5. Wie das Blut durch deine Venen fließt

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Salem, Virginia

Damon hielt das Warten nicht mehr aus. Stunden stand er bereits vor Willow's Anwesen und starrte Löcher in die Luft ohne zu wissen, ob es seiner Tochter gut ging. Immer wieder schlenderte er um das Haus herum, bis er es nicht mehr aushielt.

„Willow, ich komme jetzt rein!" rief er und trat die schwere Holztür ein. Doch als Damon in der Eingangshalle des Anwesens stand, war das gesamte Gebäude leer - so schien es zumindest.

„Willow, wo zur Hölle ist meine Tochter?" rief er verzweifelt, doch er erhielt keine Antwort. Voller Wut warf er mit Kerzen, die auf dem Boden standen, um sich. „Wo ist meine Tochter?!" rief er erneut und begann einen emotionalen Ausbruch zu erleiden. Doch nach einer Weile, einem kurzen Augenblick der Stille, nachdem Damon außer Atem an der Wand lehnte, hörte er Willows Stimme. „Mr. Salvatore..." begann sie, doch Damon unterbrach sie: „Wo ist meine Tochter?"
Willow schaute ihm bedrückt in die Augen und schüttelte den Kopf.
„Was soll das bedeuten? ANTWORTE MIR!" rief er, doch Willows Blick richtete sich lediglich auf den eiskalten Fußboden. „Mr. Salvatore..." begann sie, „Ihre Tochter fühlt sich nicht gut. Wir konnten Ihren Bruder, Stefan, leider nicht zurückholen und Stefanie leidet deswegen."

„Wo ist sie? Sie braucht lediglich eine Umarmung. Wir kommen wieder und holen meinen Bruder an einem anderen Tag."

„Sie verstehen es nicht, Mr. Salvatore. Ihre Tochter liegt im Sterben." erklärte Willow bedauernd. Damon's Mundwinkel fielen im Bruchteil einer Sekunde herab und er schüttelte wütend den Kopf. „Was sagst du da, Hexenschlampe? Meine Tochter ist nicht tot! WO IST SIE?"

„Sie haben recht, sie ist nicht tot, doch sie hat nur noch ein paar Stunden, Mr. Salvatore. Sie befindet sich in meinem Büro und ruht sich aus. Gemeinsam mit der Mikaelson Tochter und Mrs. Evergreen."
Damon schaute Willow bestürzt an und rannte so schnell er konnte in das Büro der Hexe.

„Damon," rief Hope und lief auf ihn zu.
„Was ist mit ihr passiert?" fragte er und legte seine Hand auf die Stirn seiner Tochter. „Ich bin da, Baby. Hab keine Angst."

„Dad, ich habe Onkel Stefan gesehen. Es ging ihm gut. Ich habe Mystic Falls gesehen, wie es schon lange nicht mehr ist. Es war das Jahr 2009."

„2009 sagst du?" fragte Damon und lächelte sie an. Stefanie versuchte zu nicken und begann ebenfalls zu lächeln.
„Als Stefan und ich versucht haben, mit der echten Welt in Kontakt zu treten, war die Wut der Ahnen zu stark. Sie zerstörte mein Herz von Innen."
Damon nahm sie fest in den Arm und richtete seinen Blick verzweifelt zu Hope.
„Hope, lass sie nicht sterben."
Hope schaute ihn erschrocken an und schüttelte den Kopf. „Lass sie nicht sterben!"
„Damon, wer weiß, was das mit ihr machen würde. Es könnte sie zerstören."
„Hope, tu es!"
„Dad? Was ist los?" fragte Stefanie besorgt und schnappte panisch nach Luft.
„Beruhig dich, mein Engel. Hope wird dir etwas Blut geben, das wird dich stark machen."

„Mr. Salvatore, das Blut würde nicht helfen. Sie würde trotzdem sterben und als blutsaugende Kreatur aufwachen." flüsterte Willow in Damon's Ohr und schüttelte den Kopf.
„Ich weiß. Doch egal was passiert, es wäre besser, als meine Tochter einen qualvollen Tod sterben zu lassen. Julia, ruf Elena an und erklär ihr alles. Sag ihr, dass sie herkommen soll. Wenn Stefanie aufwacht, sollte sie ihre Mutter um sich haben."
„Unter keinen Umständen wird eine solche Kreatur in meinem Anwesen erschaffen!" rief Willow und stieß Damon zur Seite.
„Mrs. Vitale, sind Sie sicher, dass sie sich mit uns anlegen möchten?" Fragte Hope mit einem boshaften Grinsen.
Willow streckte ihre Arme aus, doch Hope stand in Windeseile hinter ihr und kugelte ihre rechte Schulter aus. Willow stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus und bedeckte mit der linken Hand ihre Schulter.
„Wie Sie bereits wissen, bin ich der Tribrid. Ich könnte mit den Fingern schnipsen und ihr Blut zu Stein werden lassen." meinte sie und trat Willow in den Bauch.
„Du elendige Gestalt!" rief Willow und rannte auf Hope und die anderen zu, doch Hope streckte ihre Hand aus, schloss die Augen und ließ Willow in Flammen aufgehen.
„Du triffst nicht die Entscheidung, wer leben und wer sterben darf." flüsterte Hope und beugte sich nieder zu Stefanie.
„Möchtest du es?" fragte sie lächelnd und Stefanie nickte ihr zu.
„Ich muss dich warnen, als ich zum Vampir wurde, verlief meine Verwandlung alles andere als angenehm. Möchtest du es dennoch riskieren?"
„Hope, ich möchte reisen. Ich möchte nach Italien. Ich möchte an einem kleinen Bach, einen kleinen Blumenladen eröffnen. Ich wollte schon immer Kinder haben, doch darauf muss ich verzichten, denn nur so kann ich in Zukunft all die Dinge, die ich mir vorgenommen habe, in Erfüllung gehen lassen. Also tu es. Mach mich zu einem Vampir."
Hope atmete tief ein und schaute Stefanie tief in die Augen. „Wir sind hier wenn du aufwachst." meinte sie. „Deine Mum ist auf dem Weg." rief Julia und setzte sich zu ihr. „Ich bin mir sicher, dass du ein ziemlich heißer Vampir sein wirst." meinte sie lachend. Damon verdrehte grinsend die Augen und küsste Stefanie sanft auf die Stirn.
„Du bekommst das hin. Du bist genauso stark wie ich und mindestens genauso intelligent wie deine Mutter."
Nach einer Weile zog sich Hope ihren Ärmel nach oben und biss sich in ihr Handgelenk.
„Trink es, das wird dir gut tun." flüsterte sie und half Stefanie ihren Kopf aufzurichten und Hopes Blut zu trinken.
„Ich liebe dich, Stefanie." flüsterte Damon und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Stefanie lächelte ihn sanft an und begann zu trinken. Nach einem kurzen Schluck stieß sie Hopes Arm von sich und begann zu würgen. „Das schmeckt ja scheußlich!" rief sie und bedeckte ihren Mund mit der Hand. „Ich weiß, anfangs fand ich Blut schrecklich. Dieser metallische Geschmack, diese etwas dickflüssige Konsistenz, doch nach deiner Verwandlung wirst du an nichts anderes als Blut denken können." meine Damon und strich ihr eine Haarsträhne von der Stirn. Daraufhin atmete Stefanie tief durch und trank einen zweiten und einen dritten Schluck. Es schien, als würde ihre blasse Haut wieder Farbe gewinnen, doch lange hielt es nicht an. Nach nicht einmal zwei Minuten brach Stefanie zusammen und fiel ohne einem Herzschlag in die Arme ihres Vaters. Er versuchte stark zu bleiben, doch ihm liefen unzählige Tränen aus den Augen.
„Sie wird aufwachen, ganz bestimmt." meinte Julia und legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Das hoffe ich. Das hoffe ich sehr."
In der Zwischenzeit hörte man einen Wagen vorfahren. Jemand knallte die Tür mit einem lauten Krach zu und stürmte in das Gebäude. Es war Elena Salvatore. Neben ihr lag die Asche von Willow Vitale und der Boden war voller Kerzen, die Damon umgeworfen hatte.
„Wo ist sie? Wo ist mein Baby?" rief sie und lief auf Damon zu. Als sie den leblosen Körper ihrer Tochter sah, war sie wie versteinert. Sie stand bloß da und bewegte sich nicht, bewegte ihre Mimik nicht.
„Elena?" fragte Damon besorgt.
„Elena, sie wird aufwachen."
Kopfschüttelnd setzte sie sich auf den kalten Boden und begann zu weinen. „Das darf nicht sein. Damon. Unsere Tochter wird zu einem Vampir..."
Hope und Julia verließen schweigend den Raum und warteten in der Eingangshalle, bis Stefanie erwachen würde.
„Julia," meinte Hope. „Hier in Salem gibt es ein kleines Krankenhaus, am Rande der Innenstadt. Besorg bitte so viele Blutkonserven, wie du finden kannst. Stefanie wird nach Blut lechzten."

„HOPE! KOMM HER! BEEIL DICH!" rief Damon.
Verwundert schauten sich Hope und Julia an und rannten so schnell sie konnten zu ihnen.
Damon und Elena schauten Hope mit Tränen in den Augen an und lächelten.
„Sie hat einen Herzschlag! STEFANIE HAT EINEN HERZSCHLAG!" rief Damon. Stefanie begann wieder zu atmen und ihre Haut färbte sich wieder leicht rosa.
„Ich danke dir, Hope. Es wird eine schwierige Zeit für sie anbrechen, doch ohne dich würde sie gar nicht erst aufwachen." meinte Elena, doch Hope verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
„Wenn es eine Sache gibt die ich hasse, dann sind es falsche Freunde."
„Ich bin mir sicher, dass keiner falsche Freunde mag." antwortete Elena und schaute sie verwirrt an.
„Du bist eine falsche Schlange, Elena. Caroline war deine beste Freundin." rief Hope und verließ den Raum. Voller Zorn und Unverständnis, sprang Damon auf und lief ihr hinterher.
„Hope Andrea Mikaelson. Du bist genauso jähzornig wie dein Vater es war."
Dieser Satz ließ sie brodeln. Sie war noch nie zuvor so eingeschnappt, wie in diesem Moment.
„Ich hoffe, ich habe mich verhört!" rief sie mit einem mörderischen Gesichtsausdruck.
„Hör zu, Hope, du machst momentan sicherlich einiges durch, doch der Tod deiner Eltern ist schon so lange her..."
Hope schaute Damon entsetzt an und zertrümmerte einen alten Spiegel, der an der Wand hing.
„Niemand gibt dir das recht mir anzuweisen, wann ich aufhören soll, um meine Eltern zu trauern! NIEMAND!"
„Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen, aber du solltest etwas an deinem Verhalten ändern. Vielleicht solltest du über eine Therapie nachdenken."
Sie nahm eine Scherbe von dem Spiegel, hielt sie an Damon's Hals und flüsterte: „Es ist ganz schön tapfer sich als Mensch mit mir anzulegen. Denk am besten zwei Mal nach, wenn du irgendwelche hirnlosen Bemerkungen machst, wir wollen doch nicht, dass Stefanie aufwacht und plötzlich eine Halbwaise ist, oder?"
Damon's Atem stockte. „Es tut mir leid."
„Du hast recht, ich habe das Temperament meines Vaters und ich würde nicht eine Sekunde zögern, es einzusetzen."
Sie schaute sich im zersplitterten Spiegel an und wischte sich eine Träne sanft von ihrer Wange.
„Damon, es ist so weit. Stefanie wacht auf!" meinte Julia und zog Damon am Arm in das Büro. Sie öffnete langsam und sanft ihre Augen und schaute sich verwirrt um.
„Hallo, Sonnenschein. Hast du gut geschlafen?" fragte Damon und grinste sie an. Sie schaute ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie, doch wer sind Sie?"
Elena und Damon schauten sich irritiert an und wurden beide nervös. „Spätzchen, ich bin's, dad..."
Einen kurzen Moment sagte niemand etwas. Die Stille wurde beinahe angsteinflößend, bis Stefanie plötzlich ein lautes Kichern ausstieß.
„Entschuldig, aber ihr hättet eure Gesichter sehen sollen!" rief sie und umarmte ihre Eltern. Elena gelang es bislang noch immer nicht hundertprozentig sich damit abzufinden, dass ihre Tochter von nun an ein Vampir war, doch sie freute sich, dass sie weiterhin leben konnte.
„Mum, Dad, ich habe Hunger... So einen starken Hunger..."
„Ich weiß, Schätzchen, doch wir haben hier kein Blut vorrätig. Fahren wir nach Hause, in der Schule gibt es mit Sicherheit Blutkonserven.
„Ich will aber keine Konserven, ich will frisches, warmes Blut..." meinte Stefanie, während sie sich aufrichtete und ihren Vater von sich weg stieß.
„Stef..."
„Ich bin mächtiger, als je zuvor... Ich habe Kraft, Macht und... und Hunger..."
„Stefanie, ich weiß, dass es hart ist, doch wir steigen jetzt in den Wagen deines Vaters und fahren zurück zur Schule." meinte Hope und legte ihren Arm um sie.
„Ja, das können wir machen. Andererseits..."
Stefanie schaute Hope in die Augen, während sich ein gigantisches Grinsen ihrerseits breitmachte und brach Hope das Genick.
„Stefanie!" rief Elena, doch sie verschwand in der Dunkelheit.

The Vampire Diaries: Dark Desires - Legacies FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt