Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 19

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Der erste Tag der Hungerspiele war rum und er hatte bereits 15 Leben eingefordert. Treen war Gott sei Dank noch am Leben. Da es jetzt, um zwei Uhr morgens, sehr ruhig war, gingen die meisten Mentoren schlafen. Eigentlich gingen alle schlafen, nur Finnick, ich und Haymitch, der seit zwei Stunden aufgrund seines Alkoholpegels im Sitzen einfach eingeschlafen war, befanden uns noch im Mentorenraum.

„Wir sollten auch schlafen gehen.", meinte da aber dann Finnick und streckte sich gähnend. „Heute passiert nichts mehr, wir können uns also ruhig auf die Ohren hauen. Wer weiß wie die nächsten Nächte aussehen."

„Ich glaube nicht, dass ich jetzt schlafen kann.", antwortete ich.

„Wieso nicht?"

„Es könnte etwas passieren", erwiderte ich knapp.

„Was soll denn passieren? Die Leute hatten die Eröffnung mit einem guten Blutbad. Zwei Tribute sind einfach im Boden versunken und einer wurde erfolgreich von jagenden Karrieros zur Strecke gebracht. Ein super erster Tag für sie, da passiert jetzt wirklich nichts, die sind vorerst zufrieden.", versuchte mir Finnick zu erklären, doch ich war nicht wirklich überzeugt. Was wenn er sich irrte und doch noch etwas passierte? Treen könnte dabei sterben und wenn ich dann nicht hier war...

„Die Sache nimmt dich ganz schön mit, nicht wahr? Oder besser gesagt er.", schlussfolgerte Finnick.

„Es ist mein erstes Mentorenjahr. Ich will nichts falsch machen.", behauptete ich.

„Nein, darum geht es nicht.", meinte Finnick sofort.

„Ach nicht? Und woher willst du dann wissen, worum es geht? Wo du mich ja schon so lange kennst.", gab ich etwas unfreundlich zurück.

„Vielleicht kenne ich dich noch nicht so lange, aber es kommt mir definitiv anders vor. Ich glaube ich habe dich bereits soweit kennen gelernt um sagen zu können, wann du falsche Behauptungen aufstellst."

„Er ist alles was ich noch habe, okay? Wenn er stirbt, dann bin ich allein. Und mit allein meine ich allein.", gestand ich leise.

„Das tut mir leid. Und ich meine das auch so wenn ich das sage.", sagte Finnick leise. „Ich habe auch fast keine Familie mehr."

Fast keine mehr. Er wollte es mir nicht deutlich sagen doch ich wusste, dass hier nicht der richtige Ort dafür war. Aus diesem Grund hatte er bestimmt auch nicht nachgefragt warum ich niemanden mehr hatte, wo doch meine Familie vor einem Jahr noch bei meinen Hungerspielen interviewt worden war.

Eine Weile schwiegen wir nun, ehe Finnick wieder damit anfing, dass wir uns hinlegen sollten. Dieses Mal gab ich nach und stand mit ihm auf. Er hatte ja Recht und ich wollte auch einfach daran glauben, dass Treen sicher am Füllhorn schlafen konnte.

Ich selbst schlief zu meiner Überraschung gut und lange, weshalb ich beinahe panisch aufsprang und nach unten laufen wollte. Ein Zettel an meiner Tür hielt mich aber davon ab.

Geh duschen und etwas essen. Es ist alles ruhig. Wenn sich etwas ändern sollte, hole ich dich.

Jason

Diese Worte beruhigten mich, da ich wusste, dass er auf Treen in gewisser Weise achtgab und mich auch wirklich holen würde, wenn etwas passieren sollte. Trotzdem duschte ich in einer beachtlichen Geschwindigkeit und nahm mein Essen mit runter. Dort waren fast alle Mentoren wieder anwesend, nur Finnick und die Mentoren ohne Schützlinge fehlten.

„Ich habe doch gesagt ich hole dich, wenn sich etwas tut.", sagte Jason, nachdem ich mich wieder neben ihn gesetzt hatte.

„Als wenn ich darauf warten würde.", erwiderte ich und biss von meinem Brötchen ab.

„Du bist ganz schön anstrengend. Nächstes Jahr darf Blight mit dir fahren.", erwiderte er schmunzelnd, woraufhin ich ihm einfach nur die Zunge rausstreckte.

„Gab es in der Nacht noch irgendwelche Toten?", fragte ich, nachdem ich mein Frühstück verdrückt hatte.

„Nein, es war alles ruhig. Aber das ist meistens so, immerhin war davor genug Spannung und Action.", erwiderte Jason. Also hatte Finnick recht gehabt. Zugestehen würde ich ihm das allerdings nicht, er ist sowieso schon viel zu überheblich. Und arrogant. Was das Selbstbewusstsein anging waren wir uns ziemlich ähnlich. Wobei er die fröhlichere und ich die düstere Version war.

„Wie sieht es mit Sponsorengelder aus?", fragte ich weiter.

„Ein bisschen was ist eingegangen. Hauptsächlich aufgrund seiner überzeugenden Leistung beim Gemetzel am Füllhorn."

Überzeugende Leistung. Ich schnaubte, nickte aber gleichzeitig. So krank wie es klang, Sponsorengelder waren gut, egal warum wir sie für ihn bekommen hatten.

„Wann entscheiden wir, was wir ihm schicken?" Ja ich hatte gerade einige Fragen und ja, die anderen Mentoren sahen mich deshalb immer wieder an. Doch ehrlich gesagt, mir war das total egal und wenn es mich störte würde ich sie einfach so lange mit meinem Blicken töten bis sie entweder vom Stuhl fielen oder doch wegsahen.

„Er hat eine Axt und das Essen ist auch noch ausreichend. Wir warten und sparen also.", erwiderte Jason und zwinkerte mir zu. Ich wusste was er dachte, da ich denselben Gedanken hatte. Wir schickten ihm etwas Großes und zwar genau dann wenn wir der Meinung waren, dass er sich von den Karrieros entfernen sollte.

„Guten Morgen ihr Lieben Leute.", ertönte plötzlich Finnicks Stimme und er setzte sich grinsend neben mich. Er wirkte ausgeruht und seine Haare waren noch nass von der Dusche, die auch er sich genehmigt hatte.

„Du bist eindeutig ein Morgenmensch. Wie schrecklich.", sagte ich und schmunzelte.

„Und du bist eindeutig ein Mensch der zu jeder Tageszeit ein Morgenmuffel ist.", behauptete er und musste über seine eigenen Worte lachen. Ich musste das jedoch auch, ehe ich ihm gegen seinen Arm schlug. Er war nervig, doch ich mochte es wenn er hier war. Und allein dass Enobaria bei seiner Ankunft ein genervtes Gesicht zog machte es noch besser. 

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt