6. Der erste Morgen

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Am nächsten Morgen erwachte Draya, weil jemand an ihre Balkontür hämmerte. Sie stapfte nach unten zur Glastür, vor diesen hatte sie am gestrigen Tag noch die Vorhänge, die in einem dunkelgrün gehalten waren, zugezogen. "Jaja, komme schon...", grummelte sie, während das Gehämmer gegen die Glastür unbarmherzig fortgesetzt wurde. Sie gähnte, rieb sich mit einem Handrücken den Schlaf aus den Augen und zog den Vorhang mit einem Ruck auf. Wer auch immer das war, konnte was erleben. Sie war absolut kein Morgenmensch. Vor der Tür stand.. Natsu. Natürlich, wer auch sonst. Sie öffnete die Balkontür und bedachte ihn mit einem mörderischen Blick. "Was willst du schon so früh hier? Wir treffen uns erst in zwei Stunden", wollte sie völlig entnervt von ihm wissen und lehnte sich an den Türrahmen. Wenn er nicht gleich verschwunden war...

"Draya, guten Morgen! Ich war so aufgeregt, ich konnte nicht länger schlafen!" - "Aye!" Happy war hinter ihm schwebend aufgetaucht und begrüßte sie freudig. Draya dachte, sie hätte es mit ihrer Körperhaltung deutlich gemacht, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte, doch zu ihrem Verdruss drängelte sich die morgendlichen Störenfriede an ihr vorbei und Natsu griff sie im Vorbeigehen am Handgelenk. Er zog sie quer durch ihre Wohnung in Richtung Apartmenttür. "Natsu ich weiss nicht ob du blind bist oder nur so tust, aber ich bin eben gerade aufgestanden. Ich muss mich noch fertig machen", knurrte sie leise. Sie trug noch eine kurze, beige Schlafanzughose und ein schwarzes Top mit einem Drachenmotiv. Erst da schien Natsu dies auch zu realisieren. Er grinste jedoch nur. "Ach komm, lass uns erstmal unten frühstücken gehen, danach kannst du dich doch immernoch fertig machen! Die anderen sind bestimmt auch schon da!" Ehe sie protestieren konnte, war Natsu schon mit ihr im Schlepptau aus der Tür getreten und schlug den Weg nach unten ein. Das Mädchen hatte gerade so noch Zeit zumindest ihre Stiefel zu packen. Draya ließ ein genervtes Seufzen hören, riss sich von ihm los und zog sich mit einer Hand, hinter Natsu herhüpfend, die Stiefel an. In aller Eile formte sie ihre ungekämmten Haare mit einem Zopfgummi zu einem unordentlichen Dutt auf ihrem Kopf zusammen. Das Haargummi hatte sie zum Glück am gestrigen Abend vergessen, von ihrem Handgelenk zu entfernen. Sie stapfte Natsu unmotiviert nach. "Ahh Gajeel! Guten Morgen!", rief Natsu fröhlich. Draya verdrehte die Augen. Wie konnte man nur am frühen Morgen bereits schon so gute Laune haben? Es war zwar schon sieben Uhr, aber trotzdem.. war der etwa immer so drauf? Der Angesprochene knurrte nur und machte sich auf den Weg nach unten. Na also- wenigstens eine normale Person hier. Auch wenn es nur Gajeel war. "Hat er dich geweckt? Wieso hast du ihm keine reingehauen? Dann hätten wir jetzt alle Ruhe", sprach sie Gajeel mit leicht gereizter Stimme an. "Ich muss zugeben, dass ich kurz darüber nachgedacht habe. Aber ich habe nicht vor im Rahmen der Mission auch noch seine Aufgaben mit zu übernehmen, wenn er im Krankenhaus liegt", murrte Draya zurück. Gajeel musterte sie. "Gut gesprochen." Draya zuckte mit den Achseln, sah ihn aber nicht an. Was auch immer. Nach dem gestrigen Tag war Gajeel erst einmal bei ihr unten durch. Natsu legte von hinten je einen Arm um die Schultern von Gajeel und um Draya und grinste fröhlich. "Da haben sich ja zwei Morgenmuffel gefunden! Jetzt kommt schon, lasst uns frühstücken gehen! Ich hab so einen Hunger!" Er schob sie in Richtung Treppe und Draya musste sich kräftig zusammenreißen, seinen Arm nicht zu packen und ihn zuerst auf die etwas unschönere Art die Treppe zum Frühstück hinunterzubefördern. Er hatte es ja schließlich so eilig... Draya warf Gajeel einen verstohlenen Blick zu. Er blickte stur aus seinen roten Augen geradeaus. Er sah müde aus, als hätte er nicht gut geschlafen. Auch sein schwarzes, langes Haar war noch völlig zerzaust, als wäre er auch unsanft aus dem Bett geholt worden. "Und? Wer hat dich geweckt?", wollte Draya von ihm wissen. Gajeel sah sie an, als würde er überlegen ob er antworten sollte. Dann grinste er. "Verrate ich dir doch nicht." Draya verdrehte die Augen. Dann halt nicht. Am heutigen Morgen hatte sie absolut keinen Nerv für so etwas. Sie hatte noch einmal versucht einen Schritt auf ihn zuzugehen, aber genug war genug. Sie befreite sich aus Natsus Umklammerung und lief in Richtung Gildeninneres davon. Ihre Laune hatte nun Minusgrade.

Ein unverhoffter Beginn (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt