Kapitel 17

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Alex's sicht:

Im Raum ist es still und einige Schüler starren mich an um meine Reaktion zu sehen. Jetzt nur nicht heulen. Aber ich kann nichts gegen die Tränen tun, die sich in mir aufstauen. Warum ist er nicht hier? Ich versuche mit aller Kraft die Tränen zurückzuhalten. Warum hat er mir nicht bescheid gesagt? Ich höre wie ein paar Schüler lachen und es fühlt sich so an als würde sich meine Lunge zusammenziehen. Ruckartig springe ich auf. Es ist mir egal, dass dabei der Stuhl umfällt. Es ist mir egal, dass mich alle anstarren. Ich habe nur noch einen Gedanken: Ich muss hier raus!
Ich renne durch das Klassenzimmer in den Flur hinaus.
"Alexander komm sofort wieder her, es ist Unterricht!", schreit mir die Vertretungslehrerin hinterher.
Aber ich laufe weiter bis ich die Jungstoilette erreiche.

Ich lehne mich gegen die kühlen Fliesen und versuche zu atmen, wobei ich mich wie ein Fisch ohne Wasser fühle. Mit geschlossenen Augen zähle ich langsam bis zehn und wieder zurück. Nach einiger Zeit hat sich meine Atmung wieder Stabilisiert. Bestimmt gibt es dafür eine Erklärung...
Oder er hat erkannt, dass ich ein Nichtznutz bin und will jetzt nichtsmehr mit mir zu tun haben. Vielleicht geht er ja an sein Handy. Ich wähle seine Nummer, aber es piept nur einmal und dann geht die Mailbox ran. Ich zögere kurz, bevor ich ihm eine Nachricht hinterlasse:
"Hi! Wo bist du? Hab...hab ich etwas falsch gemacht? Bitte ruf mich zurück, ich...ich brauche dich..."
Bestimmt liegt es an mir, warum muss ich nur immer alles kaputt machen.
Meine Schultasche liegt zwar noch in der Klasse, aber ich will auf keinen Fall dorthin zurück. Ich hole meine Winterjacke und meine Schuhe aus dem Spint und gehe nach draußen. Obwohl schon ziemlich viel Schnee liegt schneit es immer noch wie verrückt. Ich ziehe meine Kapuze über den Kopf und kämpfe mich durch das Schneegestöber.
Nach kurzer Zeit habe ich mein Ziel erreicht. Ein großer Engel aus Stein steht neben dem Eisernen Tor. Er sieht aus als würde er das, was hinter der Mauer liegt beschützen. Mittlerweile hat es aufgehört zu schneien, dennoch weht ein beißender Wind über den Friedhof. Mit zittern Fingern öffne ich das kalte Eisentor und gehe den mit schneebedeckten Pfad entlang bis ich vor einem Grab zu stehen komme. Obwohl mir meine finger vor Kälte fast absterben wische ich den Schnee von dem vergoldeten Schriftzug auf dem Grabstein: "Tom Gaskarth"
"Hallo Bruder!", flüstere ich.

Ich komme nur selten hierher, da meine Eltern es mir verbieten. Bevor meine Mutter meinen Vater kennengelernt hat, war sie mit Toms Vater zusammen. sie hatte ihn geliebt, aber er hat sie hintergangen und eines tages ist er abgehauen. Meine Mutter hat das schwer getroffen. Dann hat sie meinen Vater kennengelernt, aber sie hat ihn nicht geliebt wie Toms Vater. Wie auch immer, früher waren wir eine normale Familie. Wir haben Ausflüge gemacht und hatten zusammen Spaß. Nachdem sich Tom umgebracht hatte hat sich alles verändert. Für meine Eltern war nurmehr ihre Arbeit und meine schulischen Leistungen wichtig.

Ich schaue auf mein handy, aber Jack hat mich immer noch nicht zurückgerufen. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätte es uns die Vertretung bestimmt gesagt.

(früher am Morgen) Jack's sicht:

Ich will mich gerade auf dem weg zur Schule machen als ich sehe, dass mein Laptop blau aufblinkt. Schnell checke ich meine Emails:

Sehr geehrter Herr Barakat!
Es ist mir zu Ohren gekommen, dass sie eine Beziehung zu einem ihre Schüler führen. Da wir das nicht dulden können, sind Sie hiermit fristlos entlassen.
Direktor Koller

Ungläubig lese ich die Zeilen noch einmal. Das kann nicht möglich sein, bis auf Zack, Rian und meinen Eltern weiß doch niemand davon. Irgendjemand muss uns gesehen haben und es dann Direktor Koller gesagt haben. Was mache ich denn jetzt nur? Wenn ich trotzdem zur Schule gehe, rufen sie wahrscheinlich noch die Polizei. Und wenn ich zu Alex gehe? Nein, die haben sicher schon seine Eltern verständigt, ich warte einfach nach der Schule auf ihn.

Später am Nachmittag (immer noch Jack's sicht)

Ich stehe im Schnee zwischen ein paar Tannen vor der Schule. Hoffentlich sieht mich keiner...
Wo bleibt Alex nur? Der Unterricht ist schon seit 10 Minuten vorbei und die meisten Schüler sind schon durch das Tor gegangen, aber ich kann ihn immer noch nirgends sehen. Nachdem ich noch weitere 20 minuten gewartet habe bin ich mir sicher, dass ich ihn verpasst habe.

Who could deny these butterflies (All Time Low)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt