Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 13

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Am nächsten Morgen war ich überraschenderweise die erste von uns, die wach war. Vermutlich war das jedoch gut so, da ich so auch die Mentoren vielleicht noch im Trainingsraum erwischen konnte, die einen Teil der Vorbereitung für ihre Tribute übernehmen würden. Oder die erst später damit begannen. Es schien ja keine vorgegebene Zeit zu geben.

Ich schlüpfte in die Trainingssachen, die mir ein Avox noch am gestrigen Abend bereit gelegt hatte und fuhr dann auch schon mit dem Aufzug nach unten. In der Trainingshalle angekommen hatte ich tatsächlich Glück, da beinahe alle Mentoren der Karrierotruppe dort waren. Sogar Finnick.

„Johanna!“, rief er sofort, als er mich entdeckte und winkte grinsend.

„Odair. Lassen sie dich heute mitspielen?“, fragte ich ebenfalls grinsend, was Caius lachen und Finnick immer noch grinsen ließ.

„Ja, heute darf ich mal bei den Großen mitmachen. Willst du meine Spielpartnerin sein?“

„Wenn ich dich ein paar mal aufs Kreuz legen darf gerne.“, erwiderte ich und marschierte dann auch schon zielstrebig auf den Ringerbereich zu. Finnick folgte mir, während sich die anderen Mentoren, auch einer aus Distrikt 9, sich um uns herum stellten.

„Ich wette auf Johanna.“, verkündete Caius grinsend und Gloss stimmte ihm zu. Enobaria, ich begann wirklich sie zu hassen, setzte auf Finnick und Cashmere, die Schwester von Gloss die eindeutig zu hübsch war, meldete sich nicht zu Wort. Ihr Glück.

Ich selbst hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich eine Chance gegen Finnick Odair hatte, doch ich hatte schon immer ein gesundes Selbstvertrauen. Außerdem war es eh zu spät um umzukehren und blamieren würde ich mich sicher nicht. Lieber starb ich auf der Stelle.

Wir positionierten uns voreinander, ehe Finnick sich albern und vollkommen übertrieben verbeugte. Ich musste schmunzeln, ließ mich jedoch nicht davon ablenken, was mein Glück war. Natürlich startete er sofort einen Angriff und versuchte sich auf mich zu stürzen. Doch ich war eindeutig flinker und schneller als er, weshalb ich auswich und gleichzeitig auf seinen Rücken sprang, von wo Finnick mich natürlich gleich wieder abschütteln wollte. Doch ich klammerte mich wie ein Affe an ihn und auch seine wilden Umdrehungen halfen nicht, mich loszuwerden.

Caius brüllte vor Lachen und behauptete, dass Ringen so eindeutig nicht funktionierte, doch Finnick und ich ließen und deshalb auch nicht davon abbringen. Grinsend führten wir unsere soeben entwickelte Kampf- oder auch Tanztechnik vor, ehe wir uns dann auf ein Unentschieden einigten.

„Du hattest keine Kampfausbildung. Das merkt man sofort.“, bemerkte Enobaria und kurz überlegte ich, ob ich vielleicht meine selbst entwickelten Kampftechniken an ihr demonstrieren sollte, doch der Kerl aus Distrikt 9 half mir ehe ich eine Entscheidung treffen konnte.

„Die habe ich auch nicht und trotzdem kämpfen wir mit dem Schwert meist auf Augenhöhe. Unterschätzte also niemals jemanden, nur weil er nicht in der Akademie trainiert hat.“, sagte er und zwinkerte mir dann kurz zu, ehe er seine Sachen aufräumte und dann in den Duschraum ging. Innerlich hätte ich vor Freude beinahe aufgeschrien, da dies die perfekte Überleitung für den eigentlichen Grund war, warum ich gekommen war.

„Da hat er Recht. Treen kann es mit euren Tributen aufnehmen. Ich habe ihn mit der Axt kämpfen sehen. Er ist stärker als ich, das allein erklärt schon seine Schwung- und auch Wurfkraft damit.“, merkte ich deshalb an, ehe ich von Finnicks Rücken kletterte und ganz unschuldig zum Stand mit den Äxten ging.

„Der Ansicht sind meine Tribute ebenfalls. Und da die Anderen nichts dagegen einzuwenden haben spreche ich somit ihr Angebot aus, deinen Tributen unter den Karrieros aufzunehmen.“, ging Caius darauf ein und innerlich reckte ich triumphierend die Hände in die Luft. Sie nahmen Treen tatsächlich bei ihnen auf! Ich hatte das drauf, das musste Jason zugeben. Das würde er zugeben.

„Ich werde es ihm vorschlagen.“, sagte ich dennoch ganz gelassen, ehe ich eine Axt nahm und sie Caius zuwarf. „Das war für dein Gelächter vorhin. Zeig mal was du drauf hast.“

„Aber nur, wenn du später mal den Bogen ausprobierst.“, verlangte er grinsend und als ich nickte umschloss er den Griff der Axt.

„Wir wollen aber eine Antwort. Morgen vor den Interviews.“, grummelte Enobaria. Meine Laune in diesem Moment war blendend, weshalb ich mich sogar lächelnd in ihre Richtung drehte und nickte. Diese Freundlichkeit ihr gegenüber musste jetzt für zwei Jahre halten, außer ich brauchte noch einmal etwas von ihr. Doch eigentlich konnte das Jason dann auch übernehmen. Oder Blight. Oder wer halt gerade mit mir Mentor spielen musste.

Caius warf mit der Axt und stellte sich leider gar nicht so dumm an. Zum Glück die Andern schon, weshalb ich mir nicht ganz so lächerlich dabei vorkam, als ich versuchen musste mit Pfeil und Bogen die Zielscheibe zu treffen. Es war eindeutig nicht meine Waffe und doch musste ich zugeben, dass es eigentlich ganz amüsant war, etwas anderes auszuprobieren. Trotzdem war ich froh als ich endlich sagen konnte, dass ich wieder gehen musste. Ich wollte unbedingt zu Jason und Treen um ihnen von meinem Erfolg berichten zu können. Okay, zugegeben, es war eigentlich kein wirklicher Erfolg meinerseits, immerhin war es Treen der diese Stärke hatte und ein guter Tribut sein würde und dennoch fühlte es sich gut an diejenige zu sein, die diese Nachricht eingeholt hatte. Und bei allem was mir in letzter Zeit passiert war feierte ich das als kleinen Sieg für mich.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt