Kapitel 31: Trugbilder

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Ray Pov:

~*Was ist das bitte für eine verdrehte Welt?! Wie spät ist es? Welches Jahr haben wir? Lebe ich überhaupt noch? Oder ist das alles nur irgendein verrückter Traum?*~

Die unerträgliche Hitze der Wüste machte meinen Körper schlapp. Träge schleppte ich mich nach vorne und keuchte wie ein Walross. In meinen Händen trug ich ein Kind, dass in Tüchern eingewickelt ist. Erschöpft blickte ich mich um und starrte in die unendlichen Weiten dieses Ödlandes, das einzig und allein aus Sand zu bestehen schien. Eine Düne nach der anderen ragte sich vor mir auf. Schützend vor der starken Hitze wickelte ich das kleine Ding noch etwas besser ein.

~*Nimmt diese Wüste denn nie ein Ende? Wie lange gehe ich jetzt schon orientierungslos hier umher? Tage? Wochen? Monate? Jahre? Dieser Ort macht mich verrückt. Er hat mir bereits jegliches Zeitgefühl geraubt und wenn es so weitergeht, dann beugt sich mein Verstand auch dieser Einöde.*~

Der kleine Orangeschopf begann zu zappelt und verzog das Gesicht. „Ist schon gut, schlaf weiter Emma.", beruhigte ich das Kind und streichelte zärtlich über dessen Wangen.

~*Aber ich darf nicht aufgeben! Wir haben es schon so weit geschafft. Auch wenn der Weg aussichtslos erscheint, die Flamme der Hoffnung brennt weiter. Ich weiß, dass wir Ihn erreichen können, diesen Gott! Ich weiß, dass wir es schaffen können, solange wir nicht aufgeben. Letztendlich haben wir hier schon so viele Hürden überwunden:

Begonnen bei Grace Field, wo wir zuerst diesen Zombie-Kindern entkommen mussten. Und kaum waren wir ihnen entflohen, begann die nächste Höllenwelt. Das Schachspiel mit Norman. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir wirklich, es können nicht mehr schlimmer kommen. Wie naiv wir noch waren. Weiter ging es mit dem „Fangenspiel". Letztendlich liefen wir unseren Freunden erneut weg, nur dass sie dieses Mal von Anfang an wie Monster aussahen. Leblose Gestalten, die halb zerfleischt halb verrottet durch die Gänge unseres alten Hauses liefen und ich verstehe bis jetzt noch nicht, wieso das Haus so verdreht war. Kaum bin ich durch eine Tür gelaufen, fand ich mich in einem ganz anderen Raum als den, den ich erwartet hatte und sobald ich den Raum wieder verließ, stand ich wo ganz anders als zuvor. Teilweise lief ich plötzlich auf der Decke, dann war die Stiege verkehrt, manchmal stand Emma plötzlich über mir und noch viele andere verwirrte Dinge, die ich mir bis jetzt nicht erklären kann. Am Ende schafften wir es durch die Eingangstür unseres alten Zuhauses diesen Ort des Schreckens zu verlassen.

Aber anstatt uns eine kurze Pause zu gönnen, wartete dort bereits der nächste Horror auf uns. Aufgewacht sind wir im Bunker, der aber im Vergleich, zu dem Bunker, denn wir von B06-32 kannten, unendlich viele Räume hatte. Zumindest gingen wir davon aus, weil wir ein Ende nie sehen konnten. Schlussendlich durchsuchten wir Zimmer für Zimmer und bemerkten früh, dass sich die Räume immer wieder wiederholten. Und sie wiederholten sich nicht nur, sondern sie sahen ein zu eins gleich aus, wie die Vorgänger, mit all ihren Details.

Es brauchte eine Weile, bis wir auf die Idee gekommen waren, den Geheimgang im Monitorraum zu probieren, der uns überraschenderweise nicht in den Telefonraum führte. Stattdessen kamen wir an ganz andere Orte. Von dort an, lief so ziemlich unsere ganze Reise ab der Flucht von Grace Field House immer wieder ab. Wir waren mehrmals in Goldy Pond, etliche Male im Wald, wo wir Mujika und Sonju das erste Mal trafen, und manchmal sogar im Baumhaus. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir immer wieder im Bunker landeten und wie viele zig Male wir diesen Monitorraum betraten. Naja, um genau zu sein, sind wir insgesamt 43-mal im Bunker wieder gelandet. Letzten Endes schafften wir es auch diesem Labyrinth zu entkommen, auch wenn es eine Weile brauchte das Geheimnis dieses Bunkers zu lüften.

Und seitdem sind wir hier. In dieser unendlich großen Wüste, die kein Ende zu nehmen scheint. Aber ich darf jetzt nicht aufgeben. Meine Freunde und Familie glauben an mich! Ich weiß, dass wir es schaffen können!*~

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt