Kapitel 29: Königin Legravalima

45 3 6
                                    

Vincent Pov:

Mir stockte der Atem. Das Blut in meinen Venen schien bereits eingeeist zu sein. Mein Körper befand sich wie in einer Trance. Weder Beine noch Hände, nicht einmal einen Finger konnte ich rühren. Zu viel Angst pulsierte in mir. Schlagartig wurde mir übel. All die Leichen, die zu einem großen Berg gestapelt und ineinander verschmolzen waren, bebte und erweckte den Anschein, als würden sie ein einziges großes Lebewesen sein, dass langsam und elendig nach Luft ragte. Die schmerzverzerrten Gesichter der vielen Leblosen brannten sich in mein Gehirn. Mir war bewusst, dass ich sie nie wieder vergessen könnte. Auch wenn sich neben den vielen Menschen, einige Monster befanden, es machte hier keinen Unterschied. Sie alle hatten Schmerzen, vermutlich mehr wie jeder andere dieser Welt. Denn obwohl sie tot waren oder sein sollten, wirkten sie quick lebendig.

Unangenehm spürte ich, wie sich meine Mageninhalt langsam den Weg nach oben bahne und schlussendlich mit einem Rumps aus mir herausdrang. Kaum hatte ich mich wieder etwas unter Kontrolle, passierte etwas, dass ich mir nie erklären konnte. Der Berg, oder besser gesagt Haufen, spaltete sich und gab einen kleinen Raum frei. Wenige Augenblicke später trat eine dürre Gestalt aus diesem heraus. Das Ding hatte gewaltige Klauen, Kleider wie eine Königin und, was mich am meisten irritierte, kein Gesicht. Der Kopf war völlig weiß und sah von der Ferne aus, wie wenn jemand diesem Etwas eine Mütze über die Birne gestülpt hätte. Verwundert starrte ich es an. Mein Kopf rauchte von den vielen Gedanken: ~*Wer oder was ist das? Woher kommt es? Wieso ist es wie eine Herrscherin gekleidet? Was passiert hier?*~ Schmerzend von den vielen Fragen, die sich mir einfach nicht ergaben, musterte ich meine Umgebung und erst da bemerkte ich, über was sich eigentlich meine Welt, vor diesem surrealen Event gedreht hatte. ~*Unser Boss, er... Nein, wir werden ihn retten, wir müssen ihn retten... Was es mit diesem Ray auf sich hat, kann ich mir auch nicht erklären. Er schein den Boss wirklich zu mögen, aber nicht nur als Freund. Sonst hätte er nicht dieses komische Lippenaufeinanderpressen-Dings-Bums gemacht, von dem ich nur vage von einzelnen Büchern etwas weiß. Sogenannt L-I-E-B-E... Liebe... ein eigenartiges Wort. Es schein irgendwie eine große Bedeutung zu haben. Liebe. Aber es hört sich so normal, so unscheinbar an. Was soll dieses Wort denn schon bewirken? Letztendlich kann es weder in einen Plan noch in ein sonstiges strategisches Denken eingebaut werden. Es ergibt sich mir einfach nicht.*~

„Ah, so fühlt es sich also an neu geboren zu werden. Ein wunderbares Gefühl.", die Worte rissen mich aus meinen Gedanken. Blitzschnell drehte ich mich hinüber und starrte das Wesen von vorhin an. Auch wenn es keine Augen hatte, schien die Gestalt ihren Körper zu betrachten. „Die Kraft strömt wie ein unendlicher Fluss durch jede einzelne meiner Zellen." Es war so viel Hochmut und Stolz in ihrer Stimme, dass wenn das Monsters einen Mund haben würde, es vermutlich in diesem Augenblick vor lauter Selbstliebe gestrahlt hätte. Nach einigen Strecken und Dehnen musterte das Etwas ihre Umgebung. Auch wenn nur ein einziger weißer Kopf mich anglotzte, spürte ich einen tödlichen Blick auf mir, der sich wie ein Messer in meinen Körper bohrte. „Oho, wen haben wir denn da. Heute scheint mein Glückstag zu sein. 63194 und 81194 oder anders gesagt, Emma und Ray – auch wenn diese Namen keine wirkliche Bedeutung haben - schön, dass ihr auch zu mir gefunden habt. Dann werde ich heute sogar drei Mal, in den Genuss von Premium Qualität kommen, auch wenn ihr schon etwas überreif seid. Wie lange ist eure kleine Flucht schon her? Drei Jahre, wenn ich mich recht erinnere. So lange habt ihr mich warten lassen... Aber egal, jetzt seid ihr ja hier."

Im Augenwinkel erkannte ich, wie sich Zazies Griff um seine Klingen verstärkte. Ehe ich begriff, was er vorhatte, sprintete er schon auf das Ungeheuer los. Mit einer unfassbaren Geschwindigkeit, schneller als das ich seinen Beinen laufen sah, rannte er durch die Halle und dann passierte alles ganz schnell. Zazie hob seine Schwerter und machte sich für den Angriff bereit. Die Wucht seines Sprunges, ließ die kleinen Gesteinsbrocken erzittern, als er in die Luft hechtete. Die Klingen kamen wie in Zeitlupe von hinter seinem Kopf nach vorne geeilt. Nur noch wenige Zentimeter trennten die zwei eisernen Schneiden von ihrem Ziel und plötzlich war mein Freund verschwunden. Ein unvorstellbarer Knall hallte durch den Raum. Am anderen Ende der Halle wurde Staub aufgewirbelt. Wieder vernahm ich ein Geräusch, aber dieses Mal hörte es sich wie ein dumpfer Schlag an, als wäre jemand oder etwas auf den Boden geklatscht. Langsam verzog sich der Rauch und gab einen schrecklichen Anblick preis. Zazie, der soeben noch vor dieser Gestalt war, lag bewegungslos am Boden. Einige Meter über ihm bröckelte die Wand ab, wie wenn jemand mit voller Wucht dagegen geschlagen hätte, nur das die Wand, blutverschmiert war.

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt