

„Es tut mir ja so leid", sagte Draco also in einer Zaubertrankstunde, „für all die Leute, die über Weihnachten in Hogwarts bleiben müssen, weil sie daheim nicht erwünscht sind."

Dabei sah er hinüber zu Potter. Crabbe und Goyle kicherten.

War es das, was er wollte? Wie viel einfacher, wie viel schöner wäre es, mit Potter zusammen dazustehen, zerriebene Löwenfischgräten abzuwiegen?

Über all diese Sachen zu reden. Wie sie Weihnachten verbringen würden, welche Päckchen sie sich wünschten und welche Lieder spielen würden ...

Draco wollte zeigen, dass er eine Familie hatte, eine Familie, die ihn Zuhause erwünschte. Etwas, das Potter nicht hatte.

Seit dem Quidditch-Spiel war Draco noch gereizter als früher. Empört über die Niederlage der Slytherins, hatte er versucht, allgemeine Heiterkeit zu verbreiten mit dem Vorschlag, das nächste Mal solle anstelle von Harry ein Breitmaulfrosch den Sucher spielen.

Ihm war klar, dass es mal wieder nur eine blöde Art war, sich selbst zu übertönen. Nicht auf etwas zu hören, etwas in ihm, das genau wusste, dass er einfach nur gegen sich selbst kämpfte. Ein längst verlorener Kampf.

Doch alle waren davon beeindruckt, wie Potter es geschafft hatte, sich auf seinem bockenden Besen zu halten. So hatten Draco und seine Freunde sich darauf verlegen müssen, dass Potter nun nicht über die Ferien heim fuhr, weil er keine richtige Familie hatte.

Und wäre Draco ehrlich gewesen. Ehrlich zu sich selbst war ihm nicht wohl dabei. Er wusste doch selber nicht genau, wie er über seine Familie fühlen sollte.

Malicious MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt