Kapitel 7

35 3 0
                                    

„Erklär mir mal, wieso du die Stelle abgelehnt hast.“ neugierig sah ich Lucas mir gegenüber an. „Weil ich finde, dass ich noch nicht die Erfahrung habe um den Notfall zu leiten.“ „Aber das tust du doch praktisch schon.“ schmunzelnd schüttelte er seinen Kopf. Das sah ich völlig anders.

„Doch, sicher. Jedes Mal, wenn Anton da ist, herrscht das reinste Chaos. Du kannst das viel besser als er.“ „Er ist kein schlechter Pfleger.“ Lucas hatte recht, aber Anton konnte einfach keinen Notfall leiten. „Wieso hast du die Stelle als Stationsärztin nicht angenommen?“ „Auf der Chirurgie?“ auf meine Frage nickte er. „Weil mir das zu ruhig ist.“ ich war lieber dort, wo die Action war. Ich konnte mir nicht vorstellen eine Abteilung zu leiten, bei der ich praktisch nichts zu tun hatte als die Patienten während ihres Aufenthaltes zu betreuen.

„Kann ich mir denken. Du brauchst diese Hektik.“ „Da hast du recht. Etwas anderes kann ich mir gar nicht vorstellen.“ lächelnd nahm ich einen Schluck von meinem Drink. „Ich sehe selten einen Arzt, der so ein Lächeln auf den Lippen hat, wenn er von seiner Arbeit redet. Du liebst es wirklich.“ lächelnd nickte ich, was auch ihm ein Lächeln entlockte.

Ich musste zugeben, dass es doch kein Fehler war mit Lucas in die Bar zu gehen. Seit einer Stunde sassen wir am Tisch und unterhielten uns über Gott und die Welt. Er war wirklich bei weitem ein besserer Gesprächspartner als Ben, der nur dasass und sich meinen Laptop ansah. Bis jetzt hatte mir Lucas auch nicht den Eindruck gemacht, mehr von mir zu wollen, als die Freundschaft, die sich langsam zwischen uns entwickelte.

„Sag mal.“ fing er an und sah auf meine Hände, mit denen ich mein Glas festhielt. „Ich habe mir lange überlegt, wie ich dir das sagen soll.“ „Hast du etwas ausgefressen?“ tief durchatmend schüttelte er seinen Kopf und sah mir in die Augen. Nun fiel mein Blick aber auf seine Hand, die sich langsam ihren Weg über den Tisch bahnte.

„Ich habe-“ „Gott, ist das voll hier.“ irritiert sah ich die zwei Männer an, die sich neben Lucas und mich setzten. „Wenigstens haben wir noch einen freien Platz gefunden.“ kam es von dem Anderen. „Oh, tut mir leid.“ wandte sich der Braunhaarige an uns. „Wir haben doch nicht gestört, oder?“ etwas ratlos sah ich Lucas an, aber ihm schien es wohl nicht anders zu ergehen.

„Sie sehen nicht so aus, als würden sie sich gestört fühlen, Brody.“ „Ehrlich gesagt-“ Lucas unterbrach sich, als beide Männer ihm einen warnenden Blick zuwarfen. „Siehst du. Wir stören nicht.“ zufrieden lächelnd wandte sich dieser Brody an seinen Freund, wobei ich zu Lucas sah, der verdammt eingeschüchtert wirkte. Ich hatte erwartet, dass er die Männer wegschicken würde, aber offensichtlich hatte er nicht genug Mumm um es zu tun.

So hätte ich ihn wirklich nie eingeschätzt. Auf der Arbeit erteilte er gerne Befehle und sagte den Pflegern, was sie tun mussten und zu welchen Ärzten sie gehen sollten. Bis jetzt dachte ich immer, dass Lucas ein starker und selbstbewusster Mann war, aber scheinbar hatte ich mich gewaltig geirrt.

„Ihr seht schon, dass wir uns hier unterhalten oder?“ schmunzelnd sah mich Brodys Freund an. „Ja, aber du siehst auch ziemlich gelangweilt aus.“ „Bin ich aber nicht. Wir wären euch sehr dankbar, wenn ihr jetzt wieder gehen könnt. Er wollte mir gerade etwas sagen.“ abwartend sah ich sie an, aber sie wollten uns offensichtlich nicht alleine lassen.

„Klingt interessant. Was wolltest du ihr denn sagen?“ mit einem provokativen Lächeln stützte er sich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ab und legte seinen Kopf auf seine Hand, während er Lucas ansah. „Ja, was wolltest du ihr denn sagen?“ auch Brody nahm nun die selbe Haltung ein wie sein Freund. Ich war hier doch im falschen Film?!

„Könnt ihr jetzt bitte einfach gehen, bevor wir den Besitzer holen?“ „Merkst du es, Myles?“ Myles hiess dieser andere Idiot also. „Ja. Es ist klar zu sehen, wer hier die Hosen anhat.“ mein Blick lag auf Lucas, dessen gesamter Körper sich anspannte. „Irgendwie erbärmlich. Ein Mann sollte seine Freundin beschützen und sich nicht hinter ihr verstecken. Eigentlich solltest du uns sagen, dass wir abhauen sollen und nicht sie.“ mit jedem Wort, dass Myles sprach, wurde Lucas wütender. Ich hatte so das Gefühl, als würde es nicht gut enden.

Nathalie - Leben und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt