Kapitel 9: Die Flucht

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Erzähler Pov:

Es ist spät in der Nacht. Norman spürte eine sanfte Berührung, woraufhin er wach wurde. Verschlafen öffnete er seine schweren Augenlieder und starrte verwirrt in das Zimmer. Leicht verschwommen, konnte er Umrisse vor sich erkenne. Seine Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann sah er sie. Vor ihm standen einige Kinder angezogen und mit Rucksäcken ausgestattet im Raum. Kopflos beobachtete er, wie eines nach dem anderen sich bei der Tür aufstellte. „Morgen!", flüsterte jemand in sein Ohr. Der Weißhaarige zuckte leicht zurück. Erst jetzt bemerkte er die Person neben ihm, die ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Ohne dem Burschen Zeit zum Realisieren zu geben, riss der Schwarzhaarige ihm die Decke vom Leib und warf ihm eine Jacke und einen Rucksack zu. Dann nahm er seine Schuhe, zog sie dem verwunderten Jungen über und packte seine Hand. Der Schwarzhaarige zerrte Norman aus dem Bett und bevor er etwas sagen konnte, hatten sie bereits das Zimmer verlassen. Ray deutete mit seiner Hand an, ruhig zu bleiben und die Bande schlich, ohne auch nur einen Mucks zu machen, zum Haupteingang. Der Blauäugige, der noch immer leicht benebelt war, ließ sich einfach von dem Griff Leiten. Plötzlich zog der Dunkeläugige etwas aus seiner Tasche und spielte damit bei der Tür herum. Keinen Moment später erklang ein leises Klack. Zufrieden berührte er sie mit einem Finger und sie öffnete sich wie von selbst. Ein Kind nach dem anderen lief in die Freiheit. Don und Gilda standen nun an der Spitze des Trupps, wobei der Schwarzhaarige etwas Großes auf seinem Rücken trug. So langsam verstand Norman, was im Moment vor sich geht. Plötzlich bemerkte er, dass er bis jetzt Emma noch gar nicht gesehen hatte. Leicht panisch musterte er alle Kinder, aber die Orangehaarige war nirgendwo zu sehen. „Wo ist Emma?", stieß es aus ihm heraus. „Sie ist doch nicht etwa...", er verstummte beim letzten Wort. Anstatt eine Antwort zu geben, hob Ray nur seine Hand und zeigte auf die beiden Führer des Trupps. Der Weißhaarige blickte sie an und dann sah er es. Don, der der stärkste von allen war, hatte sie Huckepack genommen und lief mit ihr in Richtung Wald.

Reflexartig wollte Norman den andere folgen, aber der Schwarzhaarige hielt ihn zurück. „Was ist?", erkundigte er sich verwundert. „Dein Ohr!", nuschelte er zurück und holte einen Apparat aus seiner anderen Hosentasche. Auf einmal packte er seinen Kopf, hielt ihn fest und betätigte einen Knopf. Ein leichter Schmerz durchdrang Normans Körper woraufhin er leicht zusammenzuckte. „Au! Du hättest mich zumindest warnen können!", brummte der Blauäugige ihn an. Ray verdrehte nur die Augen und verstaute das Gerät wieder in seinen Taschen. Dann brachte er einen kleinen Holzstab hervor. Norman schaute ihn verwirrt an. „Norman, du musst mit den anderen fliehen! Ich werde euch Zeit verschaffen! Ich vertraue dir!" Ray entfernte sich einige Schritte vom Weißhaarigen. ~*Was meint er mit ihr?! Er kommt doch auch mit! Oder, WARTE*~ Doch bevor er ein Wort sagen konnte, entzündete der Schwarzhaarige das Zündholz und warf es zu Boden. „NEIN! RAY!!!" Stichartig stand der ganze Raum in Flammen mit Ray mittendrin.

Mama Pov:

Das laute Heulen des Feuermelders riss mich aus dem Schlaf. Ohne zu zögern, lief ich aus meinem Zimmer und starrte in den hell erleuchteten Saal. Meine Konzentration stieg von einer Sekunde auf die anderen auf einhundert. Neben dem Feuer konnte ich Umrisse eines Kindes erkennen. Schnell sprintete ich auf die Flammen zu. „WAS IST PASSIERT?!", schrie ich den Jungen an. Seine Augen waren glasig von den vielen Tränen, die er vergoss. „RAY! Er ist dort drinnen!", schluchzte er. „WAS? RAY!" Der Weißhaarige nickte nur traurig und blickte ins Feuer. Jetzt bemerkte ich auch den leichten Geruch von Fleisch und Kleidung. Hektisch warf ich einen Blick auf meine Uhr. ~*Scheiße! Er ist wirklich dort drinnen!*~ Ohne mir weiter Gedanken zu machen, rannte ich in den Flur und packte den nächstgelegen Feuerlöscher. Keinen Moment später stand ich vor dem Feuer und betätigte den Hebel, aber: „WAS? Wieso funktioniert er nicht! Norman! Was ist hier los? Norman! NORMAN!" Keine Antwort. Panisch schaute ich hin und her, aber es war niemand hier. Hastig holte ich meine Uhr heraus. ~*Nein! NEIN! Wie konnte ich das nur übersehen! Ich habe sie unterschätzt! Verdammt!*~ Erst jetzt bemerkte ich, dass der letzte Sender, direkt neben mir aufschien! Schnell schaute ich mich um und dort lag er. Auf einem der Stühle fand ich das blutverschmierte Ding! ~*Was mach ich jetzt?! Ich muss Ruhe bewahren! Zuerst muss ich ein Warnsignal abgeben! Ich weiß ja, wie sie vor haben zu flüchten! Warum haben außerdem die Alarme von den Sendern nicht funktioniert?! Das kann nur Rays Werk sein! Schließlich ist er auch mein...*~ Ohne viel Zeit zu verlieren eilte ich ins Kommunikationszimmer, um ein SOS auszugeben! Ich übersprang mehrere Sprossen auf einmal, doch als ich das Gerät bedienen wollte, funktionierte es nicht. ~*Was, aber wie! Die Drähte des Apparats wurden alle durchtrennt!*~ Meine Gedanken rasten wie wild umher. Schnell hüpfte ich die Leiter wieder hoch und rannte aus dem Zimmer. In der Hand hielt ich ein mobiles Funkgerät, das über Satellit funktioniert. Die Flammen lies ich hinter mir und lief in die Freiheit. „Hier spricht Nummer 73584 aus Anlage drei. Ich habe eine Flucht zu melden! Aktiviert den Alarm und passt bei der Brücke auf!" ~*Ihr entkommt mir nicht!*~ Gerade, als ich dabei war loszulaufen, spürte ich plötzlich jemanden an meine Gewand zupfen. „Mama! Wo sind Emma und Ray? Ich habe Angst!" ~*Was? Wieso sind hier alle jungen Kinder? Es leuchtete doch keine Punkte, bis auf der eine! Haben sie etwa...!*~

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt