In der Burg

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Zuweilen sind es die Zufälle, die ein schwieriges Unternehmen begünstigen können und unerwartet in die Hände spielen.

In unserem Fall waren diese Zufälle sogar verschiedenen Ursprunges.

Da war die doch geringe Besatzung der Burg, die letztlich nur aus vier Wachen bestand. Der Schwarze Graf, Herr Boran, musste unter den für ihn günstigen Zeichen, all seine Macht an wehrfähigen Männern mit sich nehmen, wollte er die neugewonnenen Privilegien der Macht sogleich für sich nutzen. Graf Boran hatte seine Stärke mit allen Mitteln zu zeigen. Dies sowohl am Heerlager in Salfurth als auch bei der Abwehr der herannahenden Armee der südlichen Lande am Gebiet des Gebirgspasses zum Süden hin. Als Hauptmann seiner Truppen, war der Ritter Torgyff hierbei an seiner Seite, als es in das Grenzgebiet mit allen Männern ging.

Zudem war auch Hofmagister Ryth im Heerlager Salfurth- gebunden an seine Aufgaben.

Ständig rollten Karren von der Burg zum Heerlager, um die dort festsitzenden hohen Adligen und die Reste der zurückgeschlagenen Armee des Königs zu versorgen. Dies war kein Zufall, eher ein begünstigendes Moment.

Die Leitung der Burg war nunmehr nur in den Händen von Herrn Ellrick von Moorfeld, dem siebzehnjährigen Sohn des Grafen. Unerfahren in der Leitung der Geschicke standen ihm jedoch der Kämmerer der Burg Hubert, der Burgschmied Elwyd und die Knechte Gerhard und Melchior zur Seite, die jedoch gut mit den Aufgaben der Versorgung, der Überwachung der Lieferungen an und von der Burg befasst waren.

Die Gräfin Frik, die Edle Frau Barbara als Mutter des schwarzen Grafen und auch Herrn Ellricks erst dreizehnjährige Schwester Nilan waren ebenfalls auf der Burg verblieben und waren Graf Boran nicht in das Feldlager gefolgt. Zumeist verblieben sie im Palas der Burg und vertrieben sich mit Handarbeiten, Gebeten und anderen Dingen den Tag.

Ein weiterer Zufall an diesem Tag war es, dass die junge Grafentochter Nilan diesem für sie eintönigem geschehen im Palas für einen Moment entflohen war, um am offenen Tor der Vorburg dem aufregenden herein und heraus unter dem Blick eines alten Wachknechtes zuzusehen.

Erneut kamen drei leere Karren an diesem späten Nachmittag an die Burg zurück. Sie hatten die Versorgungsgüter für Salfurth weggebracht und führten drei Pferde aus dem Heereslager an die Burg, damit der Schmidt sie beschlagen konnte.

Mit Karren und Pferden versuchten die vier Gefährten sich den Weg an der Wache vorbei zu suchen. Mit einfacher Kleidung konnte man sich auf Rückfrage als drei Mägde und als Knecht aus dem königlichen Lager vorstellen, die nötigenfalls beim Helfen zum Beladen mit hierher gesandt worden seien.

Doch Nilans Neugierde richtete sich zuerst auf die Pferde, dann auf die drei jungen Frauen, als der Tross gerade das Tor der Vorburg passiert hatte. Aus einer Laune der langen Weile heraus, sprach Nilan die Frauen an.

„Hallo. Woher kommt ihr?"

„Hallo. Wir kommen aus dem Lager in Salfurth. Seid ihr die Herrin hier auf dieser Burg, edle junge Dame?", scherzte Sina freundlich mit dem ihr unbekannten Mädchen in feinen Kleidern herum, die hier am Tor stand und mehr Fragen als die Wachen stellte- was allerdings gefährlich war.

Sina lenkte so das Gespräch schnell weg von den eigenen Absichten. Auch Walla und Marietta lächelten das junge Mädchen freundlich an.

Dies schien Nilan wohl zu gefallen.

„Das habt ihr aber schnell und gut beobachtet. Ich bin wirklich die Herrin der Burg- naja, vielmehr ist meine Mutter die Herrin der Burg. Ich bin die Edelfrau Nilan, Tochter des Grafen Boran."

Simon, der sich bislang nicht eingemischt hatte, zog es sogleich die Nackenhaare hoch. Sollte man sich wirklich auf so ein gefährliches Spiel einlassen?

Die Moorfeld- Chronik Im Land der letzten LinienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt