Kapitel 20: Ein blutiger Nachmittag

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Erzähler Pov:

Die helle Nachmittagssonne prallte auf den großen Marktplatz, inmitten der Stadt. Aber die Strahlen waren nicht unerträglich heiß, ganz im Gegenteil. Das wärmende Licht war angenehm, perfekt für ein schönes Picknick oder einen Spaziergang im Park. Diese Gedanken spielten sich gerade in Emmas Kopf ab, als sie still und ohne auch nur einen Mucks zu verursachen durch die Stadt lief. Wie gerne wäre sie jetzt einfach nur bei ihrer Familie, hätte sie umarmt, mit ihnen gegessen und einfach Spaß gehabt. Aber leider waren das alles nur Wunschvorstellungen, die Realität würde dies nie zulassen, ihr einen so schönen Augenblick zu schenken, zumindest noch nicht.

Mit voller Konzentration und auf Zehenspitzen näherte sie sich dem Brunnen, der das Herzstück der Stadt darstellt. Das leise Laufen hatte sie in den letzten Tagen reichlich geübt. Nicht ein Geräusch war zu vernehmen, als sie sich vorsichtig auf das Zentrum hinbewegte. Adleraugen durchleuchteten jeden Winkel der Stadt, als plötzlich eine große, schwarze Gestalt am Ende der Hauptstraße auftauchte. Sie hatte einen Hut auf und sah auf dieser Entfernung sehr dürr aus. Mit großen Schritten näherte sich die Figur und langsam trat Farbe in die Silhouette ein. Ein großer dunkler Umhang begann in der leichten Brise wild umherzuschlagen. An seinen Händen hingen lange schlanke Finger, die wie Klauen hantierten. Seine Kleidung war dunkel und sah sehr edel aus. Der Stoff, aus dem diese bestehen, musste sehr wertvoll sein. Ein kleines Tierchen, dass einem Affen sehr ähnlichsah, spähte vorsichtig hinter dem Rücken der großen Gestalt hervor. Es hatte nur ein Auge und besahs einen kleinen Hut, der rot aufblitzte. Nur noch wenige Meter trennten nun das Wesen und Emma. Beide starrten sich tief in die Augen, während der Mantel des Großherzoges chaotisch im Wind sauste.

„So sehen wir uns wieder, 63194, oder besser gesagt, Emma..." Die beiden trennten nur noch wenige Schritte, wodurch das Mädchen die feurig leuchtenden Augen ihres Gegenübers sah. Er war groß, nein riesig. Sein Kopf erstreckte sich weit über dem des Kindes und seine Finger sahen von der Entfernung nur noch länger aus. Die meisten Menschen würden bei diesem Anblick vermutlich die Fassung verlieren. Sie würden schreien, mit verstörten Augen die große Gestalt ansehen und um ihr Leben rennen. Aber Emma war kein solcher Mensch mehr. Damals, als sie das erste Mal diese Monster erblickte, hätte sie auch Angst und Panik. Am liebsten hätte sie geschrien und wäre nur noch gelaufen, immer weiter und weiter, ohne auch nur einmal zurückzugucken. Allerdings, war ein Freund an ihrer Seite, der trotz seiner Furcht, einen kühlen Kopf bewahrte. Nur durch ihn, waren die beiden damals entkommen. Und von ihm lernte sie, in auch noch so bedrohlichen Zeiten nie die Fassung zu verlieren. Somit stand sie nun furchtlos dem Ungeheuer gegenüber, der mittlerweile ein belustigtes Grinsen im Gesicht hatte.

„Lange hatte ich auf einen solchen Tag gewartet... Also, sag schon, wo sind deine Freunde... Damit wir endlich mit dem Kämpfen beginnen können." Sein Lächeln wurde immer diabolischer. „Müssen wir wirklich unbedingt Blut vergießen?", ein überraschter Blick musterte das Mädchen, als dies aus ihrem Mund hervorkam. „Können wir nicht Frieden schließen und diesem sinnlosen Töten ein Ende bereiten?" Ihre Stimme klang klar, sie wusste genau, was sie wollte, und stotterte kein kleines bisschen. Auf einmal begann der Großherzog zu lachen. „Frieden schließen? Mit dem Töten aufhören? Das ich nicht lache! Du enttäuschst mich Emma... Ich hatte erhofft, dass du genau mit der gleichen Energie kämpfen würdest, wie du damals auch Lord Luce angegriffen hast. Du hast nicht davor zurückgeschreckt ihn eine Axt in dem Kopf zu werfen und wusstest genau, dass er dadurch sterben würde. Aber jetzt machst du einen Rückzieher und willst Frieden mit uns schließen? Du enttäuschst mir wirklich..." Genervt spielte er mit seinen langen Klauen herum. „Ich habe nicht die Jagt beschleunigt, nur um jetzt mit leeren Händen heimzukehren... Wir werden kämpfen, ob du willst oder nicht!" Seine Augen leuchteten noch bedrohlicher als zuvor. ~*Verdammt... So schaffe ich es doch nie ihn zehn Minuten hinzuhalten. Wenn er jetzt schon Kämpfen will, bin ich aufgeschmissen. Allein hab ich keine Chance gegen ihn. Ich muss mir was einfallen lassen, und zwar schnell...*~

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt