Kapitel 12

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Ich öffne meine Augen. Mein Kopf dröhnt und ich habe einen Kater, ohne auch nur einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben. Ich liege in einem dunklen Zimmer ohne Fenster. Ich taste meine Umgebung ab und stelle fest, dass ich auf einer Couch liege, die aber unmöglich meine sein kann, da sie einen weichen Überzug hat und meine nur aus Stoff besteht. Ich bemerke einen kleinen, flachen Tisch, auf dem sich eine Schreibtischlampe befindet. Ich knipse sie an und bin kurz geblendet vom Licht. Ich schaue mich in dem Zimmer um. Auf dem Boden liegt eine dünne Decke, die ich dankbar aufhebe, denn mir ist ziemlich kalt. Ich bemerke, entgegen meiner ersten Einschätzung, ein kleines Fenster welches hoch in die Wand eingelassen ist. Ich schaue an mir herunter. Ich trage immer noch nur meinen kurzen Schlafanzug. Auf dem Boden liegt ein Stapel mit Sachen. Ich hebe ihn auf. Er besteht aus einer Jogginghose, einem T-Shirt, Socken, einer Fleecejacke und Unterwäsche. Außerdem ein paar ausgetretene Turnschuhe. Ich probiere alles an und wundere mich, dass alles passt. Woher kennt diese Person meine Größen? "Oh Dornröschen ist wach", höre ich eine weibliche Stimme sagen. "Na? Was tust du jetzt? Jetzt kann dir dein toller Freund auch nicht helfen", spricht sie weiter. Ich blinzle. Sie meint Tim! "Was hat du mit ihm gemacht?", rufe ich laut. "Oh, ich? Gar nichts. Er wird ganz alleine zu mir kommen", kontert sie gelassen. "Lass Tim da raus! Er hat dir nichts getan! Ich weiß zwar nicht, was du gegen mich hast, aber lass Tim in Ruhe!", entgegne ich. "Er hat mir genug getan! Sachen von denen du keine Ahnung hast!", kommt die Antwort kalt zurück. "Wer bist du überhaupt?", die Stimme kommt mir bekannt vor. "Na wer denkst du denn wer ich bin?", die Person scheint direkt vor der Tür zu stehen. Plötzlich erkenne ich die Stimme. Nein! Das kann doch nicht sein, oder? "Du bist Marie. Tims Ex-Freundin", antworte ich mit fester Stimme, wobei ich versuche das 'Ex' besonders zu betonen und mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. Was hat sie bloß vor? Hoffentlich geht es Tim gut. Ich kann jetzt nur hoffen, dass er keinen Mist macht. Mein Magen knurrt. "Hast du etwa Hunger?", fragt sie spöttisch. Ich erwidere nichts. Ich setze mich wieder auf des Sofa und starre den Tisch an. Meine Gedanken wirbeln wild durcheinander. Ich wurde von einer verrückten Ex-Freundin von Tim entführt. Die mich hier behalten will um ihn anzulocken. Wer weiß, was sie mit ihm anstellen wird, wenn er wirklich kommt. Dieser Frau würde ich alles zutrauen! Ich hoffe nur, dass er jetzt die Füße stillhält und nicht herkommt. "Hier!", sagt sie, als sie mit einen Teller mit Brot und einen Krug Wasser durch die Katzenklappe in der Tür gibt. "Wir wollen dich ja nicht verhungern lassen. Immerhin brauche ich dich ja noch", der Spott in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Ich bleibe still und sage nichts. Als sie sich wieder entfernt, drücke ich vorsichtig die Türklinke herunter. Sie ist verschlossen. Natürlich. Was habe ich auch anderes erwartet? Dann gehe ich zum Fenster und öffne es. Ich schaue heraus und stolpere sofort zurück. Also auch dieser Fluchtweg ist ausgeschlossen. Das Fenster ist ziemlich weit oben. Mindestens im dritten Stock und die Hauswand ist glatt. Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich mich immer noch in Köln befinde. Ich werfe einen Blick auf die Katzenklappe und verwerfe den Gedanken gleich wieder. Sie ist zu klein. Mist! Ich bin hier tatsächlich eingesperrt und Marie hilflos ausgeliefert. Wenigstens bekomme ich Verpflegung und muss nicht hungern. Meine größte Sorge gilt jedoch Tim. Was wenn er wirklich kommt und sie ihm etwas antut? Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen. Ich habe so unglaubliche Angst, dass ihm etwas passiert oder noch schlimmer, ihn zu verlieren. Nein! Sowas darf ich gar nicht denken! Ich bin jetzt nur auf mich gestellt und muss jetzt zusehen, wie ich hier raus komme. Ich fühle mich plötzlich sehr allein. Ich habe Angst. Ich setze mich wieder aufs Sofa und kuschle mich unter die Decke. Mein Kopf schmerzt immer noch. Ich lege meinen Kopf auf die Sofalehne und schließe meine Augen. Hoffentlich kann ich nach einem kleinem Schläfchen klarer denken.

YouTube-Teacher ||Herr Bergmann FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt