Wiedersehen in Roda

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In Giselas Dorf- Taverne war an diesem Abend nur wenig Betriebsamkeit.

Zwei Durchreisende hatten sich soeben in ihr Zimmer im Obergeschoss verabschiedet. Reichlich hatten sie vorher dem besten Wein zugesprochen, den Gisela zu bieten hatte und ihr einen guten Umsatz gebracht.

Auch ein Bauer aus dem Ort mit seinem Vormann waren nun gegangen. Ruhe kehrte ein.

Nur ein Gast war noch im Haus.

Und dieser Gast setzte sich nun zu Walla, Sina und Gunther an den großen Eichentisch in der Ecke.

Dieser Gast war Simon. Den ganzen Abend saß er abseits, hatte sich über den Abend nur an einem Bier festgehalten und so getan, als würde er weder Sina noch Walla kennen, die in der Taverne aushalfen und auch bewirteten.

„Später!", hatte Walla Simon zwischendurch irgendwann zugeflüstert, als sie ihm eine Suppe hingestellt hatte.

Jetzt schien es wohl der rechte Moment zu sein. Er kam hinzu.

„Vater? Das ist Simon, von dem wir dir erzählt haben.", sprach Sina.

Simon wirkte fröhlich und gelassen. „Guten Abend, alle zusammen. Und? Bereits für eine Reise ins Ungewisse?"

Während Sina freudig „Ja!" sagte und Walla Simon mit dem Ellenbogen über den Tisch anstieß und zulächelte, bekam Simon von dem Vater der Mädchen nur ein kurzes und grimmiges Knurren zu hören.

'Dieser Mann soll meine Mädchen beschützen? Jeder Waldbär wäre besser geeignet! Hoffentlich hat er Verstand, denn viel Kraft scheint er ja nicht zu haben.', dachte sich Gunther und musterte Simon intensiv.

„Also? Wohin wollen wir zuerst?", fragte Simon- und riss damit Gunther aus seinen Gedanken und das Gespräch an sich.

„Nun ja, wir denken, dass es am klügsten wäre, hier in den Umlanden anzufangen. Roda, Mittenberg- also der westliche Teil der Grafschaft. Wenn Chisto Recht behält mit seinen Schilderungen, dass sollten sich hier zwei dieser Kraftorte befinden. Einer an der westlichen Bergkante und ein weiterer Ort nahe Mittenberg- südlich der Stadt irgendwo."

Gunthers Mimik entspannte sich etwas. „Dann sucht ihr auch hier in der Nähe?"

„Anscheinend ja, Vater.", räumte Walla ein und zuckte mit den Schultern. „So ist es wohl."

„Und warum erfahre ich erst jetzt davon? Ich kenne hier doch die Wälder in den Landen. Vielleicht kann ich Euch da auch nützlich sein? Ich helfe Euch- ihr helft mir, oder? Einen Tag komm ich mit Euch und am Zweiten packt ihr beim Holz mit zu?"

Sina uns Walla sahen Simon an, der sich sogleich in eine bedrückend zurückgezogene Sitzhaltung begab. „Was seht ihr mich an?"

Walla klärte die Situation auf. „Simon, ich denke, dieser Vorschlag ging mehr an Dich als an uns Frauen. Wir helfen Vater ja sowieso, wo wir es vermögen. Aber beim Holz? Ich denke, da ist Manneskraft gefordert."

Hatte Simon vielleicht kurz selbst erwogen, sich dieses Vorschlages zu entledigen, so war er nun wohl in der Pflicht. Er musste entscheiden, ob er dies leisten wolle.

„Naja? Ich würde mein Bestes geben. Und- wir würden sicherlich auch irgendwann in naher Zukunft bereits die hiesigen Kraftorte gefunden haben. Also ja- aber mit einer Bedingung!", forderte Simon.

„Und welche Bedingung wäre dies?" Gunther würde diesem Jüngling schon zeigen, was es bedeutet, hart zu arbeiten.

„Ein Schlafplatz und Mahlzeiten bei Euch! Ich kann mir auf längere Dauer hier kein Zimmer leisten."

Simon hatte die Entscheidung daher nun in Gunthers Hände zurückgebracht. Gunther konnte nun aber schwerlich den- von sich selbst gemachten- Vorschlag deswegen umwerfen, weil er Simon nicht so richtig über den Weg traute. Mit zusammengekniffenen Augen starrten sich die Männer an.

„Wir könnten eine zusätzliche Stroh- Matte schaffen. Das ginge sicherlich.", schätzte Sina ein.

Gunther atmete tief und lang durch.

„Na gut. Abgemacht. Essen und Schlafplatz für Arbeit und Hilfe."

Diese Entscheidung fiel Gunther wirklich schwer.

Walla streichelte dem Vater hiernach beipflichtend den Rücken. Sie wusste, Vater Gunther war dies wirklich schwergefallen.

„Aber erst ab Morgen.", fügte Gunther noch schnell hinzu. „Ich brauche einen Tag, um all das zu verkraften!"

Walla und Sina lächelten einander mit breitem Grinsen zu.

Simon biss sich lieber auf die Lippen, als diesen Einwurf etwas zu entgegnen. Doch so war es auch in seinem Sinne.

Die Moorfeld- Chronik Im Land der letzten LinienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt