Kapitel 34

24 3 0
                                    

Stumm stand ich im Badezimmer vor dem Spiegel und sah jeden einzelnen Zentimeter meines Gesichts an. Mein linkes Auge war komplett blau und etwas angeschwollen, neben meinem rechten Auge hatte ich eine kleine Wunde, genau wie auf meiner Stirn und auch mein Kiefer war blau verfärbt.

Langsam liess ich meinen Blick an mir nach unten wandern. Meine komplette Seite, genau so wie mein Bauch, zierte ein einziger grosser blauer Fleck, der an einzelnen Stellen komplett schwarz war. Meine Arme zierten rote Flecken und einzig meine Beine wurden von Greg verschont, wenn man von den Schürfwunden an meinen Knien absah.

Tief durchatmend wandte ich meinen Blick von mir ab und ging unter die Dusche. Ich wollte endlich all diesen Schmutz von mir waschen, doch kaum traf das warme Wasser meinen Körper, schnürte sich meine Brust zu. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, obwohl ich mehr als genug Luft bekam.

Halt suchend hielt ich mich an der Wand fest, aber alles brachte mir nichts. Mein Atem ging schnell, als ich vergebens versuchte Luft in meine Lungen zu bekommen und dabei auf den Boden sackte. „Nathalie? Alles in Ordnung?“ mit der einen Hand stützte ich mich auf den Boden ab, während ich meine andere Hand auf meine Brust hielt. Ich war so damit beschäftigt irgendwie Luft zu bekommen, dass ich nicht einmal mitbekam, wie Ben das Badezimmer betrat.

Sofort kam er zu mir, stellte das Wasser ab und zog mich auf die Füsse. „Tief ein- und ausatmen.“ auf einen Schlag war alles wieder in Ordnung, so dass ich auch wieder normal atmen konnte. Ben schien das genau so zu verblüffen wie mich auch, aber trotzdem ging er nicht weiter darauf ein und drehte mir den Rücken zu. „Ich warte im Zimmer auf dich.“ noch während er zur Tür ging, drehte ich mich um und stellte das Wasser wieder ein.

Wieder war es so, als würde mir sämtliche Luft entzogen werden, als würde ich ertrinken. Kaum schnappte ich nach Luft, schlang Ben von hinten seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. „Es ist nur Wasser.“ das wusste ich, aber es änderte nichts daran, dass ich gerade verdammte Panik schob. Trotzdem zwang ich mich dazu tief ein und auszuatmen, auch wenn es verdammt schwer war.

Es kam mir vor wie Minuten, bis ich mich einigermassen beruhigt hatte. Ben hielt mich weiter beschützend fest, hatte seinen Kopf an meinem Nacken gelegt und störte sich offensichtlich nicht daran, dass er von Kopf bis Fuss nass wurde. Einmal mehr zeigte er mir, dass er immer für mich da sein würde und ich mit meiner Entscheidung völlig richtig lag.

Auch wenn ich mich beruhigt hatte, konnte ich nicht verhindern, dass mein gesamter Körper zitterte, obwohl das Wasser relativ warm war. „Ich werde dir helfen.“ er griff an mir vorbei zum Shampoo und fing an damit meine Haare zu waschen. „Du bist nass.“ „Du hast keine Ahnung wie egal mir das ist.“ vorsichtig spülte er meine Haare aus und drehte mich anschliessend sanft zu sich.

Stumm beobachtete ich Ben dabei, wie er meinen Körper mit einem Schwamm und dem Duschgel einrieb, damit ich endlich diesen Schmutz von mir bekam. In allen anderen Situationen wären wir wohl spätestens jetzt übereinander hergefallen, aber weder Ben, noch ich hatten irgendwelche Hintergedanken, als er das Duschgel von meinem Körper wusch und mich anschliessend in ein Tuch wickelte.

„Kommst du klar?“ stumm nickte ich, worauf er mich sanft auf die Stirn küsste und in seinen nassen Klamotten das Badezimmer verliess. Er hätte auch hier bleiben können, aber ich wusste, dass er mir meinen Freiraum geben wollte und irgendwie war ich ihm dankbar dafür. Ich musste mich mental auf das bevorstehende Gespräch vorbereiten und das ging nicht, wenn er hier war.

Eigentlich wollte ich zu mir nach Hause gehen, aber Ben fand es besser, wenn ich bei ihm blieb und so hatte er mich zu sich nach Hause gefahren. Weil ich hier aber keine Klamotten hatte, gab mir Ben ein Shirt und Shorts von ihm, die ich nun anzog und auch gleich das Badezimmer verliess. Mein Blick glitt gleich zum Bett, auf dem Ben sass und mich ansah.

Nathalie - Leben und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt