Kapitel 30

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Gelangweilt sass ich vor der Haustür auf dem Boden und sah auf meine Hände runter. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich hier schon sass und auf den Besitzer wartete, aber selbst wenn ich darüber nachdenken wollte, konnte ich das nicht, weil ich gerade zu fasziniert von meinen Fingern war. „Das ist cool.“ grinsend führte ich meine Finger nacheinander zu meinen Daumen.

Widerwillig hob ich meinen Kopf, als ein Wagen die Auffahrt nach oben fuhr und stehen blieb. „Du bist ein böser Mann!“ anklagend sah ich Ben an, der nicht zu verstehen schien was mit mir los war und auf mich zukam. „Du hast mich einfach warten lassen.“ aus welchem Grund auch immer, stiegen mir die Tränen in die Augen, was Ben dazu veranlasste vor mir in die Knie zu gehen.

„Das tut mir leid, aber ich wusste nicht, dass du kommst.“ „Ich weiss.“ schmunzelnd legte er seinen Kopf schief. „Hast du getrunken?“ nachdenklich runzelte ich meine Stirn, wobei mein Blick wieder auf meine Hände fiel. „Guck mal, was ich kann.“ voller Stolz, weil ich etwas konnte, was eigentlich jeder Mensch konnte, hob ich meine Hände und führte meine Finger nacheinander zu meinem Daumen.

„Du hast getrunken.“ stellte Ben fest und stand auf. „Wir gehen jetzt erst einmal rein.“ „Ich muss aufs Klo.“ nuschelte ich, während er mir auf die Füsse half. „Ich muss dich wohl nicht fragen, wie lange du schon hier sitzt.“ stumm schüttelte ich meinen Kopf und folgte ihm rein, nachdem er die Tür geöffnet hatte.

Halt suchend hielt ich mich an der Kommode fest und streifte mir die Schuhe von den Füssen. Natürlich musste ich mich dabei so dumm anstellen, dass ich mein Gleichgewicht verlor und zur Seite taumelte. Zu meinem Glück hatte Ben gute Reflexe, denn er hielt mich gleich an meinen Schultern fest, hatte dabei aber einen mahnenden Blick aufgesetzt, der soviel hiess, dass ich eindeutig zu viel getrunken hatte.

„Du bist süss.“ den Vorfall von gerade schon wieder vergessen, legte ich meine Hände auf seine Seite und liess meinen Blick an ihm nach unten wandern. Er hatte ein weinrotes Shirt an, wodurch ich sehen konnte, wie durchtrainiert er war und schwarze Jeans, die ihm wie immer perfekt passten. Wieso musste er so unfassbar gut aussehen?

„Nathalie!“ blinzelnd kam ich aus meinen Gedanken und sah zu ihm hoch. In diese grünen Augen, die mich immer wieder in ihren Bann zogen, genau so wie jetzt auch. „Ich liebe dich.“ murmelte ich gedankenverloren. In der nächsten Sekunde kam ich aber wieder zu mir, nahm seine Hände von mir und ging zur Treppe. Ich liess ihm gar nicht die Möglichkeit auf meine gesagten Worte zu reagieren, vor allem hatte ich soviel getrunken, dass ich schon wieder vergessen hatte, dass ich sie überhaupt ausgesprochen hatte.

Nachdem ich meine Blase entleert hatte und wieder nach unten kam, stand Ben immer noch an der selben Stelle und starrte vor sich hin. Erst, als ich die letzte Stufe verfehlte und auf dem Boden landete, kam er zu sich und ging gleich vor mir in die Knie. „Hast du dich verletzt?“ besorgt liess er seinen Blick über mich wandern. „Alles in Ordnung.“ lächelnd stützte ich mich mit den Händen am Boden ab und wurde gleich von Ben auf die Füsse gezogen.

„Wieso bist du hier?“ unwissend zog ich meine Schultern nach oben, worauf er nur seufzend nickte und mich zum Wohnzimmer führte, wo ich mich neben ihm auf die Couch setzte. „Wusstest du, dass ich verklagt wurde?“ „Nein, von wem?“ es war nicht zu übersehen, dass Ben überrascht war. „Von meinen Eltern.“ gab ich gleichgültig von mir und sah runter auf mein Top, dessen Saum ich in meine Hand nahm.

„Nathalie.“ Ben umfasste mit seiner Hand mein Kinn und drehte meinen Kopf sanft zur Seite. „Wieso haben sie dich verklagt?“ „Weil ich die Rechnung nicht bezahlt habe.“ verwirrt runzelte er seine Stirn, bis er zu verstehen schien, was ich ihm gerade gesagt hatte und sich ein anklagender Blick auf sein Gesicht legte. „Du wolltest mir doch die Rechnung geben.“ „Lass das!“ sagte ich gleich, als mir einmal mehr die Tränen in die Augen stiegen.

Nathalie - Leben und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt