Kapitel 2: Eine unangenehme Situation

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Erzähler Pov:

Die Sonne schien durch die Fenster der Schlafzimmer. Vögel zwitscherten draußen ihre Lieder und sodass eine herrliche Sommerstimmung herrschte. Es war kurz vor dem Läuten, weshalb noch alle Kinder tief und fest in ihren Decken gehüllt schliefen. Nur Ray war bereits wach. Er saß, wie an so vielen Tagen, in der Bibliothek, las ein Buch und genoß die Stille um ihm herum. Das plötzliche Läuten rüttelte ihn aus seinen Gedanken. Kurz darauf hörte er auch schon die ersten Stimmen, die an ihm vorbeigingen. Etwas genervt, dass die Ruhe jetzt ein Ende haben würde, stand er auf und streckte sich. Leise schlich er aus der Lesestube ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. Etwas verwundert stand er vor dem Spiegel als er sein verschlafenes Gesicht sah.

Ray Pov:

~*Wann bin ich heute denn bitte schon wach geworden?*~ ging es mir durch den Kopf. Dabei merkte ich gar nicht, dass Norman bereits neben mir im Zimmer stand. Seine sanfte Berührung riss mich aus meinen Gedanken. „Wo kommst du den her?", rutschte es mir heraus. Doch anstatt einer Antwort fühlte ich nur, wie die Hand an meiner Schulter immer weiter verkrampfte. Im Spiegel konnte ich sehen, dass seine Augen sehr müde aussahen. Er konnte anscheinend die ganze Nacht nicht richtig schlafen. „Ist alles okay?", erkundigte ich mich. „Ja ja, alles bestens.", nuschelte Norman zurück. Ich verstand natürlich, warum er so drauf war. Der Schock von gestern hatte ihn hart getroffen. Ohne weiter nachzuhaken, nickte ich, worüber er ersichtlich erfreut war. Nachdem ich meine Zähne fertig geputzt hatte, ging ich hinunter in die Küche, um Mama beim Herrichten des Frühstückes zu helfen. Während ich hinunterschlenderte, fiel mir auf, dass ich Emma heute noch gar nicht gesehen hatte. Vermutlich versucht sie sich gerade ein Lächeln aufzusetzen, damit Mama keinen verdacht auf sie schöpfte. Ich deckte gerade die letzen Teller, als ich sie und Norman auf mich zukommen sah.

Emma Pov:

„Wir müssen es ihm sagen.", flüsterte ich dem Weißhaarigen ins Ohr. „Er muss es wissen!" „Ich weiß!", antwortete Norman, „Aber denkst du nicht, dass er uns für verrückt halten würde?" „Selbst wenn, es ist immerhin Ray. Er wird uns schon glauben! Er muss und glauben!" Gemeinsam gingen wir die Treppe hinunter und betraten den großen Saal. Ein leckerer Duft stieg mir in die Nase. Aber anstatt mich darüber zu freuen, hatte ich mühe nicht kotzen zu müssen. Die Szenen von gestern hatte ich noch immer nicht verdaut. Müheselig versuchten der Blauäugige und ich ein Lächeln auf den Mund zu bekommen. Am Ende eines Tisches entdeckten wir Ray und steuerten schnurstracks auf ihn zu. „Ray!", murmelte ich, „Wir müssen reden, komm nach den Tests in die Bibliothek." Der Schwarzhaarige schien nicht überrascht von meiner Frage zu sein. Eher als hätte er sie erwartet. Er gab ein kurzes „Okay!", von sich und verschwand wieder in der Küche. Norman und ich setzen uns auf die üblichen Plätze und warteten auf das Essen. Kurz darauf kam auch Ray aus der Küche mit einem großen Teller voll Pfandkuchen. ~*Die sehen sooooo lecker aus!*~ Der Dunkeläugige stellte einen der vielen Platten direkt vor mir ab. Dabei sah er mich mit dem gleichen monotonen Gesichtsausdruck an, denn er immer hatte. Obwohl mir vorhin noch ziemlich übel war, lief mir jetzt schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Am Ende teile Mama noch Marmeladen, Ahornsirup und frische Früchte aus. Ich konnte meinen Hunger fast nicht zurückhalten. Das Gebet kam mir vor wie Stunden und als wir endlich fertig waren, nahm ich mir gleich drei Stück. Ray kam nun auch zu uns, setzt sich neben Norman und wünschte uns einen guten Appetit. Ich verschlang einen Pfandkuchen nach dem anderen und war murks voll, als ich den sechsten verputzt hatte. Mit dem vollen Bauch fiel es mir gleich leichter eine bessere Stimmung zu bekommen und für kurze Zeit vergaß ich sogar den gestrigen Vorfall. Erst als ich Norman ansah, kamen die Erinnerungen wieder hoch und ich hatte Mühe mich zusammenzureißen.

Ray Pov:

Während des Tests bemerkte ich, dass Norman und Emma leichte Schwierigkeiten hatten sich zu konzentrieren. Irgendwie schafften sie es trotzdem beide die Prüfung fehlerfrei durchzubekommen. Die ersten Kinder standen auf und liefen hinaus, um das schöne Wetter zu genießen. Norman und Emma richteten sich auch auf und gingen auf mich zu. Auch ich sprang auf und gemeinsam gingen wir in die Lesestube. Die beiden wollten mir anscheinend sehr dringend ihre Entdeckung preisgeben, denn der Weißhaarige zehrte mich schnellen Fußes die Treppe hinauf. Natürlich wusste ich bereits was sie mir zu sagen hatten, schließlich gab ich ihnen auch die Möglichkeit, das Geheimnis selbst zu lüften. Angekommen in der Bibliothek schloss Norman hinter mir die Tür. Sie setzten sich in die Leseecke, woraufhin ich es ihnen gleichtat. Der Weißhaarige begann zu erzählen, was sie letzte Nacht herausgefunden hatten, dabei ließ er kein einziges Detail aus. ~*Seine Stimme ist so angenehm zuzuhören. So beruhigend und sanft. Wie als hätte ein Engel sie ihm geschenkt. Warte, an was denke ich da, sie wollen mir gerade eine schreckliche Erkenntnis erläutern und ich denke an sowas!? Warum denke ich überhaupt schon wieder über Norman nach?*~ „Glaubst du uns?", fragte Emma hoffnungsvoll und warf mich aus meinen Gedanken. „Also wollt ihr mir sagen, dass wir auf einer Farm leben, die Nahrung für Monster sind und Mama mit diesen Wesen zusammenarbeitet?", wiederholte ich mir erhobener Stimme. „Ja", antwortete sie mir knapp. „Bitte, du musst und glauben, wir sagen die Wahrheit!" Ich konnte Normans verzweifeltes Gesicht sehen. ~*Natürlich sagt ihr die Wahrheit! Ich kenne sie sogar schon viel länger als ihr. Leider.*~, dachte ich mir. „Ich glaube euch!" Man konnte die Freude der beiden förmlich spüren. Beide warfen sich auf mich und drückten mich, bis ich fasst keine Luft mehr bekam. „Hört auf! Ich bekomme ja keine Luft mehr!" „Oh, sorry!", murmelte Emma dahin. „Aber warum glaubst du uns ohne einen Beweis?", nuschelte Norman daher. „Ich kenne euch schon zu gut! Wenn es ein Witz gewesen wäre, hätte ich das bemerkt!" Der Blauäugige lächelte mich dankend an und noch bevor das Mittagessen fertig war, begannen wir einen Plan zu schmieden, um zu entkommen. Dabei erklärte mir auch Emma, dass sie mit allen fliehen will! Auch Norman schien mit der Idee einverstanden zu sein. Ich versuchte es ihr auszureden, aber wenn sich die Sturköpfin etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie nicht mehr umstimmen. Um mit unserer Flucht jedoch beginnen zu können, mussten wir zuerst herausfinden, wie und wo wir überhaupt eine Möglichkeit dazu haben. Deshalb hatten wir uns als erstes vorgenommen, herauszufinden, was ich hinter diesem Zaun verbirgt.

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt