Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 6

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Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zurück nach Hause. Ich konnte meine Freude darüber nicht beschreiben, erst Recht nicht jedoch das Gefühl zu wissen, dass ich Snow hinter mir ließ. Bald würden wieder viele, sichere Kilometer zwischen mir und ihm liegen.

Dieser Mistkerl. Ich hasste ihn aber noch mehr hasste ich ihn wenn er mich einschüchterte. Das schaffte normalerweise niemand, es musste erst der Präsident von Panem auftauchen. Ich wünschte ich könnte ihm wie einer Mutation einfach meine Axt in den Schädel rammen. Dann wäre die ganze Sache auf einen Schlag erledigt.

Je näher wir Distrikt 7 kamen, desto weniger dachte ich noch an Snow. Stattdessen freute ich mich einfach nur auf meine Familie und auf Treen und sah auch der letzten Feier der Tour der Sieger gelassen entgegen.

Als der Zug endlich hielt und wir ausstiegen, wurden wir von den warteten Menschen begrüßt die zusammen mit einigen Reportern aus dem Kapitol den Empfang bildeten. Ein wenig lächelnd, Camilla konnte also stolz auf mich sein, folgte ich Jason und dem Bürgermeister aus Distrikt 7, der mich, unter der Beobachtung zahlreicher Kameras, zum Justizgebäude begleitete, wo das Bankett stattfinden sollte.

„Schon, dass du wieder da bist.“, hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir und musste grinsen, als ich in das Gesicht von Treen blickte.

„Hat man dich etwa auch eingeladen?“, fragte ich neckend.

„Natürlich. Ich sitze sogar fast neben dir.“, verkündete er grinsend.

Als wir das Gebäude erreicht hatten entdeckte ich auch meine Eltern zusammen mit meinen Geschwistern und auch meiner Nichte, die mir lächelnd winkten. Diese Feier hier war jetzt schon Welten besser als alle anderen zusammen. Es war egal was es gleich zu Essen geben oder auch welche Musik gespielt werden würde, Hauptsache ich hatte Menschen um mich, die mich leiden konnten und das nicht weil ich die Spiele gewonnen hatte.

Ich hatte an diesem Abend jedoch großes Glück, da das Essen köstlich war und überhaupt keine Musik gespielt wurde. Treen hatte ihnen gesagt, dass ich so etwas nicht leiden konnte. Er war wirklich ein super bester Freund, das musste man ihm lassen.

Meine Familie ging früher nach Hause, doch Treen, Jason und ich blieben noch etwas länger. Und so unglaublich es klang, wir hatten wirklich Spaß.

„Okay, klärt mich auf. Läuft was zwischen euch?“, fragte Jason mit einem Drink in der Hand und sah uns grinsend an. Ich schlug ihm gegen die Schulter.

„Halt die Klappe Jason. Und er ist mein bester Freund.“, brummte ich.

„Und sie ist meine beste Freundin. Für mehr würde mir schlicht der Mumm fehlen.“, behauptete Treen und beide Kerle fingen zu lachen an, was mich genervt die Augen verdrehen ließ. Wie war das nochmal? Hatte ich wirklich gedacht, ich hätte Spaß?

„Wie sieht es eigentlich bei dir aus Jason? Wie alt bist du? 32? 33? Langsam solltest du auch mal an die Familienplanung denken, ehe du zu alt und unattraktiv wirst und keine mehr abbekommst.“, erwiderte ich nun grinsend und froh über diesen fiesen Gedanken. Sollte er noch einmal wagen, mich so etwas zu fragen und mich dann auszulachen.

„Erstens, bin ich 27. Und zweitens, ich werde auch in den nächsten Jahren noch attraktiv aussehen, ich habe also noch Zeit mir eine Frau zu suchen. Oder bietest du dich etwa an?“, antwortete er jedoch nur grinsend. Wieder schlug ich gegen seine Schulter.

„Tut mir leid, aber ich stehe nicht auf alte Männer.“, neckte ich ihn und konnte nicht anders als ein wenig zu lächeln. Solange, bis er versuchte nun mich zu erwischen und ich gekonnt unter seinem Arm durch tauchte.

„Freches Ding. Kein Respekt vorm Alter.“, meinte Jason, der nun miteingestiegen war und frech grinste ich ihn an.

Erneut suchte ich nach passenden Worten um etwas erwidern zu können, als plötzlich die Sirene erönte.

„Wieso geht die Sirene los?“, fragte Treen und auch die anderen Anwesenden im Raum blickten sich verwirrt und überrascht um.

Ein Gefühl tauchte plötzlich auf, zusammen mit den Gedanken an Snow. Doch es war lächerlich, Snow war nicht hier und hatte sicherlich auch nichts mit der Sirene zutun. Es kam schon mal vor, dass sie zu hören war. Ich durfte nicht an solche Sachen denken, sonst wurde ich noch paranoid und am Ende auch ein verrückter Sieger.

„Lasst uns nachsehen gehen.“, schlug ich deshalb vor und die Beiden nickten, weshalb wir einfach den Saal verließen und nach draußen gingen. Dort blickten wir uns sofort um und versuchten herauszufinden, weshalb die Sirene ertönte. Man musste nicht lange suchen, da der schwarze Rauch, der in den Himmel empor stieg, trotz hereinbrechender Nacht deutlich zu sehen war. Feuer. Es schien also ein Gebäude in Flammen zu stehen.

„Es brennt.“, fasste ich meine Vermutung zusammen, auch wenn es vermutlich nicht nötig gewesen war, da im nächsten Moment auch schon Löschfahrzeuge durch die Straße genau in diese Richtung rauschten.

In Distrikt 7 brennte es häufiger, was vermutlich daran lag, dass fast alle Häuser hier aus Holz gebaut waren und schon eine herabgebrannte Kerze ausreichte, um ein komplettes Haus niederzubrennen. Man musste also vorsichtig sein oder man kaufte sich eins dieser Geräte, die Alarm schlugen, sobald sich dichter Rauch bildete. Leider kam es trotzdem immer wieder vor, weshalb wir hier, was die Feuerwehr betraf, sehr gut ausgestattet waren.

„Johanna, schau dir die Richtung mal genau an, in der es zu brennen scheint. Ich habe kein gutes Gefühl dabei.“, sagte Treen und verwirrt sah ich ihn an, ehe ich zurück zum Rauch blickte. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe mein Herz eine Sekunde lang stehen blieb. In der Richtung lag mein Elternhaus.

Ich dachte nicht länger darüber nach und sprach es auch nicht mit Treen oder Jason ab. Stattdessen rannte ich einfach die Stufen hinab und so schnell ich konnte dem Feuer entgegen.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt