Kapitel 23: Die Rettung 1

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JISUNG'S POV:

Die nächsten zwei Stunden hatten schon begonnen und Jeongin war immer noch nicht da. Er schrieb mir nicht einmal mehr zurück. Ich erhielt kein einzigstes Lebenszeichen von ihn. Er hatte doch gesagt, dass er nur mal kurz weg musste. Jetzt war er aber schon fast eine Stunde weg und niemand schien ihn so wirklich gesehen zu haben. Niemand konnte mir sagen, wo er hingegangen sein könnte. Seungmin und Chan wollte ich nicht in Sorge versetzen. Sie wussten genauso wenig, wo er sein konnte. Damit könnte ich sie nur unnötig ablenken und das wollte ich nicht.

Mit einem Mal klopfte es an der Tür. Der Lehrer unterbrach seinen Monolog. "Herein!" gab er genervt von sich. Wenn das jetzt Jeongin war, dann war das alles andere als ungünstig. Er hasste es, wenn man seinen Unterricht störte. Als Strafe bekamen alle immer eine heftige Ohrfeige. Viele waren da durch schon einmal weinend weggelaufen. Wie hatte er es nur geschafft so Lehrer zu werden? Aber wahrschienlich wusste es niemand.

Die Tür öffnete sich und meine Augen weiteten sich. Es war wirklich Jeongin. Leider. Allerdings fiel mir etwas sehr erschreckendes auf. An seiner rechten Seite der Stirn, befand eine mittelgroße Kopfplatzwunde. Sie war vom Blut bereits getrocknet. Die ganze Klasse starrte ihn schockiert an, doch dem Lehrer schien dies vollkommen egal zu sein.

Ich beobachtete ihn genau. Er humpelte, als er hinein kam und die Türen schloss. Der Lehrer schnaubte verächtlich und ging auf ihn zu. "Zu spät! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" Er sagte nichts. Er brachte nichts heraus. Er sah schlimm zugerichtet aus. Einen Arm hatte er um seine Hüfte geschlungen. Das tat er sonst nie. Seine Augen waren gerötet und geschwollen. Im Gesicht war er extrem blass. "Tse, nutzlos!" Schon ging ein sehr lautes Klatschen durch den Raum. Er hatte wirklich eine Ohrfeige bekommen. Seine linke Wange färbte sich sofort dunkelrot. Seine Haut schien so trocken zu sein, dass sie aufplatzte und kleine Blutgerinsel nach unten liefen. Mit einem Mal sagte er doch etwas. Es war kaum hörbar, aber ich verstand es trotzdem. "Es tut mir leid...das ich existiere." Danach drehte er sich einfach um und rannte aus dem Raum. "Innie!" rief ich und stand auf.

Ich wollte ihn hinterher, aber bevor ich den Raum verlassen konnte, hatte der Lehrer mich grob am Handgelenk gepackt und aufgehalten. "Du bleibst hier und setzt dich besser wieder hin." Ich riss mich aber von ihn los, woraufhin er mich mit seinen Fingernägeln kratzte und blutige Kratzer hinterließ. Aber das war mir egal. "Was stimmt mit Ihnen nicht? Wie kommen sie überhaupt darauf irgendwelche Schüler zu schlagen, die Ihren Unterricht stören. Das machen andere Lehrer nicht!" Kurz danach spürte ich ebenfalls einen brennenden Schlag auf meiner Wange. Ich wollte gar nicht wissen, wie schlimm das für Jeongin erst sein muss. Ich weiß doch wie sehr er litt und was er alles durchmachen muss. Für ihn war es tausend Mal schlimmer. Ich warf ihn noch einen kurzen bösen Blick zu, bevor ich mich ebenfalls wegdrehte und aus dem Klassenraum verschwand. Ich muss zu Jeongin. Er hat gerade schlimmere Sachen zu verarbeiten.

Ich suchte das ganze Schulgebäude nach ihn ab, aber ich konnte ihn hier drinnen einfach nicht finden. Ich verließ das Gebäude sofort und suchte auf dem Schulhof, doch auch hier war er nicht. Der Hof war nicht groß, also schaffte ich es ihn in fünf Minuten abzusuchen. "Innie...wo steckst du nur?" Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Jeongin. Ich ging sofort ran und das Erste was ich hörte, war ein herzzerreißendes Schluchzen. "Jeongin, wo bist du? Sag es mir!" "Es...tut mir alles so leid. Ich...schaff das nicht mehr." Meine Augen weiteten sich. Was meint er nur damit? "Ich kann das nicht mehr. Du, Chan, Seungmin...! Ihr seid alle besser dran, wenn ich nicht mehr da war. Glaub mir. Ihr seid von all den Schmerz befreit...wenn ich nicht mehr existieren würde." Meine Augen weiteten sich immer mehr vor Schock und Angst. Sie füllten sich mit Tränen. "Nein, Innie! Tu nichts Dummes! Ich will dich doch nicht verlieren." "Das hast du bereits." Danach hatte er einfach aufgelegt. Seine Stimme klang gegen Ende ziemlich schwach und gebrochen. Ich muss mich beeilen. Ich muss ihn retten. Ich darf ihn nicht verlieren. Ich wusste wo er war. Dort ging er immer hin, wenn er traurig war.

Ich rannte einfach los. Hoffentlich war ich noch nicht zu spät. Ich achtete auch nicht mehr auf den Verkehr und auf Ampeln. Die würden mich doch eh nur aufhalten. Ich muss ihn retten! Chan könnte mir nie verzeihen, wenn er meinetwegen starb. Ich könnte es mir selbst nie verzeihen. Er war das Wichtiges was mir hätte passieren können. Er war nicht nur ein einfacher Freund. Er war mein bester Freund. Ich liebe ihn. Und obwohl ich genau das die ganze Zeit dachte, dachte ich auch, dass ich mich in Minho verliebt hätte. Das hatte ich nicht. Es war nur Bewunderung. Mehr war das nicht. Ich hatte immer noch Gefühle für meinen kleinen Fuchs und jetzt lag es an mir ihn zu retten.

Der Han-River kam langsam in Sicht. Ich war fast da. Schon von weiten konnte ich eine kleine Silhouette erkennen, die übers Geländer stieg. Das war Jeongin. Ich wusste es! Ich kannte ihn einfach nur zu gut. Ich werde ihn versprechen, dass wir das gemeinsam hinbekommen würden. Gemeinsam waren wir stark. Das wusste ich. Es gab noch nie jemand, der uns übertrumpfen konnte. Wir waren ein Herz und eine Seele.

"JEONGIN!!!" schrie ich los, bevor er loslassen konnte. Er sah auf und seine Augen weiteten sich gleich geschockt. "Sungie...wieso..." Ich sah ihn seinen Schock an, aber das war ganz einfach zu erklären. "Ich lass dich nicht im Stich." Die Situation mit unserem Lehrer muss ihn schließlich den Rest gegeben haben. Das konnte ich verstehen. Trotzdem war ich die ganze Zeit über blind gewesen. Er hatte die ganze Zeit schon den Gedanken zu sterben. Immerhin erkannte ich seine Absicht noch vor seinem Versuch zu Sterben. "Bitte, lass mich endlich gehen. Ich kann das nicht mehr." Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. "Du kannst es und du wirst es können. Mit mir an deiner Seite kann dir niemand etwas. Du musst mir vertrauen. Ich sehe dir deinen tiefsten und inneren Schmerz an. Ich seh dir an, wie sehr du sterben möchtest. Aber ich kann das auf keinen Fall zulassen. Hörst du? Du bist mein Ein und Alles. Dich zu verlieren...könnte ich nie verkraften, hörst du?" Nun nahmen die Tränen auch bei mir freien Lauf. "Ich liebe dich, Yang Jeongin...und ich will mit dir den Rest meines verdammtes Lebens mit dir verbringen." Aus seinen Augen liefen immer mehr Tränen und dann lächelte er mich sanft an. "Danke, Sungie. Das waren die schönsten Wörter, die ich je hören durfte. Ich liebe dich auch und..." Plötzlich zog ein starker Windstoß auf, der ihn vom Geländer wehte und er unweigerlich losließ. Das kann nicht sein. Ich kann ihn nicht verlieren.

Ich streckte mein Hand nach ihn aus und lief los. Alles kam mir wie in Zeitlupe vor.
"JEONGIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!!!!!!"

FORTSETZUNG FOLGT.....

Pain || JeongsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt