»Ich kann nicht glauben, dass er so gierig ist.« Die braunen Augen der Frau vor Markus starrten nachdenklich in die Teetasse, die sie elegant in einer Hand hielt.
»Gierig?«, hakte er nach.
Sie nahm einen Schluck und stellte die Tasse auf den Schreibtisch zurück, ehe sie nickte. »Gieriger als ich für möglich gehalten hätte. Als er letztes Jahr seinen Vater ermordet hat, war für mich das Motiv sehr klar: Er wollte an das Erbe. Mein Mann hat sich zuletzt viel mit ihm gestritten. Ich glaube, er wollte ihn aus seinem Testament streichen. Und Konstantin hat das verhindert, indem er ihn getötet hat.«
»Das war unsere Annahme damals«, stimmte er Hella von Falkenburg zu. »Es war ein offensichtliches Motiv, dass die Staatsanwaltschaft grundsätzlich auch für beweisbar gehalten hat.«
»Und er hat seinen Anteil ja auch bekommen.« Die Stimme der blonden Frau klang bitter. »Dass er jetzt versucht, mir den Mord anzuhängen, kann nur eines bedeuten: Er will auch meinen Anteil am Erbe.«
Markus' Augen wurden groß. »Aber natürlich! Wenn einem Erbberechtigten nachgewiesen werden kann, am Tod des Verstorbenen mitgewirkt zu haben, hat er kein Anrecht mehr auf sein Erbe. Konstantin von Falkenburg ist gierig. Er will mehr als die Hälfte, die er bekommen hat. Er will alles.«
Markus lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und schloss die Augen. In seinem Versuch, den Mord doch noch beweisen zu können, hatte er am Ende alles schlimmer gemacht. Er hatte ihm Neele auf dem Silbertablett serviert, die jetzt für ihn gegen Hella von Falkenburg aussagen würde. Als ob die arme Witwe nicht schon genug durchgemacht hätte im letzten Jahr.
Entschlossen beugte er sich wieder vor und schaute seine Klientin ernst an. »Ich gebe es ungerne zu, aber meine Freundin ist jetzt gerade sein Ass im Ärmel. Unsere beste Chance ist es, ihre Aussage unglaubwürdig zu machen.«
Hella von Falkenburg schien plötzlich von neuem Mut erfasst zu sein. Ebenso ernst wie er rückte sie näher an den Tisch ran, während sie ihr Handy aus ihrer Handtasche holte und eine Notiz-App öffnete. »Wie war noch gleich der Name Ihrer Freundin?«
»Neele Kettler. Sie arbeitet im Moment zwei Jobs, um sich finanziell über Wasser zu halten.«
Ihre Finger flogen über die Displaytastatur. »Ist das nicht ein guter Ansatzpunkt? Sie tut, was Konstantin ihr sagt, weil sie sein Geld will.«
Markus wiegte den Kopf hin und her. »Grundsätzlich schon, aber wir müssen Aussagen wie diese beweisen. Das ist einfacher, wenn wir bei der Wahrheit bleiben. Und die Wahrheit ist, dass sie seinem Charme verfallen ist.«
Er wusste, dass er sich selbst in Untiefen begab mit seinen Worten. Neele hatte sich nur wegen ihm mit Konstantin getroffen, das würde schon bei oberflächlichen Ermittlungen schnell klar werden. Und das sah nicht gut für ihn aus. Es war nicht grundsätzlich illegal, aber es könnte seinem Ruf als Privatdetektiv schaden. Er musste einen Weg finden, die Geschichte zu drehen.
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Um jeden Preis ✔️
RomansaAls Neele von ihrem besten Freund darauf angesetzt wird, einen mutmaßlichen Mörder auszuspionieren, verändert sich ihr Leben für immer. *** Markus ist bekannt dafür, als Privatdetektiv jeden Fall lösen zu können und jeden Mörder hinter Gittern zu br...