9. Die Rückkehr

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Draya träumte wieder einmal vom Wald. Das tat sie verhältnismäßig oft. Vielleicht auch mal zu oft. Denn die süße Kindheitserinnerung wandelte sich sehr oft in einen Alptraum.

Sie schwamm im Fluss und lachte glückselig und ausgelassen, wenn eines der ihr so bekannten Tiere am Ufer entlangsprang oder sie einen Vogel sah. Sie versuchte, den Anblick der Landschaft, die sie in ihrer Kindheit so geprägt hatte, so gut es ging zu genießen. Bis ES wieder passieren würde. Der Himmel verdunkelte sich und ein Sturm zog auf. Das war das Zeichen für sie, sich aus dem Wasser zu begeben. Was nun folgen würde, würde ihr wehtun, das wusste sie. Und doch fürchtete und freute sie sich gleichermaßen darauf. Denn dann... dann würde ER ihr erscheinen. Ihr Retter. Mit zitternden Gliedern watete sie aus dem Wasser. Der Donner grollte bereits über ihr, als sie ihre Kleidung überzog und sich auf einen der Steine setzte. Wartend auf das, was unvermeidbar war. Sie hatte oft versucht davonzulaufen. Sie hatte alle Himmelsrichtungen versucht. Ohne Erfolg. Also wartete sie einfach. Und dann kamen sie. Die Monster, deren Bilder sie in viele Nächte verfolgten. Sie sammelten um sie und knurrten. Als das Alphatier des Rudels die Zähne fletschte und zum Sprung ansetzte, schloss sie die Augen, um es über sich ergehen zu lassen.

Der Schmerz flutete durch ihre Glieder und ihr Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch kein Laut verließ ihre Lippen. So wie immer. Dann plötzlich breitete sich vor ihren Augen das Licht aus. Sie begann trotz der Schmerzen zu lächeln und streckte dem Licht die Arme entgegen...

"...Draya... Draya....! Draya!!!" - "H..huh? Was???!" Draya schreckte aus dem Schlaf hoch und riss die Augen auf. Gleichzeitig setzte sie sich ruckartig auf und verpasste der Person, die sie wach gerüttelt hatte, unabsichtlich eine Kopfnuss. Während die Phantomschmerzen aus ihrem Traum noch durch ihren Körper pochte, war sie aufgrund der Härte des Schädels, den sie erwischt hatte, beinahe k.o. gesetzt worden. Sie hielt sich den Kopf, während der Störenfried vor ihrem Bett kauerte und sich jammernd den Schädel hielt.

Als die Phantomschmerzen abebbten, bemerkte Draya, dass die Schmerzen viel mehr echt waren. Die Verletzungen des letzten Kampfes machten sich bemerkbar. Sie stöhnte frustriert auf. Sie hatte den schlimmsten Teil des Traumes mitgenommen, war aber nicht in den Genuss des guten Endes gekommen. Sie hatte IHN nicht sehen können, weil eine gewisse Person mit kirschblütenfarbenen Haaren sie ja unbedingt wecken musste. Und zu allem Überfluss waren die Wunden nicht so gut geheilt wie sie es gestern gehofft hatte. Nach einem flüchtigen Blick nach draußen realisierte sie zudem, dass es noch nicht besonders spät sein konnte.

"Natsu... warum hast du mich geweckt", fragte sie ihn betont ruhig, während sie mit den Zähnen knirschte. Seine Antwort jedoch brachte sie völlig aus dem Konzept. "Du... hast so gequält ausgesehen. Ich dachte, du hast einen Alptraum. Daher hielt ich es für besser, dich zu wecken... wie geht es dir?" Draya zog eine Augenbraue hoch. Wie sollte es ihr schon gehen? Sie entschied sich allerdings dazu, ehrlich zu antworten. "Nicht so toll", gab sie leise murmelnd zu. "Dachte ich mir schon. Soll ich dich stützen? Die anderen sind schon beim Frühstück." Draya lehnte dankend ab und stand schwankend auf. Soweit kommt es wohl noch. Gestern hatte Gajeel sie schon tragen müssen, das reichte ihr fürs Erste vollkommen aus. "Ich gehe noch kurz ins Bad. Geh schonmal vor", murmelte sie leise und verschwand im Bad. Natsu hielt sie nicht auf.

Nachdem sie eine Ewigkeit damit zugebracht hatte, zu duschen, ihre Wunden zu säubern und neu zu verbinden und sich umzuziehen, betrat sie wieder das Schlafzimmer. Natsu war verschwunden. Erleichtert atmete sie aus, während sie ihre Haare trocken rubbelte und ihr widerspenstiges Haar in einen strengen Zopf zwang. Danach zog sie sich langsam um - ein schwarzes Top mit einem silbrigen Fairy Tail Zeichen drauf und eine kurze, schwarze Hose. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel, von dem sie sich seufzend wieder abwandte. Sie sah trotz allem aus als hätte sie nicht genug Schlaf bekommen und als wäre sie ganz nebenbei die ganze Nacht von einer Trollarmee verprügelt worden - was mehr der Wahrheit entsprach als ihr lieb war.

Ein unverhoffter Beginn (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt