Kapitel 28: Normans Geheimnis

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Norman Pov:

Lächelnd blickte ich in die Runde. Wir hatten es geschafft. Die Königin samt all ihrer Verbündeten war tot. Die vielen Blutpfützen bedeckten den edlen Marmorboden mit tiefroter Farbe. Auch die Wände blieben von dem Massaker nicht verschont. Aber das alles hatte keine Bedeutung. Die Monsterwelt würde eine Veränderung erleben, von der sie sich nicht mehr erholen könnte. Keines dieser Bestien, würde jemals wieder auch nur einen Fuß auf diese Welt setzten. Die Erleichterung schoss durch meinen Körper und durchzog mich mit einer angenehmen Gänsehaut. ~*Wir hatten es wirklich geschafft...*~ Ich konnte diesem Gedanken noch immer nicht glauben. Er kam mir so surreal vor, so unmöglich, unerreichbar, aber dennoch standen wir vor einer gefallen Königin. Auch meine Kameraden feierten. Ihre Freude war klar von ihren Gesichtern zu erkennen. In dem Moment dachte ich wirklich, ich wäre der Größe, der Stärkste, der Klügste und noch so vieles mehr. Ein schon beinahe diabolisches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Dann hörte ich sie, Schritte. Schnelle, immer näherkommende Schritte und noch ehe ich mich umdrehen konnte, standen zwei nur allzu bekannte Gesichter in dem großen Tor zum Thronsaal. Ihre Hände wirkten verspannt, als hätten sie gerade noch gehofft, vor der Gräueltat hier anzukommen, aber diese Hoffnung verflog binnen Augenblicke. Sie starrten in die große Halle und mit jedem Moment sahen ihre Augen verstörter aus. Vor allem das Mädchen schien mit der Situation nicht klarzukommen. Ihr Gesicht brodelte nur so vor Emotionen, die wie Pistolenschüsse auf mich zu kamen. Aber ich ignorierte sie, gleich wie die des Jungen neben ihr, der aber zu meiner Überraschung nur wie eine leere Hülle mich anglotzte. Jegliche Emotionen und Gefühle schienen ihn verlassen zu haben. „Emma, Ray, es tut mir leid, dass ich euch angelogen habe... Aber ihr hättet dem Plan nie zugestimmt. Ihr müsst das bitte verstehen, ich will die Welt nur zu einem bessern Platz machen." „Wieso? Was haben sie dir getan?", ihre Stimme klang voller Trauer. „Was sie uns getan haben?! Sie haben unser aller Leben zerstört. Uns zu ihren Lebensmitteln verarbeitet, als wären wir Tiere. Emma, bitte verstehe es doch! Sie waren Böse. Viel zu viele Menschen mussten ihretwegen schon sterben. Aber damit ist jetzt Schluss. Das Alles hat jetzt ein Ende. Nie wieder Trauer oder Leid."

Auch wenn es mich kränkt, dass ich meinen Freunden nicht die Wahrheit sagen konnte, aber es war nur zu deren besten. Andernfalls hätte ich sie doch nicht beschützten können. „Wovor hast du eigentlich so große Angst?", die Stimme klang rein, ohne jeglichen Emotionen, aber dennoch fühlten sich die Worte an, als hätte jemand mit Messern auf mich zugestochen. „Ich?! Angst?! Das ich nicht lache. Wovor sollte ich denn Angst haben?", belustigt und verwirrt blickte ich mein Gegenüber an. „Du musst nicht mehr den Starken spielen, Norman. Auch wenn dein Äußeres den Anschein zeigt, bei dir sei alles okay, dein Inneres kannst du nicht verbergen. Nicht vor mir, der dich wie ein aufgeschlagenes Buch lesen kann. Also... Wovor hast du Angst?", seine tief dunkelgrünen Augen starrten in meine Seele und ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Vielleicht, dass du uns nicht beschützten kannst? Oder schlimmer, einer von uns irgendwie stirbt... Aber ich denke, eigentlich ist es noch etwas ganz anders, dass dir so große Sorgen bereitet hat. Die Einsamkeit, hab ich recht?", kaum hatte er das Wort ausgesprochen, traf es mich wie ein Stein am Herzen.

Trotz aller Mühe schaffte ich es nicht, meine Mimik komplett zu verstecken. „Die Zeit in Lambda war sicher hart für dich. Tag täglich wusstest du nicht, was auf dich zukommt, oder ob du überhaupt den nächsten Morgen erleben würdest. Du hast dich verändert und das alle Male, aber egal wie viel du dein Auftreten ersetzt, deine Gedanken, Gefühle, Emotionen, dass alles bleib immer so, wie es einmal war. Ich weiß, du hast die letzten Jahre nur Stärke gezeigt, darin warst du auch früher schon gut, aber du weißt selbst, dass du so nicht bist. Du weißt selbst, dass du Schwächen hast. Und du weißt auch, dass es keine Schwäche ist, den wahren Emotionen und Gedanken freien lauf zu lassen." Jetzt war es mein Gesicht, dass verstört durch den Raum blickt. Trotz all meiner Mühen, immer nur die starke, kluge und schlaue Seite von mir preiszugeben, konnte ich Ray nichts vormachen. Er ist und bleibt mir ein Rätsel. Meine Beine zitterten und ich spürte, wie alle Gefühle auf einmal herauskommen wollten, aber so weit kam es nicht mehr.

Was ist das für ein Gefühl?! (Norray)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt